Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
wir gelandet!, dachte Bucky.
Vergiss nicht die Kennedy-Notizen, die 2012 wieder aufgetaucht sind!, ermahnte er sich in Gedanken. JFK hatte sich einen Dreck für die Wissenschaft interessiert. Alles, worum es ihm gegangen war, war das Prestige, das damit einherging, die Russen im Wettlauf zum Mond zu schlagen. Und wenn sich Harvard John schon nicht für bahnbrechende wissenschaftliche Fortschritte interessiert hatte, durfte man davon ausgehen, dass Landslide Lyndon und Tricky Dick erst recht einen Scheiß darauf gegeben hatten. Für alle drei war es nur darauf angekommen, den Mond zuerst zu erreichen. Demnach hätten sie diesen Erfolg kaum verheimlicht.
Warum also hatte Aaron Walker diesen Eintrag in seinem Tagebuch verfasst?
Denk nach, Bucky!, ermahnte er sich. Du hast schon eine halbe Stunde bei CNN und Fox News gebucht, um deine Version dessen, was passiert ist und was verschwiegen wurde, zu verbreiten und die Regierung herauszufordern, dir das Gegenteil zu beweisen. Du solltest deiner Sache besser verdammt sicher sein, sonst wird dir nie mehr jemand auch nur ein Wort abkaufen.
Eines steht fest: Walker hat das nicht aus Jux geschrieben. Über die Jahre haben sich viele gesellschaftliche Gepflogenheiten geändert, aber Tagebücher sind immer noch Privatsache. Er hat bestimmt nicht damit gerechnet, dass jemand lesen würde, was er geschrieben hat – also, warum hat er das geschrieben?
Bucky warf einen Blick auf seine Rolex. Dreiunddreißig Stunden bis zu seinem Fernsehauftritt. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
Er war zusammen mit seinen engsten Mitarbeitern angereist – Ed Camden, seiner langjährigen Sekretärin Gloria Marcos und seinem Bodyguard Jason Brent. (Bucky hielt sich selbst für ein ziemlich fittes Exemplar der menschlichen Gattung, mehr als fähig, auf sich selbst aufzupassen. Aber als Milliardär war man auch eine potenzielle Zielperson für Entführer und all die missmutigen Rivalen, die man auf dem Weg zum eigenen Reichtum hinter sich gelassen, anders ausgedrückt: zugrunde gerichtet hatte. Der Gedanke, mit einem ganzen Trupp Bodyguards zu reisen, wie es so viele andere von seinem wirtschaftlichen Format taten, war Bucky verhasst. Also hatte er nur Brent ausgewählt, eine Ein-Mann-Tötungsmaschine, ein hervorragender Schütze und Karatemeister. Er hatte die kürzeste Reaktionszeit, die Bucky je erlebt hatte.)
Bucky bestellte alle drei Mitarbeiter in seine Suite. Nun ja, in das riesige Wohnzimmer der Präsidentensuite. Brent hätte sich auf keinen Fall mit einem Zimmer zufriedengegeben, in dem er durch einen Korridor und eine verschlossene Tür von seinem Boss getrennt gewesen wäre. Darum schlief er in einem der Räume, die zur Suite gehörten.
»Was gibt es?«, fragte Camden.
»Haben Sie die Nachrichten gehört?«, stellte Bucky die Gegenfrage.
»Ja«, erwiderte Camden, »und ich frage mich, was der Kerl geraucht hat.«
Bucky wandte sich an Gloria. »Denken Sie, jemand wird das glauben?«
»Warum nicht!«, antwortete sie. »Teufel auch, ein Drittel der Leute glaubt nicht, dass wir je auf dem Mond gelandet sind. Warum sollte nicht ein anderes Drittel glauben, dass wir öfter gelandet sind, als wir zugegeben haben?«
»Ich werde schon sehr bald vor fünfzig Millionen Menschen sprechen«, sagte Bucky. »Mir ist sehr daran gelegen, mich nicht zum Narren zu machen.«
Brent schaute verwirrt drein. »Ich sehe da kein Problem, Boss. Ich nehme an, Sie wollen denen Ihre Version davon liefern, warum Kirby die Auszeichnung ausgeschlagen hat.«
»Am nächsten Tag hat er sie dann aber doch angenommen«, warf Camden ein.
»Trotzdem, irgendwas ist da im Busch, und der Boss will seine Version öffentlich machen. Die Sache ist die: Was immer vorgefallen ist, ist fünfzig Jahre lang geheim gehalten worden. Das ist, als wäre sozusagen gar nichts passiert. Demnach ist egal, wenn der Boss sich irrt, klar? Denn wer könnte wohl seinen Irrtum aufklären? Anders ausgedrückt: Falls was passiert ist, aber der Boss sich dabei irrt, was das gewesen ist, dann können ihn nur die Leute widerlegen, die deswegen fünfzig Jahre lang gelogen haben. Er ist kein Feind der NASA, warum also sollten die plötzlich eine Kehrtwende machen, nur um ihn in Verlegenheit zu bringen?«
Camden dachte über Brents Worte nach, ehe er sich an Bucky wandte: »Wissen Sie, Brent hat da nicht ganz unrecht.«
»Na, dann sperren Sie jetzt mal die Ohren auf!«, ereiferte sich Bucky. »Wir fliegen zum Mond, komme, was da wolle. Aber wenn
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