Das Chamäleon-Korps
jeder. Ich bin Leonard F. Gabney, und ich habe das Gefühl, daß ich jetzt langsam genug Zeit in diesem überheizten Labyrinth verbracht habe.“
„Immer mit der Ruhe, Opa! Alle ankommenden Passagiere mit Anfangsbuchstaben G werden ausnahmsweise auf Level zwei abgefertigt. Gehen Sie diesen Korridor bis zum Ende hinab. Die Rampe wird Sie dann nach oben befördern.“
Jolson schnaubte: „Nicht nur morbide, sondern auch noch uneffizient.“
„Immer mit der Ruhe, Opa!“
Auf der emporsteigenden Rampe hakte sich ein magerer junger Mann mit blondem Lockenhaar bei Jolson unter. „Sind Sie auch ein G-Mann?“
„Ich bin Leonard F. Gabney, Sie junger Welpe, und nun hören Sie auf, an mir herumzufummeln!“
„Hören Sie, ich will nicht irgendwas Abartiges machen“, sagte der junge Mann. „Nein, Sir. Sie sind doch der Telekinesekönig, nicht wahr, Mr. Gabney? Ich bin Peter Terraloma Gooden, Heimatplanet Erde. Im Erdsystem. Vielleicht haben Sie von meinem Planeten gehört, Sir?“
„Er gehört mir zu einem großen Teil“, sagte Jolson. „Jetzt wickeln Sie sich mal frei von mir!“
„Sie sahen so aus, als könnten Sie’s brauchen“, sagte Gooden. „Ich will ja nur behilflich sein. Heutzutage laufen viel zu viele junge Leute schäbig herum, haben eine große Klappe und ignorieren unsere Oldtimer-Mitbürger. Ich bin der Meinung, daß man unseren älteren Mitbürgern mit Respekt begegnen sollte, unseren goldigen Alten.“
„Jedenfalls den alten Knackern, die ein Bankkonto haben wie ich“, sagte Jolson.
„Ehrlich, Sir“, sagte Gooden. „Ich weiß ja, daß Sie vom Planeten Barnum stammen, aber ich bin auch der Meinung, daß wir auf dem Planeten Erde im Erdsystem einen ehrlichen, echten Respekt vor unseren Senioren haben. Sie werden bemerken, daß ich es das Erdsystem nenne und nicht das sogenannte Sonnensystem. Wenn die Erde den ihr zukommenden Platz einnehmen könnte, Mr. Gabney, dann wären die Dinge in den anderen Systemen hier nicht so verfahren.“
„Ach ja?“
„Ich gehe nicht so weit wie einige von diesen Erde-über-alles-Leuten oder wie diese Pazifistenburschen, die sich nie rasieren“, sagte Gooden. „Aber Sie müssen doch zugeben, daß sie ab und zu ein paar ganz gute Ideen haben.“
„Ich weiß nichts über diese neueren Ideologien“, sagte Jolson wie beiläufig.
„Na ja, schätze, ich habe schon genug zu diesem Thema gesagt, Sir. Was macht das Telekinesegeschäft?“
„Kann nicht klagen“, sagte Jolson. „Arbeiten Sie etwa für Ihren Lebensunterhalt?“
„Das habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt, entschuldigen Sie. Ja, ich gehöre zur Stiftung für Asozialenforschung.“
„Wohl eine wohltätige Einrichtung, wie?“
Die Rampe erreichte ihren Gipfelpunkt und fuhr wieder hinab. „Nicht ganz, Mr. Gabney. Wir von der Stiftung für Asozialenforschung, eine Firma übrigens, die auf der alten Erde gegründet wurde, betreiben Motivationsstudien bei gesellschaftlich Gestrauchelten und Ausgestoßenen. Auf Esperanza gibt es einen recht großen Asozialenanteil, auch wenn man in der Tourismuswerbung nicht viel davon mitbekommt.“
„Ich hoffe jedenfalls ganz energisch, daß ich nicht in direkten Kontakt mit Asozialen kommen werde.“
„Klar. Halten Sie sich von den Randgebieten fern, dann brauchen Sie sich keine großen Sorgen zu machen“, sagte Gooden. „Das eigentliche Problem ist, daß viele Fabrikanten die Asozialen völlig übersehen. Die SAF kann Forschungsergebnisse aufweisen, die belegen, daß die Kaufkraft der Asozialen im Barnum-System über eine halbe Milliarde im Jahr übersteigt. Und das ist auch noch zum größten Teil weggeworfenes Geld.“
„Ach ja?“ sagte Jolson. „Für welche Produkte wollen Sie diese Außenseiter denn interessieren?“
„Im Augenblick handelt es sich hauptsächlich um Drogen und Wein“, sagte Gooden. „Nach dieser Reise werde ich dazu in der Lage sein, auch für andere Kartelle Marketingstrategien auszuarbeiten. Sie werden es vielleicht nicht wissen, Mr. Gabney, aber es war ein Teil meiner Forschungsarbeit, der hier zur Einführung der elastischen Weinflasche geführt hat.“
„Was ist das?“
Gooden lachte leise und sagte: „Ich fand heraus, daß sich die Asozialen unter anderem darüber beschwerten, daß sie mit einer Weinflasche in der Manteltasche umkippten. Die Hersteller von Billigweinen im Barnum-System verwendeten immer noch Fastglasbehälter. Ich riet ihnen, ihren Wein auf unzerbrechliche Gefäße zu füllen. Seitdem sind
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