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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der Qual nun endlich ein wenig Ruhe fand, und Conn kam nicht umhin, sich zu fragen, ob Baldric womöglich recht hatte.
    Diente der Feldzug, auf den sie sich begeben würden, tatsächlich einer heiligen Sache? War jeder Einzelne von ihnen zu Höherem bestimmt? Und würden sie auf diese Weise Befreiung erlangen von den Dämonen, die sie jagten?
    Sehnsucht erfüllte Conn.
    Er wollte fort, möglichst rasch, wollte den Schmutz der Vergangenheit hinter sich lassen, die Intrigen und feigen Mordpläne, um ein neues, reicheres Leben zu beginnen. Vielleicht, so hoffte er, würde er dabei ja tatsächlich seinen Frieden finden.
    Fort vom Schmerz.
    Unwillkürlich musste er an Nia denken, und im selben Augenblick, in dem ihre gequälten, entstellten Gesichtszüge wieder vor seinem inneren Auge auftauchten, verschwand auch der Frieden, den er für einen Moment verspürt hatte, und die alten Qualen kehrten zurück.
    Der Mönch hatte seine Ansprache beendet und verschwand in der Menge, die sich wieder erhob – während Conn das Gefühl hatte, in denselben dunklen Abgrund zurückzustürzen, aus dem die Worte des Predigers ihn für einen Augenblick g ehoben hatten. Wankend kam er wieder auf die Beine und wusste nicht, wohin. Fremde Gesichter umgaben ihn, in denen er weder Trost noch Hoffnung fand. Er ging ruhelos umher, während der Schmerz ständig zunahm – bis er schließlich feststellte, dass die quälende Pein nicht nur seelischer, sondern auch körperlicher Natur war und ihren Ausgangspunkt in seinem linken Arm hatte. Die Stelle, wo der Pfeil ihn getroffen und durchbohrt hatte!
    Conn schaute an sich herab und stellte fest, dass der Ärmel seines Hemdes blutdurchtränkt war.
    Die Wunde hatte sich wieder geöffnet.

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16.
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    Caen
Ende August 1096
    Guillaume de Rein wusste nicht, was er empfinden sollte.
    So froh er einerseits darüber war, dass seine Mutter an höchster Stelle gegen seinen Vater intrigiert und ihm damit die Möglichkeit verschafft hatte, sich zu bewähren, so peinlich berührte es ihn andererseits, dass sie ihn nun auf Schritt und Tritt begleitete. Von dem Augenblick an, da sie London verlassen hatten – zusammen mit einem Tross von Streitern, die Ranulf Flambard persönlich ausgewählt hatte –, war sie kaum noch von seiner Seite gewichen.
    Nach Northumbria zurückzukehren hatte man ihnen nicht mehr gestattet. Ein Schreiben, in dem er seinem Verwalter Fitzpatrick mitteilte, dass der päpstliche Ruf ihn ereilt und er für sich keine andere Wahl gesehen hätte, als sich dem Feldzug der Streiter Christi anzuschließen, war alles, was Renald de Rein zugestanden wurde, um seinen Besitzstand zu sichern. Was während ihrer Abwesenheit tatsächlich damit geschehen, ob es Fitzpatrick auch weiterhin gelingen würde, die Pikten abzuwehren und dem kargen Land Erträge abzuringen, wusste niemand zu sagen. Guillaume war dies gleichgültig. Sein Interesse galt den Besitzungen auf dem Festland, die Flambard ihm in Aussicht gestellt hatte für den Fall, dass er seine Mission erfolgreich beendete. Sollte sein Vater ruhig den alten Zeiten nachtrauern – ihm, Guillaume, gehörte die Zukunft.
    M it drei Langschiffen waren sie von England nach der Normandie übergesetzt, und es hatte Guillaume in Hochstimmung gebracht, nach so langer Zeit endlich wieder den Boden seiner Väter zu betreten. Zwar war er noch ein Junge gewesen, als seine Familie die alte Heimat verlassen hatte, um dem König im fernen Northumbria zu dienen, doch er hatte sich nie an die Kälte, den Nebel und den Schmutz der Insel gewöhnen können und war nicht gewillt, jemals wieder dorthin zurückzukehren.
    Was das Verhältnis zwischen Renald de Rein und seiner Gemahlin betraf, so hatte es sich seit jener Nacht im Turm von London nicht gebessert. Guillaume konnte dies nur recht sein.
    Schon als Junge hatte er seinen Nutzen daraus gezogen, wenn seine Eltern uneins waren, und er hatte es stets verstanden, sich des Wohlwollens seiner Mutter zu versichern und sie auf seine Seite zu ziehen. Auch diesmal war es ihm gelungen, auch wenn der Preis dafür hoch und seine Mutter zu seinem zweiten Schatten geworden war.
    Der einzige Trost war, dass Eleanor bei Weitem nicht die einzige Frau war, die Mann und Sohn auf dem Feldzug begleitete, der weiter und wohl auch länger wegführen würde als jede andere militärische Unternehmung zuvor. Selbst der Eroberer hatte seine Hand im Grunde nur auszustrecken brauchen, um über den Kanal nach Hastings zu gelangen und den

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