Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
eines Zwölfjährigen über eine Reihe von Bodenwellen und zwischen einigen Bäumen hindurch hinter eine Ansammlung dichter Büsche, wo es nicht ohne Weiteres gesehen werden konnte.
Langsam stieg er aus und schloss leise hinter sich die Tür, wobei er sich bemühte, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Für ein paar Sekunden verharrte er und überlegte. Was sollte er als Nächstes anfangen? Gab es irgendetwas, das er im Notfall würde gebrauchen können? Er hatte den Pager von Somers dabei, und er hatte sein Mobiltelefon. Was sonst konnte er benötigen, wenn die Dinge nicht so liefen wie geplant? Und wieso war er mit einem Mal so nervös? Er gehörte normalerweise nicht zu denen, die Angst hatten wegen irgendetwas, das mit seiner Arbeit zusammenhing, ganz gleich, wie gefährlich es sein mochte.
Dann dämmerte es ihm. Es war die Tatsache, dass Somers ihm den Pager gegeben hatte, die ihn so nervös machte. Es ließ vermuten, dass der ältere Detective die Gefahr sehr genau kannte, in die sich Jensen begab. Doch was machte er schon, außer sich im dichten Unterholz zu verstecken und ein Haus zu beobachten, das mitten im Nichts stand? Mochte es auch das Haus von Santa Mondegas berüchtigtstem Gangster sein, jemandem, der sich sehr wohl als ein modernes Äquivalent von Graf Dracula und Vito Corleone in einer Person herausstellen konnte.
Als er sich auf den Weg durch den Wald in Richtung Villa machte, achtete er darauf, zu jeder Zeit in Sichtweite der Straße zu bleiben. Es war viel schwieriger, bis zur Villa zurück zu gelangen, als er angenommen hatte. Der Waldboden war übersät von freiliegenden Wurzeln, Reben und Ranken versperrten ihm den Weg, und alles schien begierig, ihn zum Stolpern zu bringen oder sich um Arme und Beine zu schlingen und ihn festzuhalten. Leise zu sein war demzufolge genauso schwierig, wenn nicht unmöglich. Jeder Schritt ließ einen Zweig knacken, und in der umgebenden Stille hallte das Geräusch durch den Wald wie ein Donnerschlag.
Es dauerte gut zwanzig Minuten, bis die Villa auf der anderen Straßenseite in Sicht kam, eine dunkle Silhouette vor dem nächtlichen Himmel. Eine hohe Steinmauer umgrenzte das gesamte Grundstück.
Nachdem er das ganze Anwesen in Ruhe betrachten und nicht nur aus dem Wagenfenster im Vorbeifahren kurze Blicke darauf werfen konnte, begriff Jensen allmählich, in welcher Pracht der Gangsterbaron lebte. Dieser El Santino besaß ein gewaltig großes Stück Land. Von seiner Position direkt vor dem Haupttor konnte Jensen sehen, dass sich die Mauer zu beiden Seiten der Straße entlangzog, so weit das Auge reichte. Sehr beeindruckend.
Nachdem er länger als geplant und ohne jede Absicht gegafft hatte, besaß er endlich die Vernunft, sich hinter einem Busch gegenüber dem Eingang zu verstecken. Das zweiflügelige Tor war beinahe doppelt so hoch wie die Mauer – sicher zehn Meter, schätzte Jensen. Irgendwie wirkten die massiven schwarzen Eisenstangen finster und bedrohlich, überwuchert von Efeu und gekrönt von Stacheldraht. Es war ein einschüchternder Anblick, besonders in der Nacht – allerdings bezweifelte Jensen, dass er bei Tag viel anders war. Vom Tor führte ein Schotterweg bis zum Herrenhaus hinauf, das gut fünfzig Meter von der Straße weg stand. Es war ein altes Steingebäude und sah aus, als stünde es bereits seit Jahrhunderten dort – hätte es vor Jahrhunderten schon Menschen in dieser Gegend gegeben oder zumindest irgendjemanden, der mit Steinen derartige Gebäude errichtete.
Das Haus erinnerte stark an eine mittelalterliche Burg und war zweifellos ein Vermögen wert, Millionen Dollar, vielleicht sogar Hunderte Millionen Dollar, je nach Erhaltungszustand. Von außen betrachtet sah es alt und unheimlich aus, doch Jensen hatte das Gefühl, dass ein reicher Gangsterboss wie dieser El Santino es im Innern sicher mit hochwertigen Armaturen und Mobiliar und sämtlichem Komfort modernen Lebens eingerichtet hatte.
Dieses riesige Gebäude auszukundschaften konnte ein ziemlich interessanter Job werden. Es gab eine Menge zu bewundern an der Casa de Ville, und Jensen überlegte, dass er entlang der Straße wandern und sehen konnte, welche sonstigen architektonischen Glanzpunkte es noch zu bestaunen gab, sollte ihm langweilig werden.
Wie die Dinge standen, hatte er keine zwanzig Minuten auf seinem Posten verbracht, als ihm unvermittelt dämmerte, dass ihm eine leichte Fehleinschätzung unterlaufen war. Sein Mobiltelefon klingelte. Laut .
Das Geräusch,
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