Das Büro
machen, er soll ihn jedes Mal gut machen! Aber wenn man sich mit so einem Blödsinn wie wir beschäftigt, hat man offenbar so etwas nötig!“
„Ach“, er beugte sich nach vorn und tippte die Asche von seiner Zigarre, „ich würde daraus nicht so eine große Sache machen. Ich habe nicht so hohe Prinzipien.“
„Es geht nicht darum, wie hoch deine Prinzipien sind!“, sagte Maarten entrüstet. „Es geht darum, dass man so etwas nicht
kann
! Ich kann ein Problem untersuchen! Ich kann herausfinden, was eine solche Kulturgrenze eigentlich wert ist, oder vielleicht kann ich es auch nicht, darum geht es nicht. Aber sie können doch nicht von mir verlangen, dass ich so einen idiotischen Titel vor meinen Namen setze, weil sie sonst das Gefühl haben, dass ihr Leben sinnlos ist!“
Hendrik sah ihn an. Er hatte seine Oberlippe auf der einen Seite etwas nach oben gezogen, so dass ein Zahn sichtbar wurde. Es wirkte, als ob das, was Maarten sagte, ihn peinlich berührte.
Maarten schwieg, plötzlich verlegen wegen seines Gefühlsausbruchs.
„Und was wirst du tun, wenn sie es von dir verlangen?“, fragte Hendrik.
„Das weiß ich nicht.“
„Du wirst es doch sicher nicht tun!“, sagte Nicolien heftig. „Du lässt doch nicht so ein Arschloch aus dir machen!“
„Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.“
„Nun, wenn dir nur klar ist, dass ich es nicht akzeptieren werde.“
„Das weiß ich. Aber ich werde es doch selbst entscheiden müssen.“
Sie schwieg.
„Wollt ihr eine Tasse Tee?“, fragte Annechien. Sie stand auf.
„Gern“, sagte Maarten.
Sie schwiegen.
„Wie geht es Pier Schaafsma jetzt?“, fragte Maarten.
„Ich glaube, dass er ein paar Stunden lang versucht hat, etwas weniger zu rauchen“, sagte Hendrik, „aber jetzt raucht er wieder genauso viel.“
Maarten schmunzelte. „Er scheint ein netter Bursche zu sein.“
„Na, das weiß ich nicht“, wehrte Hendrik ab. „So viel Kontakt habe ich zu ihm nicht.“
Sie gingen durch den Vondelpark zurück nach Hause. Es schneite leicht, zarte Flocken, die vor dem friedlichen gelben Licht der Laternen nach unten wirbelten. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Es war ganz still, abgesehen von dem leisen Rauschen der Stadt in der Ferne.
„Warum sollte Beerta eine derart idiotische Bemerkung machen?“, fragte sie.
Er hatte auch gerade darüber nachgedacht. „Weil er so konventionell wie sonst was ist, wenn es darauf ankommt.“
„Er muss doch begreifen, dass es auch Menschen gibt, die keine Kinder haben wollen!“
„Genau das versteht er eben nicht.“
„Ich dachte, dass
gerade
Beerta es verstehen würde.“
„Vielleicht versteht er es ja doch, mag es aber, ein solches Klischee zu benutzen. Bei Beerta weiß man so etwas nie. Genau wie beim Schreiben einer Doktorarbeit.“
„Das machst du doch nicht, oder?“
Er zögerte. „Nein.“
„Weil du sagtest, dass du es noch nicht wüsstest.“
„Ich hatte noch nicht darüber nachgedacht.“
„Hast du denn jetzt darüber nachgedacht?“
„Ja.“
Von hinten kam ein Fahrradfahrer. Sein Dynamo surrte. Das Licht der Lampe bewegte sich zögernd auf dem Schnee hin und her, als er an ihnen vorbeifuhr.
„Wenn sie es von dir verlangen, kündigst du doch sicher?“
„Ja, dann kündige ich.“
Sie nahm seine Hand. „Fast würde ich mir wünschen, dass sie es verlangten“, sagte sie. „Dann hätte ich dich wenigstens wieder ganz für mich.“
*
„Tag, Fräulein Haan“, sagte er, als er an ihrem Schreibtisch vorbeiging.
Sie gab keine Antwort.
Er betrat sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich, schob die Tasche neben seinen Schreibtisch und setzte sich. Mechanisch zog er die Zeitschrift, die dort lag, zu sich heran und schlug sie auf. Im selben Moment wurde die Tür aufgerissen. „Wann hören Sie endlich einmal mit diesem abscheulichen ‚Fräulein‘ auf?“ Er sah erschrocken auf. Sie stand, vor Wut zitternd, in der Tür.
Er erstarrte und wusste einen Moment lang nicht, wie er reagieren sollte. „Weil es für Sie eine Statusfrage ist“, sagte er dann. „Sie wollen nur mit ‚Frau‘ angesprochen werden, weil Sie eine Doktorarbeit geschrieben haben.“ Er war angespannt und klemmte seinen Stift wie eine Waffe in die Hand.
Sie sah ihn fassungslos an. „Aber darum geht es doch gar nicht.“
Ihre Bestürzung überzeugte ihn halbwegs und machte ihn unsicher.
„Und warum sagen Sie dann selbst ‚Fräulein Bavelaar‘?“, fragte er etwas weniger heftig.
Sie
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