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Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern
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lächelte wieder. »Wir haben lange überlegt, wie wir die Jungs motivieren können. Einer hatte die Idee, ihnen einfach keine Schuhe mehr zu geben. Und weißt du, was passiert ist? Die meisten schaffen es jetzt schon nach vier Wochen.«
    Und ich schaffe es sogar noch schneller, dachte Luk, als sie jetzt losrannten.
    »Drei, vier … ein Lied!«
    Luk hatte die Melodie schon mal irgendwo gehört. An den Text konnte er sich nicht erinnern. Egal. Er durfte ja sowieso nicht mitsingen. Bei jedem Schritt bohrten sich Steine, Holzstückchen und andere Sachen in seine untrainierten Fußsohlen. Schon nach 100 Metern fühlte es sich an, als laufe er auf dem rohen Fleisch.
    Mike tauchte neben ihm auf. Luk wurde plötzlich unsicher. Verdammt, wie war das jetzt? Sollte er mitsingen, oder durfte er nicht, weil er auf Stufe eins war? Konnten die ihm
nicht einfach ein Merkblatt geben, in dem alle Regeln aufgeführt waren?
    Überhaupt, was für eine idiotische Methode, dass die Neuen nicht reden durften. Wie sollten sie da herausfinden, was erlaubt war und was nicht? Oder war gerade das ihre Taktik? Wollten sie ihn total verunsichern, ihn ganz in seine Einzelteile zerlegen, bevor sie ihn nach ihren Vorstellungen wieder neu zusammensetzten?
    »Fall bloß nicht zurück!«, warnte Mike ihn. »Wer als Letzter ankommt, handelt der ganzen Gruppe Minuspunkte ein. Und das mögen die Jungs überhaupt nicht.«
    Luk wollte nicken. Aber es wurde wahrscheinlich nur eine schreckliche Grimasse daraus. Ein spitzer Stein bohrte sich in seinen linken Fuß. Der Schmerz zuckte bis in seine Hüfte hinauf.
    »Und ich übrigens auch nicht«, schob Mike nach. Es klang wie eine versteckte Drohung.
    Luk nickte. Zweimal sogar. Er war nicht darauf aus, irgendwelche Missverständnisse bei seinem neuen Gruppenführer aufkommen zu lassen.
    Nach vielleicht einem Kilometer war Luk sicher, dass er es nicht mehr weit schaffen würde. Es musste ziemlich komisch aussehen, wie er sich voranbewegte. Seine Füße jaulten bei jedem Schritt auf und weigerten sich, weiterzumachen.
    Mike war längst verschwunden. Wenn Luk das richtig mitbekommen hatte, dann befand sich der Gruppenführer jetzt irgendwo hinter ihm. Aber sicher war er da nicht. Er war viel zu sehr mit seinen misshandelten Füßen beschäftigt, wie sollte er da mitbekommen, was um ihn herum geschah?
    »Halt einfach nur durch«, hörte er plötzlich eine leise Stimme hinter sich. »Das haben wir alle mal durchgemacht. Und frag hinterher bloß nicht nach dem Arzt.«

    Wer war das denn gewesen? Luk wollte schnell den Kopf wenden. Aber plötzlich war Mike wieder neben ihm.
    »Wehe, du machst schlapp! Dann sorg ich dafür, dass du ewig auf Stufe eins bleibst.«
    Keine Sorge, dachte Luk. Ich schaff das schon. Von dir lasse ich mich schon gar nicht unterkriegen.
    Und irgendwann war dieser morgendliche Dauerlauf tatsächlich zu Ende. Luk war etliche Male drauf und dran gewesen, aufzugeben. Seine Füße! Aber schließlich, nach mindestens sechs oder sieben Kilometern, kamen sie wieder ins Camp zurück.
    Luk sah sich um. Den meisten hatte der Lauf nichts ausgemacht. Im Gegenteil, sie hopsten herum, als hätten sie gern noch ein paar Kilometer drangehängt.
    Er selbst war total erledigt, nicht nur wegen der Füße. Keuchend stand er da und war froh, die ganze Strecke überhaupt geschafft zu haben. Ihm wurde fast schlecht, als er seine Fußsohlen betrachtete. All das Blut!
    Ob seine Eltern wirklich wussten, wo er hier war? Unter welchen Bedingungen er hier vegetierte? Bestimmt nicht. Nie und nimmer hätten sie ihre Zustimmung gegeben. Andererseits, Dr. Enno Schwarz hatte ihn garantiert nicht auf eigene Faust in dieses Camp geschickt. Der hatte es mit Luks Eltern abgesprochen. Aber vielleicht hatte der Anwalt selbst nicht genau gewusst, wie es in diesem Erziehungslager aussah.
    Eins stand für Luk jedenfalls fest: Wenn seine Mutter ihn so sehen würde, mit diesen blutigen Füßen, sie würde sich sofort ins Auto setzen und ihn hier herausholen, um ihn ins nächste Krankenhaus zu bringen.
    Aber Luk ließ sich nichts anmerken. Er dachte an den Tipp, den er unterwegs bekommen hatte. Von wem eigentlich? Aber das konnte er auch später noch herausfinden.

    Mike tauchte neben ihm auf, während Luk gerade überlegte, was er mit seinen Füßen machen sollte. Desinfizieren natürlich. Aber woher sollte er jetzt das richtige Mittel bekommen?
    »Jetzt gibt’s erst mal Frühstück«, informierte sein Gruppenführer ihn. »Danach zeig

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