Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
früh in alter Frische im Büro.«
»Einverstanden. Passen Sie auch auf sich auf, Somers – und hey, das gilt auch für Sie, klar? Wenn Sie in Schwierigkeiten kommen, piepsen Sie mich an!«
Somers lächelte.
»Sicher, geht klar«, sagte er.
Neununddreißig
Dante und Kacy saßen im Nightjar an einem Tisch. Es war eine relativ große und geschäftige Bar am Rand der Stadt. Rings um die Theke gab es eine Menge Tische, meist mit vier oder fünf Stühlen, allerdings saßen selten mehr als ein oder zwei Gäste daran. Ein paar wenige Leute standen auch, die Atmosphäre war recht entspannt.
Die beiden waren auf dem Rückweg vom Jahrmarkt im Nightjar eingekehrt, um ein wenig Entspannung zu finden nach dem Stress des Tages und der allgemeinen Unruhe, die sie inmitten der Menge im Boxzelt erfasst hatte.
Nach ein paar Bier fühlten sich beide schon viel besser. Daheim im Hotelzimmer hatten sie einhundert Riesen in einem Koffer, gestohlen aus dem Santa Mondega International , und bei sich trugen sie das Auge des Mondes, das auf die gleiche Weise in ihren Besitz gelangt war. Nach einer langen Diskussion über die Vor- und Nachteile eines Verkaufs des kostbaren Steins waren sie zu dem Ergebnis gekommen, dass das Risiko viel zu hoch war. Es gab niemanden, dem sie vertrauen konnten, und mit einhundert Riesen, die sie bereits in der Tasche hatten – warum sollten sie ihr Leben riskieren, um noch ein paar Riesen dazuzuverdienen? Es war eigentlich Kacy gewesen, die Dante hatte überzeugen müssen. Mit ein paar Bier intus war er leichter zu beeinflussen, viel leichter. Er war entspannter und offener für ihre Meinung. Abgesehen davon hasste er es, mit ihr zu diskutieren, während er zugleich versuchte, sich bei seinem Weizensaft zu entspannen, und das wusste sie.
Um acht Uhr an jenem Abend änderten sich ihre Pläne.
Sie tranken gerade in gelöster Stimmung ihr jeweils viertes Bier auf die Freuden, welche die Zukunft für sie bereithielt, als die beiden Mönche aus dem Boxzelt hereinspazierten. Dante entdeckte sie zuerst, aber während er noch versuchte, Kacy unter dem Tisch zu treten, um sie zu alarmieren, beging er den Fehler, einen Sekundenbruchteil zu lang in ihre Richtung zu starren. Einer der Mönche bemerkte es auf dem Weg zum Tresen. Er erwiderte Dantes Blick lange genug, um ein Gefühl von Unbehagen in dem jungen Mann aufsteigen zu lassen.
Als wäre dies nicht beunruhigend genug, versetzte der Mönch seinem Kollegen einen Stoß und nickte in Richtung von Kacy. Beide blickten zu ihr und murmelten leise miteinander, bevor sie sich auf zwei Barhockern niederließen und sich etwas zu trinken bestellten.
Dante überzeugte sich mit einem hastigen Blick, dass das Auge des Mondes nicht durch Kacys T-Shirt hindurch zu sehen war – was nicht unbedingt bedeutete, dass die Mönche nicht wussten, dass sie es bei sich trug. Er musste sie aus der Bar schaffen, und es musste schnell und unauffällig geschehen. Gott sei Dank erwies es sich nicht als nötig, Kacy zu überreden. Sie konnte an seinen Augen sehen, dass etwas nicht stimmte.
»Verschwinden wir von hier«, flüsterte sie ihm zu. Sie tippte ihn unter dem Tisch an und nickte in Richtung Ausgang.
»Warte noch einen Moment, okay?«, antwortete Dante. »Damit es nicht so offensichtlich ist. Du stehst zuerst auf, als wolltest du auf die Toilette. Auf dem Weg dorthin versuchst du nach draußen zu schlüpfen, ohne dass sie dich sehen.«
»Und was machst du?«
»Ich bleibe hier sitzen, als würde ich annehmen, dass du zurückkommst. Wenn sie dir folgen, bin ich direkt hinter ihnen. Wenn nicht, komme ich nach fünf Minuten hinterher. Wir treffen uns im Motel. Geh so schnell du kannst, und bleib auf keinen Fall stehen. Auf gar keinen Fall, ist das klar?«
»Klar. Ich liebe dich, Baby.«
»Ich liebe dich auch. Und jetzt mach, dass du verschwindest!«
Kacy erhob sich und ging in Richtung Damentoilette. Sie passierte die beiden Mönche an der Bar, während sie sie ununterbrochen aus den Augenwinkeln beobachtete. Als sie sicher war, dass sie nicht zu ihr sahen, machte sie ein paar rasche Schritte seitwärts hinter eine Gruppe von betrunkenen Gästen und ging von dort aus weiter in Richtung Ausgang. Sekunden später war sie draußen auf der Straße.
Es wurde rasch dunkel. Und Kacy war allein.
Vierzig
Kyle und Peto kamen überein, dass es keine gute Idee wäre, direkt zur Tapioca Bar zu gehen. Nach langen Diskussionen beschlossen sie, zuerst ein paar andere Lokale zu
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