Das Büro
Lächeln auf ihrem Gesicht. Beerta ging zwischen den Leuten hindurch nach vorn und baute sich dort mit einem rätselhaften Schmunzeln auf, eine Hand auf dem Rücken, das Kinn etwas hochgereckt. Von Zeit zu Zeit wippte er kurz, fast unmerklich, auf seinen Zehen. Maarten wollte ihm folgen, fand es dann aber doch zu komisch, so neben ihm stehen zu müssen, und blieb zögernd in der Nähe seines eigenen Tisches zurück, jedoch in einer solchen Entfernung, dass es für die Leute, die vorbeigingen, so aussah, als wäre es nicht sein Tisch. Er fühlte sich zutiefst unglücklich. Je mehr sich der Saal füllte, desto lauter wurde auch das Stimmengewirr. Es gab Leute, die sich kannten und sich die Hand schüttelten. Es wurde sogar gelacht. Außer dem jungen Mädchen, das mit seiner Mutter hereingekommen war, gab es fast nur alte Leute, manchmal sehr alte, nach dem ersten Eindruck zu urteilen pensionierte Lehrer, ein paar Bauern, viele einfach gekleidete Frauen fortgeschrittenen Alters mit ausgesprochen blassen oder gerade knallroten Gesichtern, die Blassen oft mit Brille. Vor allem die Hässlichkeit und die Brillen fielen ihm auf. In diesen Menschen war jedenfalls nichts von der vielgerühmten Schönheit des niederländischen Volkes zu finden.
Pünktlich um zwei Uhr betrat Beerta das Podest und setzte sich in die Mitte hinter die drei Tische, aus denen mit Hilfe einer beigen Tischdecke eine Einheit gemacht worden war. Er legte seine Uhr vor sich, griff zu einem kleinen Holzhammer, blickte in den Saal und klopfte kurz auf den Tisch. „Meine Damen und Herren.“ Das Stimmengewirr wurde etwas leiser, Stühle wurden verschoben, und die Leute setzten sich. „Meine Damen und Herren!“, wiederholte Beerta etwas lauter. Seine Stimme war hoch und schrill. Fräulein Haan sagte noch rasch etwas zu den Leuten, mit denen sie zusammengestanden und geredet hatte, und wandte sich dann ab. Das Gemurmel legte sich, das Geräusch des Stühlerückens wurde lauter. Balk ging nun ebenfalls nach vorn. Maarten folgte ihm. Als hätten sie es so abgesprochen, setzte Fräulein Haan sich rechts, Balk und Maarten linksneben Beerta. Das Verschieben der Stühle und die Bewegung im Saal, der sich in der Zwischenzeit fast vollständig gefüllt hatte, hörte auf. Hinten im Saal kam noch jemand herein, der flüsternd von Meierink in die Liste eingetragen wurde. Hein de Boer hatte in der Nähe, in der hintersten Reihe, Platz genommen und blickte über die anderen hinweg zum Podium. Es traf noch jemand ein, der sich, nachdem er kurz mit Meierink geflüstert hatte, rasch einen Platz suchte. Danach wurde es still. „Meine Damen und Herren“, sagte Beerta zum dritten Mal, doch jetzt weniger laut. „Im Namen unseres Büros, das auch Ihr Büro ist, heiße ich Sie herzlich willkommen. Ich tue das mit großer Genugtuung, umso mehr, weil Sie heute so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind. Wir hoffen, dass dieser Nachmittag nicht nur für uns, sondern auch für Sie lehrreich sein wird, im Interesse der Wissenschaft, der wir alle, Sie und wir, mit so viel Hingabe und jeder auf seine eigene bescheidene Weise dienen.“ Maarten schlug die Mappe auf, die er die ganze Zeit über bei sich getragen hatte. Es waren die Aufzeichnungen, die er in den vergangenen Wochen bei der Vorbereitung des Fragebogens gemacht hatte. Während er sie durchblätterte, hörte er Beerta mit einem Ohr zu. „Für mich persönlich kommt noch hinzu“, fuhr Beerta fort, „dass ich mich darauf gefreut habe, dass dieser Nachmittag gerade hier, bei Ihnen, stattfindet.“ Er machte eine kurze Pause. „Das sage ich natürlich immer“, sagte er dann, mit einem Lachen, „aber heute meine ich wirklich, was ich sage.“ Es wurde gelacht, nicht überschwänglich, mehr ein Geraune, das durch den Saal lief. Fräulein Haan schob ihm einen Zettel hin, den er sich verstohlen durchlas. „Bevor ich Ihnen nun die Mitarbeiter des Büros vorstelle“, sagte er, als es wieder still geworden war, „möchte ich einen von Ihnen besonders herzlich begrüßen. Herr van Laar …“ Er blickte in den Saal. In der vordersten Reihe streckte der alte Mann, der als Allererster hereingekommen war, seinen Stock in die Höhe. „Aha!“, sagte Beerta zufrieden. „Da sitzen Sie also! Herr van Laar, Sie sind einer derjenigen, die seit den Anfängen unserer Fragebogen dabei sind. Es sind insgesamt bisher rund fünfzig Fragebogen, die Sie ausgefüllt haben. Und Sie haben das mit einer Gewissenhaftigkeit und Ausführlichkeit
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