Das Büro
ging, mit Maarten im Gefolge, in Richtung des Lärms.
Als sie den Saal betraten, wurden sie von einem Mann in Maartens Alter mit einem runden Gesicht, blondem, nach hinten gekämmtem Haar und einem roten Cord-Jackett angesprochen.
„Tag, Herr Koning. Ich bin van der Vaart.“
„Bonjour“, sagte sein Vater und gab ihm die Hand.
„Haben Sie Ihre Dias dabei?“
„Natürlich habe ich meine Dias dabei“, sagte sein Vater mit einem schiefen Lächeln. „Sie denken doch nicht, dass ich schon senil bin?“
Van der Vaart lachte herzlich. „Ich würde es nicht wagen.“
„Aber Sie wollen sie bestimmt haben.“ Er legte den Koffer auf ein in der Nähe stehendes Tischchen und öffnete die Klappe. Im Inneren befanden sich vier Dia-Magazine. Sein Vater zog ein Dia heraus und hielt es gegen das Licht einer Lampe über seinem Kopf, ein Auge zugekniffen. Van der Vaart und Maarten sahen zu. Hinter ihnen betraten weitere Menschen den Saal. Maarten sah sich um: viele ältere, grauhaarige Leute, schätzungsweise hundert. Der Saal war erfüllt von ihren Stimmen. Am Ende, vor einem Vorhang, war eine Leinwand aufgespannt, daneben stand ein Rednerpult mit einem Glas Wasser darauf.
„O Gott“, murmelte sein Vater, „jetzt habe ich doch …“ Er steckte das Dia wieder zurück, nahm ein weiteres aus dem folgenden Magazin, hielt es ans Licht, steckte es zurück, nahm eines aus dem dritten und schließlich aus dem vierten Magazin.
„Einen Augenblick“, sagte van der Vaart zu Maarten. „Ich bin sofort wieder da.“ Er entfernte sich diskret.
Sein Vater blickte auf. „Jetzt habe ich statt der Israel-Dias die Dias mit den Enkeln mitgenommen.“ Er sah Maarten an, als suche er seine Unterstützung.
„Großer Gott“, sagte Maarten erschrocken.
Sein Vater blickte in den Saal auf die Rücken der Menschen, die gekommen waren, um seine Israel-Dias zu sehen.
„Soll ich Kees anrufen, dass er sie mit dem Auto bringt?“
Sein Vater schüttelte den Kopf. „Kees ist nicht zu Hause. Der ist auch auf einer Versammlung.“ Er dachte nach und fasste dann einen Entschluss. „Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihnen etwas über meine Enkel zu erzählen.“ Er blickte in den Saal. „Die meisten sind alt. Das finden sie sicher auch nett. Wo ist dieser Mann?“ Er suchte zwischen den Menschen nach van der Vaart.
„Möchtest du, dass ich bleibe?“, fragte Maarten. Er zog den Reißverschluss seiner Segeljacke herunter.
Sein Vater sah ihn an. „Nein, mein Junge, das wird dich doch nur langweilen. Geh ruhig nach Hause.“
„Und wenn du hier fertig bist?“
„Kees holt mich mit dem Auto ab, du brauchst dich also nicht um mich zu kümmern“, sagte sein Vater entschieden. „Da ist er!“ Er ging entschlossen auf den Mann im roten Jackett zu, der ihm entgegenkam. „Ich habe mich entschlossen, heute Abend einmal über etwas ganz anderes zu reden“, hörte Maarten ihn sagen. Den Rest konnte er nicht verstehen, da sie sich in dem allgemeinen Gemurmel in Richtung des Diaprojektors entfernten, der im Mittelgang stand. Ein zweiter Mann, der neben dem Apparat auf einem Stuhl saß, stand auf und schüttelte seinem Vater die Hand. Der Koffer öffnete sich wieder, eines der Magazine wurde in den Projektor geschoben, die anderen wurden auf einen Stuhl gestellt, woraufhin van der Vaart seinen Vater mit nach vorne nahm und selbst hinter das Rednerpult trat. „Genossen!“ Er tippte auf das Mikrofon, das Gemurmel verstummte. „Genossen!“, wiederholte er.
Maarten drehte sich um und verließ den Saal in Richtung der menschenleeren Halle. Sein Vater tat ihm leid, doch zugleich war er erleichtert wegzukommen. Hinter sich hörte er Applaus. Kurz beschlichenihn Zweifel, ob er nicht doch hätte bleiben sollen, doch als er draußen war und mit dem Sturm im Rücken nach Hause zurückging, gelang es ihm, sie von sich abzuschütteln.
„Und, wie lief es?“, fragte Nicolien, als er das Zimmer betrat. Sie saß unter dem Licht der Lampe und las die Zeitung. Jonas lag auf ihrem Schoß.
„Er hatte statt der Israel-Dias die mit den Kindern von Kees mitgenommen.“
„Und jetzt?“
„Nichts jetzt.“ Er lachte. „Jetzt hält er
darüber
seinen Vortrag.“
„Aber hättest du dann nicht bleiben müssen?“, fragte sie. „Das ist doch traurig!“
*
„Ich habe es genossen“, versicherte Beerta. Er stand mit seinem Rücken zum Ofen und beobachtete Maarten, der seine Seite des Tisches aufräumte. „Wenn ich dort leben würde, wäre ich ganz
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