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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nehmen.
    Als sie dort eintrafen, fanden sie eine dringende Nachricht von Ed Camden vor, der um Kontaktaufnahme bat. Einen Moment später tauchte sein Gesicht auf dem Monitor auf und starrte seinen Arbeitgeber an.
    »Was gibt es?«, fragte Bucky.
    »Das werden Sie nicht glauben«, sagte Camden, der einen recht aufgewühlten Eindruck machte.
    »Warten wir’s ab!«
    Camden hielt ein ramponiertes Buch mit Ledereinband vor die Kamera. »Das ist Aaron Walkers Tagebuch. Es kostet Sie dreihunderttausend Dollar.«
    »Da Sie mich so dringend sprechen wollten, nehme ich an, das ist es auch wert.«
    »Sie haben es billig bekommen.«
    »So?«
    Camden nickte. »Allerdings.«
    »Okay, was habe ich für dreihundert Riesen gekauft?«
    »Lassen Sie mich den Eintrag vom 19. Januar 1979 vorlesen!«
    »Dann los.«
    Camden schlug die entsprechende Seite auf. »›Zehn Jahre, und niemand hat je ein Wort darüber verloren. Ich kann nicht fassen, dass Washington ein Geheimnis so lange wahren kann‹.«
    »Ist das alles?«
    Camden schüttelte den Kopf. »Hier ist ein Eintrag, der aus dem Dezember 1986 stammt. ›Beinahe siebzehn Jahre, und immer noch ist nichts darüber verlautet. Inzwischen gehöre ich wohl zu den wenigen, die übrig sind und die Wahrheit kennen.‹« Camden blätterte zu einer anderen Seite um. »Und am 19. Januar 1988 steht: ›Noch ein Jahr des Schweigens. Einfach verblüffende«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Bucky. »Der 19. Januar ist der Jahrestag des Starts der Myshko-Mission.«
    Camden schüttelte den Kopf und lächelte. »Fast.«
    »Scheiß die Wand an!«, rief Bucky. »Es ist der Tag ihrer Mondlandung!«
    »Gebt dem Mann eine Zigarre!«, kommentierte Camden.

6
    Jane Alcott lebte mit Mann und vier Kindern in Sparrows Point, Maryland. Das lag ein wenig außerhalb von Baltimore. Die Familie bewohnte ein zweistöckiges weißes Holzrahmenhaus mit einem großen Vorgarten, in der unmittelbaren Umgebung vieler Bäume. Das Haus lag gerade ein paar Blocks von der Chesapeake Bay entfernt. An so einem Ort hätte sich Jerry auch gern niedergelassen, hätte er eine Familie gehabt. Er traf am frühen Abend ein, als die Sonne gerade am Horizont verschwand. Er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, wie viel einfacher sein Leben hätte sein können. Hier draußen hätte er wohnen können, hätte er sich der Öffentlichkeitsarbeit irgendeines Fernsehkanals gewidmet und sein Leben mit Mandy Edwards geteilt, der einzigen Frau, die ihm wirklich etwas bedeutet hatte. Aber Mandy war schon lange Vergangenheit.
    Auch als sein Leben in den ruhigen Bahnen verlief, in die es die Zeitläufe versetzt hatten, hatte Jerry immer noch an Mandy gedacht. Inzwischen war er endlich über sie hinweggekommen. Das zumindest redete er sich gern ein. Vor zwei Jahren hatte sie in Astrophysik promoviert. Nun arbeitete sie in Houston für die NASA. Sie war einer der Gründe, warum er überhaupt zur NASA gegangen war: weil dort die Möglichkeit bestand, dass sich ihre Wege kreuzten. Auf jeden Fall wusste Mandy, wie weit er es gebracht hatte. Bestimmt sah sie ihn dann und wann auf dem behördeneigenen Sender oder wenn er eine Pressekonferenz leitete. Jerry bildete sich gern ein, dass Mandy bedauerte, ihn abgewiesen zu haben.
    Nun, in einem Mietwagen unter einem hell leuchtenden Mond, verdrängte Jerry Mandy aus seinen Gedanken, während er die F Street hinunterfuhr und nach Süden in die Neunte abbog, wo er an noch mehr Bäumen, gestutzten Rasenflächen und breiten Einfahrten vorüberkam. Die Hausnummern waren in der zunehmenden Dunkelheit schwer zu erkennen. Aber Alcott hatte das Haus beschrieben, rot verklinkerte Mauern, grüne Fensterläden und zwei Wagen in der Auffahrt. Eingeschaltete Gartenlaterne. Jerry fand das Haus, parkte und sah sich um, um sich zu vergewissern, dass keine Reporter in der Nähe wären. Dann erst stieg er langsam aus und ging den Bürgersteig entlang. Irgendwo bellte ein Hund, und ein paar Kinder warfen auf dem Nachbargrundstück abwechselnd weite Würfe auf einen Basketballkorb, der über der Einfahrt hing. Für Basketball, so dachte er, ist wohl immer irgendwie Saison. Eine kühle Brise wehte von der Bay herein. Jerry atmete tief durch, dachte wieder einmal, dass es klüger wäre, nach Hause zu gehen und die ganze Sache zu vergessen. Ganz gleich, was dabei herauskäme, er würde sich zum Gespött machen. Zu einer Witzfigur, die eine Behörde repräsentierte, deren Zeit längst abgelaufen war.
    Er stieg die hölzernen Stufen

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