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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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zwei seiner Kinder lagen unbeweglich mit dem Bauch auf dem Tisch. Ihre Arme und Beine waren mit schwarzen Schnürsenkeln so straff zusammengebunden, dass ihre Körper sich gekrümmt hatten. Er wollte zu ihnen eilen, um die Schnürsenkel durchzuschneiden. In dem Moment sah er in einer Ecke, in einem Haufen blutiger Lumpen, das dritte Kind liegen.
    *
    „Diese Kommissionen und Sitzungen treiben mich noch in den Wahnsinn“, sagte Beerta. „Dann sitze ich irgendwo und weiß nicht mehr, warum ich da sitze.“
    „Aber es verschafft Ihnen ein Alibi“, sagte Maarten.
    Beerta hörte auf, seine Post zu sortieren, und sah mit hochgezogenen Augenbrauen über seine Schulter. „Wie meinst du das?“
    „Wenn Sie da sind, können Sie nichts anderes tun.“ Er hatte Mühe, sein Lachen zu unterdrücken.
    „Das weiß ich noch nicht.“ Er wandte sich wieder ab. „Jedenfalls bringt es einen Haufen Arbeit mit sich. Einen Haufen Arbeit! Jetzt haben sie mich wieder gebeten, einen Fragebogen für den Europäischen Atlas zu machen. Und ich habe schon so viel zu tun.“
    „Dann übersetzen Sie doch einfach einen von unseren eigenen Fragebogen.“
    „Ich denke, dass ich das auch tun werde“, sagte er, als sei er selbst auch schon zu dieser Schlussfolgerung gelangt.
    Die Tür ging auf. Nijhuis kam herein, gefolgt von Frans Veen. „Hier ist die neue Kraft“, sagte er.
    Beerta drehte sich um, schob seinen Stuhl zur Seite und richtete sich auf, zackig, mit erhobenem Kinn.
    Frans Veen ging mit einer verlegenen Bewegung, seinen Kopf ein wenig zur Seite geneigt, auf ihn zu und gab ihm die Hand. „Frans Veen“, sagte er schüchtern, fast nicht zu verstehen. Er hatte einen hochroten Kopf bekommen.
    „Beerta“, sagte Beerta mit einem ironischen Lachen.
    „Angenehm“, murmelte der Junge.
    Maarten war jetzt ebenfalls aufgestanden und wartete ab.
    Der junge Mann bemerkte es, zögerte und nickte. „Tag, mein Herr.“ Es schien für einen Moment, als wolle er Maarten auch die Hand geben, aber im letzten Moment sah er davon ab.
    Maarten zögerte auch. „Tag, mein Herr.“ Es klang idiotisch, und im selben Moment ärgerte er sich, es gesagt zu haben, doch es war nicht mehr zu ändern. Gleichzeitig war er sich der Anwesenheit von Nijhuis bewusst, der bewegungslos an der Tür wartete.
    „Du bist Lehrer gewesen?“, fragte Beerta.
    „Ja, mein Herr“, antwortete Veen nervös.
    „Aber du konntest keine Ordnung halten, habe ich gehört.“
    „Nein, ich konnte keine Ordnung halten.“
    „Ich konnte auch keine Ordnung halten. Es war bei mir ein einziges D-durcheinander.“
    „Bei mir war es auch ein Durcheinander.“ Er bewegte seinen Körper.
    „Aber hier brauchst du keine Ordnung halten“, beruhigte Beerta ihn ironisch. „Wenn du nur pünktlich bist. Bist du gewissenhaft?“
    „Nicht so besonders.“
    „Dann wird Nijhuis dir das beibringen müssen. Gewissenhaftigkeit genießt hier Priorität. Wenn du nicht gewissenhaft bist, machst du Fehler, und das können wir uns nicht erlauben. Was wir hier tun, ist für die Ewigkeit bestimmt.“
    „Ja, mein Herr. Ich werde mein Bestes tun.“ Es war deutlich zu merken, dass Beerta ihn unsicher machte. Maarten hatte Mitleid mit ihm, doch Beerta schien es eher zu amüsieren. „Gut.“ Er nickte. „Ich nehme dich beim Wort.“ Er wandte sich ab und setzte sich wieder, woraufhin Veen und Nijhuis den Raum verließen.
    „Er ist ein bisschen halbseiden, findest du nicht?“, bemerkte Beerta, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten.
    „Ich finde ihn ganz nett.“
    „Das kann schon sein, aber er ist auch ein bisschen halbseiden.“
    „Jedenfalls ist er intelligenter als der andere Bewerber.“
    „Das ist natürlich schön“, gab Beerta zu. „Ich mag intelligente Menschen sehr. Obwohl d-dumme natürlich netter sind. Intelligente Menschen sind immer Strolche.“
    „Solange sie einem nur wohlgesinnt sind.“
    „Nein, intelligente Menschen sind immer Strolche.“ Er sprach das Wort
Strolche
mit unterdrücktem Vergnügen aus.
    Maarten reagierte nicht mehr. Das Gespräch irritierte ihn.
    „Aber ich mag Strolche“, sagte Beerta mit etwas Doppeldeutigem in der Stimme.
     
    Kurz nach dem ersten Kaffee wurde es nebenan im Raum von Fräulein Haan plötzlich laut. Maarten hörte die Stimme von Nijhuis, später auch die von Wiegel, und, alle übertönend, die geschäftige Stimme von Fräulein Haan. Es ertönte ein lauter Summton, der sofort wieder abgedämpft wurde. Er hörte nun auch das Lachen

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