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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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gab, und machte einen Schritt zurück, wodurch er dem Gedränge rund um den Tisch von Frau Haan entkam. „Herr Koning, darf ich Sie etwas fragen?“ Er erschrak. Ein Mann in einem gepflegten Anzug, den er sofort als Lehrer klassifizierte, stand vor ihm und zeigte auf ihn. „Sie habenda eben etwas über Mittel gegen Warzen gesagt“ – er unterbrach sich selbst – „mein Name ist Hageman.“
    „Koning“, sagte Maarten und gab ihm die Hand. Er musste laut sprechen, um den Lärm der Ventilatoren zu übertönen.
    „Sie haben über die Warzen geredet“, er brachte sein Gesicht und den Finger unangenehm dicht in Maartens Nähe. An seiner rechten Schläfe, unter dem Bügel seiner Brille, hatte er ein großes Muttermal. „Aber als Kinder taten wir da einfach Spucke drauf. Und das half! Wie erklären Sie das?“
    Maarten war unwillkürlich zurückgewichen. „Das kann ich nicht erklären“, rief er zurück. Der Mann flößte ihm Abscheu ein.
    „Kennen Sie die Bücher von Mellie Uyldert?“
    Maarten schüttelte den Kopf.
    „Dann sollten Sie die mal lesen. Denn schon Shakespeare hat gesagt:
There is more between earth and heaven than you have ever dreamed of, Horatio!
“ Er lachte kurz. „Ich danke Ihnen.“ Er wandte sich ab und tauchte in der Menge unter.
    Das Gespräch hatte Maarten in die Wirklichkeit zurückversetzt. Ich muss hier weg, dachte er. Ohne weiter darüber nachzudenken, ging er beherzten Schrittes an der vordersten Reihe entlang zur gegenüberliegenden Seite des Saals, wo es ruhiger war, und weiter zur Treppe. Draußen, an der frischen Luft, fand er wieder zu sich. Er kniff die Augen zusammen, da das grelle Licht ihn blendete, atmete tief durch und sah auf die Straße voller einkaufender Menschen, die sich in einer anderen Welt befanden. Das Licht tat seinen Augen weh und verschlimmerte den Kopfschmerz, doch die frische Luft um seine Stirn war wohltuend.
    Als er wieder nach oben kam, saßen Beerta und Balk schon hinter dem Tisch, und die Leute im Saal waren damit beschäftigt, ihre Plätze einzunehmen.
    „Wo warst du?“, fragte Hein, als er vorbeikam. „Man hat dich gesucht.“
    „Ich musste kurz frische Luft schnappen.“
    „Es ist aber auch wirklich drückend hier, nicht wahr?“
    „Ja, man erstickt förmlich.“ Er eilte zu seinem Platz, weil Beertamit dem erhobenen Hammer auf ihn wartete. Sobald er saß, ließ Beerta den Hammer fallen. „Ich setze die Versammlung fort.“ Es wurde sofort still. „Für uns kommt jetzt der wichtigste Teil des Nachmittags.“ Er blickte hoch, die Ventilatoren drehten sich immer noch. Als er fragend nach hinten in den Saal sah und eine Kopfbewegung machte, stand Hein auf und verschwand. „Denn nun haben Sie das Wort.“ Er sprach etwas lauter. „Wir sind neugierig auf das, was Sie uns zu erzählen oder zu fragen haben. Lassen Sie sich nur nicht durch falsche Bescheidenheit davon abhalten. Alles, was Sie mitzuteilen haben, ist für uns wichtig. Denn nochmals: Ohne Sie könnten wir unsere Arbeit nicht machen. Wem darf ich das Wort erteilen?“ Er blickte in den Saal.
    In der vordersten Reihe reckte van Laar seinen Stock in die Höhe. Im selben Augenblick verstummte das Gebrumm der Ventilatoren, und man hörte nur noch das Geräusch der auslaufenden Rotorblätter.
    „Herr van Laar“, sagte Beerta.
    Van Laar erhob sich. „Meine Damen und Herren“, begann er und wandte sich halb dem Saal zu. „Ich werde es mal auf Platt sagen, denn was anderes habe ich nie so richtig gelernt.“
    „Das wollen wir ja auch gerade so gern“, half ihm Fräulein Haan.
    „Denn als ich in der dritten Klasse saß“, sagte van Laar, ohne ihre Unterbrechung zu beachten, „da sagte mein Vater: Ik glöf, dat wie usen Hendrik man nao denn Schaophirten gäft, denn wie wör’n zes Kinner, un use Hendrik was deij Öllste un er möss Geld verdeijnt wer’n. Un so köm use Hendrik in Dienst bie denn Schaophirten, und doar heeft heij bit vandoage keen Speijt van. Aber was der Herr da eben sagte“, er zeigte mit dem Stock auf Maarten und schwankte kurz, worauf seine Tochter rasch aufstand und seinen Arm packte, „das kann ich auch bestätigen, denn Wichtelmännchen, die kennen wir hier nicht, aber Gespenster, die kennen wir wohl. Und darüber wollte ich noch eine Geschichte erzählen, deij ik van denn Schaophirten hört heb. Denn as we maol mit deij Schaope up het Feld wör’n, do sä deij Schaophirte tou usen Hendrik: Hendrik, sä heij, ik heb leste Nach’ so’n komischen Droom

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