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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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ansah.
    „Ja.“ Er betrat sein Zimmer. „Das Fernsehen ist da“, sagte er, „wegen Balk.“
    „Was erzählst du mir da?“
    „Wer ist eigentlich Balks zweiter Assistent?“, fragte Maarten, während er sich hinsetzte. Seine Stimme klang falsch vor unterdrücktem Sarkasmus.
    Die Tür ging auf. Fräulein Haan. „Wusstest du, dass Balk das Fernsehen hat kommen lassen?“, fragte sie entrüstet.
    Beerta drehte sich noch etwas weiter um und sah sie über seine Brille hinweg an. „Ich höre das soeben von Koning. Es ist neu für mich.“
    „Aber so etwas hast du doch zu wissen?“
    „Ich habe es nicht gewusst.“
    „Das ist doch die Höhe! Balk ist doch nicht das Büro? Dann werden sie doch sicher auch zu dir und zu mir kommen?“
    „Vielleicht machen sie das auch.“ Er verzog ironisch seinen Mund.
    „Kannst du nicht eben fragen? Du bist doch der Direktor? Du kannst dir doch nicht einfach auf der Nase herumtanzen lassen?“
    Beerta legte seine Brille hin und stand auf. „Ich werde mal eben hingehen. Ich möchte das auch mal sehen.“
    „Und sag ihnen, dass ich um zwölf Uhr weg muss. Sie müssen dann vorher vorbeikommen“, sagte Fräulein Haan, während sie zusammen den Raum verließen.
     
    Eine Viertelstunde später kam Beerta schmunzelnd zurück.
    „Sind sie schon wieder weg?“, fragte Maarten.
    „Nein, sie sind noch nicht weg“, antwortete Beerta, „doch merkwürdigerweise haben sie kein Interesse an Frau Haan. Die haben Mut!“ Man sah, dass er sich diebisch freute. Er setzte sich an den Schreibtisch und rieb sich die Hände. „Wir müssten jede Woche so in der Öffentlichkeit sein!“ Er blickte neckisch über seine Schulter. „Ich sollte euch dazu zwingen, bei Strafe der Entlassung.“
    „Warum eigentlich?“
    „Weil es gut ist fürs Büro.“
    Maarten lachte. „Daran glauben Sie doch selbst nicht. Außerdem ist es keine Art, dass ein großer Junge wie Sie einem Untergebenen, der sich nicht wehren kann, mit einem solchen Geschwätz kommt.“
    „Hi, hi“, lachte Beerta belustigt.
     
    Als Maarten eine Stunde später wieder durch den ersten Raum kam, machte der Mann mit dem Aufnahmegerät gerade die Tür zum Flur hinter sich zu. Balk ging in großen Schritten zu seinem Schreibtisch. Hinten, am Bücherregal, standen Nijhuis, Stoutjesdijk, Annechien Rensink und de Gruiter und unterhielten sich. Meierink gesellte sich zu ihnen. Balk setzte sich und schlug ein Buch auf. „So!“, sagte er und sah kurz auf. „Und jetzt wieder an die Wissenschaft!“
    *
    Beerta grüßte ihn steif. Er legte seine Tasche auf die seitliche Ablage seines Schreibtisches und wandte sich dem Fenster zu, während er Kamm und Spiegel aus der Innentasche zog. Mit dem Gesicht zum Licht gestreckt kämmte er sich. Dann setzte er sich, stand wieder auf und suchte etwas in einem der Stapel von Mappen auf dem Tisch. Er nahm eine Mappe mit zu seinem Schreibtisch und schlug sie auf.
    „Wie war es im Museum?“, fragte Maarten. Er hatte das Gefühl, dass etwas passiert war, und suchte vergeblich nach dem Grund.
    „Wie immer“, antwortete Beerta kühl. Er blätterte schweigend in der Mappe.
    Maarten fühlte sich schuldig, ohne zu wissen, warum.
    „Ich habe noch mit Wiegel gesprochen“, sagte Beerta wie beiläufig.
    „So.“ Er fragte sich, ob er Wiegel etwas über Beerta erzählt haben könnte, doch er hatte ihn so lange nicht mehr gesehen, dass es ihm nicht wahrscheinlich erschien.
    „Er erzählte mir von den Schwierigkeiten in seiner Familie und war sehr erstaunt, dass du mir nichts davon erzählt hast. In Arnheim weiß es schon jeder.“ Es klang wie ein Vorwurf.
    „Ich kann mich nicht erinnern, dass er es mir erzählt hat.“
    „Sehr diskret von dir.“
    „Was sind das denn für Schwierigkeiten?“
    „Nein, Herr Koning, wenn Sie diskret sind, bin ich es auch.“
    Maarten schwieg. Der Vorwurf war so skurril, dass er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Trotzdem blieb Beerta noch ein paar Stunden verstimmt. „Des Weiteren hat sich Wiegel sehr lobend über deinen Freund Klene geäußert“, sagte er, als setze er ein soeben unterbrochenes Gespräch fort.
    „Warum?“
    „Er findet ihn ehrgeizig und so interessiert und freundlich.“
    „Und das sind genau die Gründe, weshalb er kein Freund von mir ist“, sagte Maarten mürrisch. „Er ist zu ehrgeizig, zu interessiert und zu freundlich. Wiegel mag ich übrigens auch nicht.“
    „Wen magst du eigentlich überhaupt?“
    „Sie.“
    Diese Antwort

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