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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Abendanzug an.
    Der Löwe blickte ihm traurig nach und brüllte verspielt, bis Jolson den Aufzug bestiegen hatte und emporfuhr.
     

 
13
     
    Der zottige, rosafarbene Mann ergriff Jolson an der Schulter. „Ich kann einfach nicht glauben, daß er tot ist, Bob“, sagte er.
    Das Doppelschlafzimmer war matt beleuchtet; überall saßen dunkelgekleidete Gangster auf Klappstühlen herum. Der Tote, Socks Rubion, lag auf einem Tisch mitten im Zimmer, von sechs großen, goldenen Kerzen in schwarzen Ständern umringt. Durch die Klimaanlage zogen dicke Weihrauchschwaden. „Es ist schwer, daran zu glauben“, erwiderte Jolson. Der Mann, der ihn festhielt, war Bürgermeister Kriegsspiel.
    „Gestern habe ich noch mit ihm telefoniert“, sagte der ehemalige Akrobat, „und heute bin ich bei seiner Totenwache. ‚Hallo, Socks’, habe ich zu ihm gesagt. ‚Hallo, Dub!’ hat er geantwortet. Ertrug sogar genau denselben Anzug wie jetzt. Ich habe ihn auf dem Bildschirm so deutlich gesehen wie jetzt auf der Bahre da. Es ist schwer, daran zu glauben.“
    „In der Tat“, sagte Jolson. Offensichtlich befand Jennifer sich nicht in diesem Zimmer.
    „Demnächst wirst du mich auch so flach auf dem Rücken liegen sehen“, fuhr Kriegsspiel fort. „Ja, als ich heute morgen einen doppelten Salto rückwärts versucht habe, ist mir schon richtig schwindelig geworden.“
    „Das ist nur die Zentrifugalkraft, Dub.“ Jolson schlüpfte aus dem Griff des Bürgermeisters. „Kopf hoch!“
    „Eines Tages werde ich einen Purzelbaum beginnen und sein Ende nicht mehr miterleben, Bob.“ Der Bürgermeister wischte sich mit einem Wegwerftaschentuch über das rosa Gesicht.
    Jolson schritt an ein paar aufgestellten Kränzen entlang und kam schließlich an eine halboffene Tür. Neben der Tür lehnte ein Mann mit aufgeblähten Schultern. „Hallo Bob“, sagte er. „Der arme Socks, was?“
    „Na ja“, sagte Jolson, „passiert ja wohl jedem. Wer weiß, wann die Reihe an uns kommt.“
    „Ich finde, daß er sehr natürlich aussieht, wenn man mal alles bedenkt.“
    Jolson stimmte ihm zu. „Ist Alberto da?“
    Der Mann runzelte die Stirn. „Wo sollte er denn sonst sein?“
    „Ich möchte mit ihm über das Mädchen sprechen, das wir erwischt haben.“
    „He, Nat sollte doch diesen Typen vom Chamäleonkorps kaltmachen“, sagte der Mann. „Hat er es schon gemacht?“
    „Nat hat phantastisch gearbeitet“, sagte Jolson. „Wirklich großartig.“
    Mit seinem Rover-Aussehen gelangte er durch den nächsten Raum, ein Einzelschlafzimmer, in dem vier stille Männer mit Handkanonen saßen. Danach kam ein langes, schmales Büro. „Bin wieder da, um noch mal mit Alberto zu reden“, sagte er dem mittelgroßen blondgelockten Wächter am Diktapult.
    Der Mann errötete und hängte das Sprechmikro ein. „Es kommt doch immer einer rein, wenn ich meine Nachahmungen übe. Ich kann jetzt Dan Bockman, Piet Goodwagon und Hobart MacQuarrie nachmachen. Ich habe mich auf diese ganzen elektrischen Sänger und Komiker spezialisiert. Keine weiblichen Stars allerdings, denn die Art von Humor finde ich abartig. Hör mal einen Augenblick zu, Bob. ‚Hello, everybody!’ Ziemlich gute Stimmnachahmung von Bill Nolan, nicht?“
    „Phantastisch“, sagte Jolson. „Kann ich jetzt rein und mit Alberto reden?“
    „Manche Stimmen“, sagte der lockige Mann und griff nach einer Schalterreihe, die sich neben ihm auf einem Aluminiumgestell befand, „sind rein nasal. Manche sind kehliger. Zum Beispiel Bryan Joseph – ich schau mir jeden Morgen seine Show an. Wirklich schwierig sind die Mischstimmen. Nehmen wir zum Beispiel mal Terry Wollter – der hat eine Stimme, die ist wirklich eine Herausforderung. Ich arbeite noch daran.“ Er drückte auf ein paar Schalter. „Das Mädchen ist vor einer Weile bewußtlos geworden. Sie sieht ja ganz gut aus, aber für meinen Geschmack ist sie ein bißchen zu dünn.“
    Jolson verbarg seine geballte Faust vor dem blondgelockten Mann und schritt durch die Tür, die von den Schaltern geöffnet worden war. „Üb’ mal schön weiter“, sagte er.
    Als er in Albertos Raum war, schloß sich die Tür wieder hinter ihm. Das graue Metallzimmer war kalt und roch nach abgestandenem Zigarrenrauch. Jennifer lag in einem Stützsessel. Ihre blonde Perücke lag am Boden, und ihr echtes Haar hing ihr über das sehr blasse, schweißnasse Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, und an ihrem linken Unterarm war eine Reihe von Schrammen und Einstichen zu

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