Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
Vom Netzwerk:
seiner Kräfte wieder hoch. Keuchend blieb er einen Moment auf dem Bauch liegen, bevor er sich schließlich erhob, mit einem Gefühl enormer Genugtuung. Es musste schon einiges passieren, bevor sich ein Koning kleinkriegen ließ! Mit Wasser in den Schuhen und tropfnasser Hose, doch seine Pfeife in der Hand, ging er zurück zum Büro. Beerta hatte ihm den Rücken zugekehrt und arbeitete. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich kurz nach Hause gehe, um mich umzuziehen?“, fragte er.
    Beerta drehte sich langsam um und sah ihn an. „Junge doch, was ist mit dir passiert?“, sagte er erschrocken.
    „Ich habe meine Pfeife aus dem IJ geholt.“ Er hatte es beiläufig sagen wollen, doch er konnte ein Lächeln des Triumphs nicht unterdrücken.
    „Deine Pfeife aus dem IJ?“, fragte Beerta, der nicht verstand.
    „Die habe ich gestern verloren. Gestern Abend, als ich einen Spaziergang gemacht habe.“
    „Aber du kannst doch für eine Pfeife nicht dein Leben riskieren! Du hättest ertrinken können.“
    So schnell ertrinkt man nicht, wollte Maarten sagen, doch er hielt sich zurück. „Kann ich kurz nach Hause, um mich umzuziehen?“, fragte er erneut.
    „Natürlich“, sagte Beerta. Er drehte sich zu seiner Arbeit um. „Und pass auf, dass du dich nicht erkältest.“
    *
    „Heute wäre meine Großmutter hundertneun Jahre alt geworden“, bemerkte Beerta. Er hatte seinen Terminkalender aufgeschlagen und legte ihn neben sich auf den Schreibtisch.
    Maarten reagierte nicht. Er saß hinter der Schreibmaschine und dachte über die Formulierung einer Frage für den neuen Fragebogen nach. „Haben Sie schon mal davon gehört, dass man die Nachgeburt des Pferdes in einen Baum hängt?“, fragte er.
    „Nein, und von solchen Dingen will ich auch nichts hören. Ich habe ein einziges Mal eine Frage dazu gestellt, auf Drängen von Fräulein Haan, und ich bedauere es noch immer.“
    „Aber es scheint ein interessanter Brauch zu sein.“
    „Das kann schon sein, aber zum Glück gibt es noch andere interessante Bräuche.“
    Noch bevor er ausgesprochen hatte, fand Maarten die richtige Formulierung und begann zu tippen. Beerta schlug ein Buch auf, strich es glatt, stand auf, hob die Schreibmaschine vom Tisch und brachte sie zu seinem Schreibtisch.
    Die Tür ging auf. Meierink trat ein. Er blieb an der Tür stehen. „Soeben hat Herr Balk angerufen, Herr Beerta. Er bleibt heute zu Hause, weil er meint, dass das Baby heute noch kommen muss.“
    Beerta drehte sich langsam um. „So? Jetzt schon?“
    Meierink lachte dümmlich und freute sich diebisch auf das, was er nun sagen würde. „Er sagt, dass das Kind heute kommen muss, denn er will morgen zum Vortrag von Professor Goedkoop.“
    „Aha!“, sagte Beerta, ohne eine Miene zu verziehen.
    „Als ob er zu dem Vortrag gehen könnte, wenn das Kind heute kommt.“
    „Warum nicht?“, fragte Beerta eisig.
    „Na, er wird doch eine Menge zu tun haben. Zum Standesamt und so.“
    „Ach was, das geht. Das ist doch im Handumdrehen erledigt, so ein Kind.“
    Meierink war sich dessen offenbar weniger sicher, aber weil er selbst keine Kinder hatte, wagte er es nicht, seinem Direktor zu widersprechen, und verließ den Raum. Beerta spannte ein schon einmal gebrauchtes Blatt Papier, von dem er einen ganzen Stapel in einem Fach seines Schreibtisches liegen hatte, mit der unbenutzten Seite nach vorn in die Maschine und tippte den Titel des Buchs ab. Er dachte einen Moment nach, besann sich, stand auf, lief mit kleinen Schritten zur Tür, öffnete sie und blieb in der Türöffnung stehen. „Ich höre gerade von Meierink, dass Frau Balk heute ihr Kind bekommt.“
    „Ja und?“, hörte Maarten Fräulein Haan sagen. „Das wussten wir doch schon. Das ist doch nichts Neues.“
    „Das ist nichts Neues“, er sprach die Worte sorgfältig aus, als ob er sich zur Präzision zwänge, „aber ich frage mich, ob wir nicht etwas schenken sollten, einen Blumenstrauß oder so.“
    „Und jetzt meinst du sicher, dass ich mich darum kümmern soll! Nun, ich denke gar nicht daran!“
    „Frauen sind darin nun einmal besser als Männer. Frauen sind feinfühliger.“
    „Ja, das sagst du jetzt, weil es dir gerade in den Kram passt. Frag doch deinen Assistenten, der wird auch schon mal Blumen gekauft haben.“
    „Der hat zu viel zu tun.“
    „Ich habe auch zu viel zu tun. Dann frag eben Meierink!“
    Diese Idee sprach Beerta offenbar mehr an, denn Maarten hörte, wie er in den ersten Raum ging. Kurze Zeit später kam er

Weitere Kostenlose Bücher