Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Hoffnung. Warum sollten wir also auf entgegengesetzten Seiten stehen?«
»Weil Sie vielleicht etwas wissen, das wir dringend in Erfahrung bringen müssen«, antwortete Bucky.
»So?«, fragte Culpepper und zog eine Augenbraue hoch. »Was denn?«
»Keine Ahnung«, gestand Bucky. »Aber ich habe das Gefühl, dass Aaron Walker diese Frage beantworten könnte und vielleicht auch Ralph D’Angelo.«
Anspannung zeigte sich in Culpeppers Zügen. »Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas darüber wüsste?«
»Ich sagte, Aaron Walker wüsste etwas«, entgegnete Bucky. »Wissen Sie auch irgendetwas darüber?«
Jerry amtete hörbar aus. »Ich wünschte, es wäre so.«
»Ich glaube Ihnen. Fürs Erste.«
»Ich wurde angewiesen, nicht weiterzugraben«, gestand Culpepper. »Es gibt keinen Ort, den ich nicht aufsuchen könnte, keine Akte, die ich mir nicht ansehen könnte, keinen Menschen, mit dem ich nicht reden könnte. Aber …«
»Aber wenn es gut genug verborgen ist, werden Sie mit dem, was man Ihnen an Informationen zugesteht, trotzdem nichts erreichen.«
»Was zum Teufel sollte wohl dabei herauskommen?«, fragte Culpepper und rang sich ein Schulterzucken ab. »Wir sind gelandet. Wir sind zurückgekommen. Bis auf eine Mission ist alles perfekt nach Plan gelaufen. Als Apollo 13 schiefgegangen ist, hat niemand versucht, das zu verheimlichen.«
»Würden Sie einen Rat von jemandem annehmen, der ein gutes Stück älter ist und schon erheblich mehr von der Welt gesehen hat als Sie, Jerry?«
»Ich bin ganz Ohr«, entgegnete Culpepper aufrichtig.
»Sichern Sie sich gut ab!«, riet Bucky ihm. »Wenn herauskommt, was dahintersteckt, wird man Sie am ausgestreckten Arm verhungern lassen.«
»Mich? Ich bin der loyalste Mitarbeiter, den die NASA hat.«
»Sie sind auch der bekannteste Mitarbeiter, den sie hat.«
»Hören Sie: Was immer passiert oder nicht passiert ist – ich bin überzeugt, es war nur eine Kleinigkeit. Wahrscheinlich war es am Ende so oder so nur dummes Gefrotzel.«
Eine lange, unbehagliche Stille trat ein.
»Aber?«, fragte Bucky dann. »Ich glaube, ich höre da ein ›Aber‹ am Ende des Satzes.«
»Aber das ist mein Laden und mein Land, und wenn ich auch genauso neugierig sein mag wie Sie, bin ich doch aus ethischen Gründen gezwungen, das Geheimnis zu wahren, wenn NASA und Regierung es denn wahren wollen.«
»Wenn die amerikanische Öffentlichkeit belogen wurde, zu der Sie, wenn ich mich nicht irre, auch gehören«, wandte Bucky ein, »dann sind Sie meiner Ansicht nach aus ethischen Gründen gezwungen, die Sache ans Licht zu zerren, ganz gleich, worum es dabei geht.«
Culpepper schüttelte den Kopf. »In diesem Punkt stehen wir auf entgegengesetzten Seiten, Bucky. Ich kann Ihnen nur einen Rat geben: Vergessen Sie die ganze Geschichte!«
»Ich werde Ihnen auch einen Rat geben: Die letzte Person, die Sie je belügen sollten …«
»Sind Sie, Bucky?«, unterbrach ihn Culpepper.
»… sind Sie selbst«, beendete Bucky seinen Satz und legte auf. Dann drehte er sich zu Gloria und Brent um. »Er wird zu uns stoßen, wenn die Zeit reif ist.«
»Wenn jemand die Katze aus dem Sack lässt, wen interessiert dann noch, ob er zu uns stößt?«, fragte Brent. »Wenn das nicht passiert, kommt er so oder so nicht.«
»Er ist ein Mann von Moral«, entgegnete Bucky. »Davon gibt es nur wenige in diesem Geschäft. Aber jeder davon ist berechenbar. Je größer das Geheimnis, desto mehr wird Culpepper sich betrogen und missbraucht fühlen.«
»Warten wir erst mal ab, ob es so ein großes Geheimnis ist!«, mahnte Gloria.
Bucky verzog das Gesicht. »Sie haben mir nicht zugehört. Es ist groß.«
»Wie groß?«
»Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, ein Mitglied von Myshkos Team ist umgekommen, als sie auf dem Mond waren, und das hat die NASA geheim gehalten, weil sie erst herausfinden wollten, wie er gestorben ist. Sie dürfen nicht vergessen, wir haben uns damals ein Rennen mit den Russen geliefert, und so ein Vorfall wäre ein herber Prestigeverlust gewesen.«
»Glauben Sie das wirklich?«, fragte Brent.
»Es ergibt Sinn«, antwortete Bucky. »Offensichtlich ist das Missionsmitglied, das es erwischt hat, eines natürlichen Todes gestorben. Oder die NASA konnte, was immer seinen Tod verursacht hat, in Ordnung bringen. Denn die übrigen Apollo-Missionen wurden alle plangemäß gestartet. Aber bis dahin hatte man bereits einige Monate lang ein Geheimnis aus dem Tod eines Astronauten gemacht. Man wollte die
Weitere Kostenlose Bücher