Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Unterschied zu machen, dass sie das Blut aus dem goldenen Kelch getrunken hatten. Wenn der Kid einen in die Finger bekam, war man trotzdem im Arsch. Nicht gut. Gar nicht gut. Verdammter Benson! , dachte De La Cruz. Ich hoffe für dich, dass du mich nicht auch hast sitzen lassen. Nicht jetzt .
Genau in diesem Augenblick stand Randy Benson am Empfangsschalter des einheimischen Krankenhauses knapp zwei Meilen die Straße runter. Die Klinik hatte an diesem Abend auf sein Verlangen hin wieder aufgemacht, nachdem das Personal zunächst wie üblich um fünf Uhr Feierabend gemacht hatte. Benson hatte die entscheidenden Mitarbeiter wieder antanzen lassen. Sie waren nicht besonders glücklich darüber, doch ein polizeilicher Notfall verlangte nach ihrer Kooperation.
Benson hielt ein Buch in den Händen und las der Frau am Empfangsschalter laut daraus vor. Die fragliche Schwester, Jolene Bird, notierte die Nummern, die er ihr diktierte. Sie war ein wenig nervös angesichts der Gegenwart eines ranghohen Beamten der einheimischen Polizei und hatte alle Mühe, dies zu verbergen. Mit ihrer freien Hand fummelte sie ununterbrochen in ihrem blonden Lockenhaar, und wenn sie nicht in ihrem Haar fummelte, dann rückte sie ihre blau gerahmte große Brille zurecht. Alles, um ihre Hände zu beschäftigen. Sie arbeitete seit gut zwanzig Jahren in der Klinik und wusste, wenn ein Besuch der Polizei ernst war. Normalerweise ging es um Mord, und das hier sah genauso aus. Das Wissen, dass sie einen Fehler machen konnte, der eine Mordermittlung kompromittierte, machte sie so nervös, dass sie zitterte.
»Haben Sie einen richterlichen Beschluss dabei, Sir?«, fragte sie Benson und sah ihm nur ganz flüchtig in die Augen.
»Aber sicher.« Benson lächelte in dem Bemühen, sie zu beruhigen. Er zog ein gelbes Blatt Papier aus der Brusttasche seines Hemds und reichte es ihr über den Schreibtisch hinweg.
»Großartig, danke sehr.« Jolene lächelte nervös zurück, während sie den Beschluss dankbar entgegennahm. Sie gab sich die größte Mühe, sich wenigstens für einige Augenblicke auf das Schriftstück zu konzentrieren, um sich zu überzeugen, dass alles seine Ordnung hatte, dann faltete sie es zusammen und schob es in eine große Tasche auf der Vorderseite ihres langen weißen Kittels.
»Es scheint in Ordnung zu sein«, sagte sie. »Wenn Sie mir bitte folgen würden, ich bringe Sie nach unten und hole es für Sie.« Sie öffnete einen Metallschrank hinter sich und suchte einige Augenblicke im Innern, wählte einen Schlüssel, steckte ihn ein und schloss die Schranktür wieder, bevor sie sich erhob.
Benson folgte ihr durch eine Doppeltür und zwei Korridore und blieb immer einen Meter hinter ihr, so dass er ihren hübschen kleinen Hintern bewundern konnte. Falls es einen Notfall gab und er sich an den Weg erinnern musste, steckte er in massiven Schwierigkeiten – er nahm keine Notiz von seiner Umgebung und starrte unverwandt auf die hin und her schaukelnden Backen unter dem weißen Kittel der Schwester.
Sie führte ihn mehrere Treppen hinunter ins Untergeschoss und zu einem gesicherten Gewölbe, das von zwei massigen Sicherheitsleuten in blauen Uniformen bewacht wurde. Unten angekommen, vermochte er immer noch nicht zu sagen, ob sie unter dem Kittel etwas anhatte oder nicht.
Die mächtige graue Tür zum Gewölbe trug ein Schild mit der Aufschrift Kryokonservierung .
»Dürfen wir bitte hinein?«, fragte Schwester Bird einen der Sicherheitsmänner.
»Na klar, Jolene«, antwortete dieser. Er drehte sich um und tippte einen längeren Kode in ein Tastenfeld an der Wand hinter sich. Jolene trat vor und tippte ebenfalls einen Kode ein, dann legte sie das Auge vor einen Retina-Scanner in Kopfhöhe über dem Tastenfeld. Ein weißes Licht blitzte auf, und die Software identifizierte Jolenes Netzhaut. Ein leises Zischen ertönte, und die massive Tür öffnete sich langsam einen Spaltbreit, bevor sie verharrte. Der Entriegelungsmechanismus war nicht dazu gemacht, die schwere Tür zu bewegen. Einer der beiden Sicherheitsleute trat vor, öffnete die Tür zur Gänze und hielt sie offen, während er die beiden Besucher hindurchwinkte. Jolene Bird ging als Erste hinein, gefolgt von Benson.
»Brrr, ist das kalt hier drin!«, bemerkte der Detective. Er spürte die Kälte zwar nicht, doch die weißen, frostigen Wände sahen eisig aus. Seine eigene Bluttemperatur war so niedrig, dass ihm die Temperaturen nichts ausmachten, doch da er ein kurzärmeliges
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