Das Büro
manchmal schmunzeln lässt, oft genug jedoch in eine melancholische Stimmung versetzt.
Voskuil schrieb, um zu begreifen, wie er dazu kommen konnte, dass er ein Leben lang Arbeit verrichtete, die er als sinnlos betrachtete, der er sich jedoch aus einem tiefen Verantwortungsgefühl heraus nicht hatte entziehen können.
Als «grandios», «süchtig machend» und «eine Perle des literarischen Realismus» wurde Voskuils Roman in den Niederlanden bejubelt. Er wurde aber auch wegen seines dokumentarischen und trockenen Stils als unliterarische «Buchhalterprosa» kritisiert.
Het Bureau
ist ein Werk universeller Literatur, in der jeder Leser sein eigenes berufliches und soziales Umfeld wiedererkennen kann, eine Meistererzählung über Illusion und Desillusion.
Lut Missinne ist Professorin für moderne niederländische Literatur an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Der Autor J. J. Voskuil
Von Lut Missinne
Johannes Jacobus (Han) Voskuil wurde am 1. Juli 1926 in Den Haag geboren. Sein Roman
Bij nader inzien
(«Bei näherer Einsicht», 1963), in dem Maarten Koning bereits als Hauptfigur auftritt, wurde von der Literaturkritik hoch gelobt, verkaufte sich jedoch schlecht. Seinen Durchbruch hatte er erst dreißig Jahre später, mit seinem Megaroman
Het Bureau
(1996–2000). Zuvor war Voskuil in den Niederlanden jedoch vor allem als Volkskundler bekannt. Er arbeitete dreißig Jahre lang als «wissenschaftlicher Beamter» am Meertens Instituut in Amsterdam und machte sich mit dem Aufbau eines riesigen Schlagwortkatalogs zur Volkskunde einen Namen. J. J. Voskuil starb am 1. Mai 2008 in Amsterdam. Der schwerkranke Autor wollte über den Zeitpunkt seines Todes selbst entscheiden und wählte dafür den «Tag der Arbeit» – eine Wahl, die seine Leser kaum überraschen dürfte. Denn «Arbeit» war das große Thema dieses außergewöhnlichen Autors, der die Literatur um einen der interessantesten Romane der letzten Jahrzehnte bereichert hat.
Der Übersetzer Gerd Busse
Gerd Busse, geboren 1959, Erziehungswissenschaftler, Politologe und Niederlandist, war an einem sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut beschäftigt, als er auf
Het Bureau
stieß und beschloss, es zu übersetzen. Heute arbeitet Busse als Projektentwickler und -berater in deutsch-niederländischen Bildungsprojekten und ist seit vielen Jahren als Publizist und Übersetzer tätig. Er lebt in Dortmund.
Niederländische Stimmen
zu «Het Bureau»
«Ich lese Voskuil wahnsinnig gern, und zugleich wird mir schwindelig bei der Vorstellung, ich müsste selbst ein solches Werk schreiben. Eine fast übermenschliche Leistung – mein Kompliment!»
Gerbrand Bakker, Autor von «Oben ist es still»
Het Bureau, Band 1 (1996):
Meneer Beerta
– «Direktor Beerta»
Aus der niederländischen Presse:
«Voskuil notiert all diese kleinen und großen Dramen auf die nüchterne, zurückhaltende Weise, die seiner Prosa die Spannung und Dichte großer Vorgänger wie Willem Elsschot gibt.»
Frits Abrahams, NRC Handelsblad
«Das holländische Pendant zur mythischen Great American Novel.»
Pieter Steinz, NRC Handelsblad
«Bleibt die Frage, was dieses Buch voll urholländischem Realismus so faszinierend macht, dass so viele Leser verrückt danach geworden sind. … Es wird wohl der Wiedererkennungseffekt sein – auf jeden Fall für jeden, der in einem Büro arbeitet. Der Leser kann sich mühelos in die Romanfiguren hineinversetzen. Gewöhnliche Menschen werden ungewöhnlich, in der Vergrößerung erscheinen sie in einem völlig anderen Licht. Wiedererkennbar und mit trockenem Humor werden sie aufgezeichnet: die Bürogespräche und der Tratsch, die Kommunikationsstörungen, die Streitereien und Zusammenstöße unter Kollegen, das Krankfeiern, der Neid, die kleinen Sticheleien, die ausufernden Sitzungen. ‹Het Bureau› ist eine literarische SoapOpera, bei der die Kraft in der Wiederholung liegt und sich der Leser mit den Romanfiguren identifizieren kann. Sie werden einer nach dem anderen zu alten Bekannten.»
Nico de Boer, Noordhollands Dagblad
Band 2 (1996):
Vuile handen
– «Schmutzige Hände»
Band 3 (1997):
Plankton
– «Plankton»
Band 4 (1998):
Het A. P. Beerta-Instituut
– «Das A. P. Beerta-Institut»
«Voskuils Roman ist eine einzige große Ode an die Anspruchslosigkeit und den mangelnden Ehrgeiz. Ein Lobgesang auf die alte niederländische Redensart: ‹Doe maar gewoon, dan doe je al gek genoeg› [sinngemäß: Bleib auf dem Teppich, dann fällst
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