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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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begann zu husten, bekam plötzlich keine Luft mehr, rutschte auf die Seite und krümmte sich, die Knie fest an die Brust gezogen. Ihr heiseres Keuchen erfüllte den finsteren Kerkerraum.
    Aelvin kniete als Erster neben ihr, völlig verzweifelt, als trüge er die Schuld an ihrem Zustand. Albertus tauchte au s s einem eisigen Brüten auf, eilte herbei und zog Aelvin von Favola fort.
    » Die Medizin! «, rief er aufgeregt. » Wo ist ihre Medizin? «
    Sein eigenes Bündel mit Heilkräutern und Tinkturen hatten ihm die Mongolen abgenommen.
    Favola röchelte heftiger, ihre weit aufgerissenen Augen drehten sich nach oben, bis nur noch das Weiß ihrer Augäpfel zu sehen war.
    » Sie … sie hat sie immer unter ihrem Mantel getragen «, stammelte Aelvin und begann, gemeinsam mit Albertus, unter Favolas Überwurf nach dem Tonfläschchen zu suchen.
    » Nicht ihre Haut berühren! «, fuhr Albertus ihn an. » Denk an die Todsicht! «
    » Zum Teufel damit! «, fluchte Aelvin zurück. » Ihr habt doch gesehen, wohin sie sie gebracht hat! «
    » In diesem Zustand kann jede weitere Aufregung sie töten! «
    Aelvin wollte etwas Zorniges erwidern, doch im selben Moment hellten seine Züge sich auf. Triumphierend zog er die Phiole unter Favolas Gewand hervor und riss den Korken heraus. Der Magister fischte sie ihm aus den Fingern, roch daran um sich zu vergewissern, dass der Inhalt noch gut war, dann führte er die Öffnung an Favolas Lippen.
    Sie wand sich jetzt in Atemnot und Krämpfen, und Libuse eilte dazu, um sie festzuhalten, während Albertus ihr die Flüssigkeit einflößte.
    » Schluck es hinunter «, redete der Magister auf Favola ein. » Du musst es schlucken. «
    Sie aber wollte stattdessen atmen, verschluckte sich und spie Heilmittel und Galle aus. Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren, das war selbst im Dämmerlicht des Kerkers zu erkennen, und Libuse wurde mit einem Mal von der Furcht ergriffen, Favola könne unter ihren Händen sterben, ohne dass irgendwer etwas dagegen unternehmen konnte.
    » Ihr müsst sie festhalten! «, herrschte Albertus Libuse un d A elvin an. Jetzt kam auch Sinaida dazu, packte Favolas Beine bei den Stiefeln und hielt sie fest. Zu dritt zwangen sie sie schließlich zur Ruhe. Albertus bedeckte seine linke Hand mit einem Zipfel seines Gewandes, fasste damit Favolas Unterkiefer, drückte ihn auf und führte mit der Rechten abermals das Fläschchen an ihre Lippen.
    » Trink! «, verlangte er. Libuse bezweifelte, ob Favola ihn überhaupt noch hören konnte. Doch die Flüssigkeit lief jetzt ihre Kehle hinab. Zugleich schlo ssen sich ihre Lider, und nach mehreren Augenblicken erlahmte ihre Gegenwehr langsam. Sie atmete wieder, keuchend zwar und schwerfällig, doch sie bekam Luft.
    Als sie sie losließen, lag ihr Körper ruhig, nur ihr Brustkorb hob und senkte sich.
    Aelvin wandte sich mit schweißnassem Gesicht an Albertus. » Wie viel ist da noch drin? « Er deutete auf die Phiole.
    » Nicht genug. «
    » Was heißt das, nicht genug? «
    » Für ein, zwei Tage «, sagte Albertus ruhig und zog Favolas Gewand über ihrem Körper zurecht, so als wäre er noch immer für ihre Keuschheit verantwortlich. » Aber ich glaube nicht, dass das überhaupt eine Rolle spielt. «
    Libuse starrte ihn an. » Wie meint Ihr das? «
    » Es ist die Lumina «, sagte er düster. » Favola und sie brauchen einander. Und jetzt, ohne die Pflanze … « Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
    » Aber das ist doch Unsinn! «, ereiferte sich Aelvin. » Das alles … das ist nichts als Aberglauben! Und ich habe es satt, immer wieder dieselben Märchen von Euch zu hören. Todsicht? Favola hat so fest an diesen Wahnsinn geglaubt, dass sie dachte, die Prophezeiung erfüllen zu müssen. Es gab keinen Grund für sie, Gabriel zu töten – außer den einen, dass sie überzeugt war, es müsse geschehen! Sie hat dafür gesorgt, dass die Vision bestätigt wurde. Mit dem Schicksal oder Got tes Willen hat das nichts zu tun. « Er hob eine Faust, als wollte er gegen die Wand schlagen, ließ sie dann aber hilflos wieder sinken. » Und nun kommt Ihr uns mit der Lumina? Ich bitte Euch, Albertus! «
    Der Magister sah ihn an, als dächte er für einen Moment tatsächlich daran, sich auf einen Disput einzulassen. Dann aber schüttelte er nur den Kopf, strich Favola mit seinem Rock Erbrochenes von den Lippen und flüsterte nur: » Es ist die Wahrheit. Es ist alles die Wahrheit. «
    Sinaida, die sich wieder von der Gruppe zurückgezogen hatte,

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