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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Ich hätte in Ihrer Lage vermutlich genauso gehandelt wie Sie. Und ich gebe zu, ich finde das auch recht seltsam. Trotzdem, ich will nur noch, dass das aufhört.«
    »Gibt es etwas Neues?«
    »Armbruster und Collins, gerade heute Morgen. Sie reden bereits darüber, unser Budget zu kürzen.« Zwei Kongressangehörige, die ihre ganze Karriere darauf aufbauten, abzuschaffen, was sie als Geldverschwendung bezeichneten. Die NASA hatte immer weit oben auf ihrer Liste gestanden. »Das Problem ist, dass man uns mit Blackstone assoziiert. Und mit dieser ganzen gottverdammten Geschichte.«
    Jerry lauschte dem Gesang der Vögel, die in den Bäumen saßen. Das Leben der Piepmätze sah so viel angenehmer aus als sein eigenes. »Ich habe gestern Abend etliche Anrufe von der Presse bekommen«, sagte er. »Sie wollten wissen, was wir dazu zu sagen hätten. Aber ich bin ausgewichen. Ich habe ihnen gesagt, ich wüsste auch nicht mehr als sie.«
    »Haben die Sie so einfach davonkommen lassen, Jerry?« Ihre Stimme klang schärfer als zuvor.
    »Ja«, sagte er, »bis zu einem gewissen Grad. Sie haben versucht, mehr aus mir herauszuholen, aber …«
    »Okay, gut. Ich glaube, das ist exakt die richtige Vorgehensweise. Wir müssen uns für eine Weile bedeckt halten. Überlassen wir Blackstone das Feld!« Sie brach ab, und Jerry konzentrierte sich auf die Musik. Rachmaninow möglicherweise. Für ihn hörten sich die klassischen Komponisten alle irgendwie gleich an. »Übrigens …« Mary runzelte die Stirn. Schlechte Neuigkeiten. »Ich ziehe Sie von dem für heute geplanten Interview ab.«
    Er unterdrückte ein Knurren. »Halten Sie das für nötig?«
    »Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, Jerry. Ich glaube, es ist das Beste, wenn die Öffentlichkeit Sie für eine Weile möglichst wenig zu sehen bekommt.«
    Jerry ließ sie spüren, dass er damit nicht glücklich war. »Okay«, sagte er, »was immer Sie wünschen.«
    »Später, wenn Ruhe eingekehrt ist, können wir wieder zu unserer üblichen Routine zurückkehren.«
    »Wer führt das Interview?«
    »Martin.«
    Martin Moreau war der Personalchef des Space Centers. Er war ranghöher als Jerry und, auch wenn Jerry das nicht einmal sich selbst gegenüber eingestanden hätte, ein guter Ersatz für ihn. Nun ja, ein adäquater. Er verfügte nicht über Jerrys Stilsicherheit. Seine unterhaltsame Herangehensweise. Aber das tat niemand. Jedenfalls nicht am Cape.
    Plötzlich hatte Jerry einen Vormittag lang nichts zu tun. Er saß da und lauschte dem Ticken der Uhr, während sein Groll wuchs und wuchs. Er dachte daran, Mary in ihrem Büro aufzusuchen und ihr seine Kündigung zu überreichen. Dann müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen, dass ich die Leute an die NASA erinnere!
    Warum interessierte sich sonst niemand für diese Sache? Abgesehen von Blackstone.
    Sogar Barbara hatte sich abgewandt.
    »Jerry?« Barbaras Stimme. »Sie haben Besuch. Ein Mr Collander.«
    »Wer?«
    »Joseph Collander. Der Sicherheitsdienst hat gerade angerufen. Er steht offenbar unten am Empfang und möchte Sie sprechen.«
    »Hat er gesagt, worum es geht?«
    »Myshko.«
    Noch so ein Spinner!
    »Sagen Sie ihm, ich sei nicht da. Von mir sagen Sie, ich wäre zu einem Freundschaftsbesuch nach Ägypten gereist!«
    »Jerry, er behauptet, sein Vater habe in den Sechzigern für uns gearbeitet.«
    Jerry zögerte. Er wollte sich nicht noch tiefer in der Sache verstricken. Andererseits … »Okay, ich rede mit ihm.«
    Barbara schaltete ihn zum Empfang durch. »Dr. Culpepper?« Die Stimme klang dünn, zögerlich, widerstrebend.
    »Ich habe keinen Doktortitel, Mr Collander«, sagte Jerry. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mr Culpepper, mein Vater hat damals in den Sechzigern und Siebzigern als Computertechniker für die NASA gearbeitet. Ich habe da vielleicht etwas, was Sie interessieren könnte.« Jerry atmete tief durch. »Ich bin in einer Minute unten.«
    Joseph Collander passte gar nicht zu seiner Stimme. Er war ein großer Bursche, der Typ, der in jüngeren Jahren einen guten Linebacker hätte abgeben können. Er war leger gekleidet, was allerdings an der Space Coast so oder so üblich war. Ein schlichtes Hemd mit offenem Kragen und dem Emblem der University of Florida auf der Tasche, und eine Baseballkappe mit dem Logo der Rays. »Mr Culpepper«, sagte er, »tut mir leid, Ihre Zeit zu beanspruchen. Ich habe gestern Abend diesen Kerl im Fernsehen gesehen, Blackberry oder so …«
    »Blackstone«, korrigierte Jerry ihn und führte seinen

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