Das Büro
aufgeschlagen, vor sich hin, als Beerta gegen elf den Stift niederlegte, seine Uhr einsteckte, aufstand, sich kämmte und die Tasche packte. „Wir müssen gehen“, sagte er. „Hast du das Ausstellungsmaterial dabei?“
„Das hat Hein de Boer.“
Beerta nickte. „Dann erinnere ihn noch eben daran.“
Hintereinander gingen sie durch den mittleren Raum, in dem sichnur van Ieperen befand, weil Fräulein Haan bereits vorausgefahren war. „Tag, Herr van Ieperen“, sagte Beerta steif. „Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.“
„Danke gleichfalls, Herr Beerta“, sagte van Ieperen. Er zwinkerte Maarten zu.
Im ersten Zimmer schlug Balk das Buch, in dem er gerade las, mit einem Knall zu und griff zu seiner Tasche. „Auf zu den Bauern!“, sagte er vergnügt. Hein de Boer folgte seinem Beispiel.
„Auf Wiedersehen, meine Herren!“, sagte Beerta etwas lauter, so dass auch Wiegel und Veerman es hören konnten.
„Auf Wiedersehen, Herr Beerta“, ertönte Wiegels Stimme hinter dem Regal. „Wir wünschen Ihnen beiden einen recht erfolgreichen Nachmittag.“
„Vielen Dank“, sagte Beerta trocken.
Nijhuis, der als Einziger von denen, die ihren Platz in der Ecke vor dem Regal hatten, zurückblieb, nickte nur.
De Bruin stand in der Tür seines Verschlags und sah ihnen entgegen. Beerta nickte ihm zu. „Auf Wiedersehen, de Bruin. Ich komme später noch mal zurück. Sollte jemand anrufen, dann leg einfach einen Zettel auf meinen Schreibtisch, wenn du willst.“
„Geht in Ordnung, Herr Beerta“, sagte de Bruin.
Draußen bogen sie rechts ab. Balk lief energisch ein paar Schritte vor ihnen her, Maarten und Hein de Boer hielten sich links und rechts neben Beerta. Balk folgend überquerten sie den Platz vor De Waag. Balk nahm den Zeedijk, doch Beerta bog links in die Monnikenstraat ein. „Ich nehme immer den Weg, wo die meisten P-prostituierten sitzen“, sagte er.
Maarten zögerte, doch Balk war schon zu weit, um ihn zu rufen. Beerta dagegen schien sich um das Auseinanderdriften seiner Herde keinerlei Sorgen zu machen. Er blickte in die Schaufenster, hinter denen die Huren saßen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. „Sie rufen mich nicht mehr“, stellte er fest. „Sie wissen endlich, dass es mit mir doch nichts wird.“
Balk stand bei den Schaltern und wartete auf sie. „Das nächste Mal gehe ich besser allein“, sagte er mürrisch.
Sie fanden ein leeres Abteil. Maarten und Beerta setzten sich einander gegenüber ans Fenster, Hein de Boer nahm neben Maarten Platz, Balk an der Gangseite. Er zog ein Buch aus seiner Tasche, ließ sich zurücksinken, seine Beine übereinandergeschlagen, und öffnete es:
L’envers de l’histoire contemporaine
von Balzac. Beim Lesen bewegte er seinen freien Fuß rasch hin und her. Beerta sah Hein de Boer amüsiert an. „Hast du eigentlich schon ein Mädchen?“, fragte er.
„Aber Herr Beerta“, sagte er mit einem hohen Lachen, „die wachsen doch nicht an den Bäumen.“
„Eine ist genug. Nimm dir ein Beispiel an Maarten.“
„Und ich bin doch auch noch nicht mit dem Studium fertig!“
„Bevor du es merkst, bist du fünfunddreißig, und dann ist es zu spät. Wenn ein Mann vor seinem Fünfunddreißigsten nicht heiratet, ist mit ihm etwas nicht in Ordnung. D-dann hat er eine Frauenphobie, oder er hat keine Gelegenheit gehabt, sich gesellschaftlich anzupassen.“
„Hein ist doch erst dreiundzwanzig“, kam ihm Maarten zu Hilfe.
„Gerade d-deshalb“, sagte Beerta. „Bevor man es merkt, ist man fünfunddreißig. Und man kann nicht einfach so heiraten. Man muss vorher auch erst noch ein bisschen schmusen. So wollen es die Mädchen.“
Hein kicherte. Maarten schwieg. Das Gespräch gefiel ihm nicht. Außerdem hatte er im Laufe des Morgens Kopfschmerzen bekommen, die allmählich stärker wurden. Er sah auf die vorbeifliegende Landschaft und versuchte, sich zu entspannen. Er lauschte dem Rattern der Räder. Früher, als er mit seinen Eltern und seinen Brüdern aus den Ferien zurückkam, sagten die Räder: Wir fahr’n nach Haus – wir fahr’n nach Haus – wir fahr’n nach Haus. Er versuchte, es zu hören, doch es gelang ihm nicht. Vielleicht auf dem Rückweg. Balk blätterte eine Seite um und zog laut den Rotz hoch. Eine Gedichtzeile von Hulshorst.
Wo der Zug in Richtung Norden mit einem gottverlassenen Quietschen stehenbleibt
. Der Zug flog vorbei.
Das Etablissement, in dem sie einen Saal gemietet hatten, befand sich in der Innenstadt. Als sie
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