Das Chamäleon-Korps
auch auf die Insel gekommen. Er leitet gerade das Auftauen und bewacht Purviance.“ Jolson setzte Hockering gegen die kühle, feuchte Tunnelwand und wandte sich Jennifer zu. „Bist du sicher, daß dir nichts passiert ist?“
„Mir ist wirklich nichts passiert.“
„Du wirst tatsächlich ein bißchen öfter unter Drogen gesetzt und eingefroren als andere Mädchen, deshalb frage ich. Wo führt dieser Tunnel hin?“
„Ans andere Seeufer. Dort gibt es nur Wälder und Wildnis. Hockering wollte eine Weile dort bleiben und sich versteckt halten. Mich wollte er als Geisel für den Fall benutzen, daß er verfolgt würde.“
„Euer Mann vom APS kann da oben eine Weile lang die Sache in die Hand nehmen. Es hat sich herausgestellt, daß die Gruppe A hier nicht gerade sonderlich groß ist. Gehen wir und schauen wir uns mal den Wald an. Du brauchst frische Luft und ein bißchen Sonnenschein.“
„In Ordnung“, sagte das Mädchen, und das Licht der Lampe verstärkte ihr Grinsen noch. „Wir brauchen ja jetzt nicht unbedingt Dienstgespräche zu führen, aber was hatten Purviance und die Gruppe A denn eigentlich vor?“
Während sie auf das Ende des Tunnels zuschritten, erzählte Jolson es ihr und sagte schließlich: „Dieser verdammte Purviance! Ich hatte schon gehofft, daß er wirklich eine Methode entwickelt hätte, mit der man ein paar von diesen Kriegen beenden könnte.“
„Das wird wohl nie passieren.“
Der Tunnel war zu Ende, und vor seinen Metalltoren lag ein dichter, endloser Wald, der immer noch in der Nachmittagssonne leuchtete. Jolson öffnete die Tore. „Er war nichts weiter als einer von den üblichen Schwachköpfen.“
„Warum hast du dich eigentlich verwandelt“, fragte Jennifer, als sie auf dem weichen Gras ausschritt, „als du uns nachgekommen bist?“
Jolson sagte: „Ich weiß es nicht, Jennifer. Es ist einfach passiert.“
„Du bist doch jetzt wirklich Ben Jolson?“ fragte das Mädchen und ergriff seine Hand. „Oder?“
„Was?“
„Wie du jetzt aussiehst, das bist doch du selbst?“ fragte sie.
Jolson hob die Hand und tastete sein Gesicht ab. „Wenn man’s genau nimmt …“, sagte er. „Ja.“
Polizeistaat
(COPSTATE)
Die Keramikeulen, die im Nachbarraum hinabfielen, weckten ihn auf. Ben Jolson stützte sich vorsichtig mit den Ellenbogen auf dem flachen, runden Bett ab. Das große, brünette Mädchen war noch halb im Schlaf, und er berührte sie sanft an der Schulter. „Immer mit der Ruhe“, sagte Jolson.
Das Mädchen murmelte etwas Kodiertes, dann schreckte sie völlig wach auf. „Habe ich fallende Eulen gehört?“
Ein weiteres halbes Dutzend Toneulen – sie waren immer zu sechst verpackt – stürzten vom Regal im Lagerraum. „Irgend jemand stolpert da im Warenlager herum“, sagte Jolson. Er fand seinen Garnmantel und eine Blasterpistole.
In dem Raum neben dem Schlafzimmer sang jemand: „Ich ziehe um in die Vorstadt.“
Jennifer legte ihre flache Hand auf ihren nackten Bauch. „Versucht der, ein Kennwort zusammenzubringen?“
„Das Amt für Politische Spionage verwendet immer noch Nummern und Gegennummern.“ Er legte seine Fingerspitzen in die Fingerlöcher in der Tür, und sie glitt auf.
„Sie haben ja reichlich viele Eulen hier drinnen“, sagte der Mann, der nun in der Lagerbeleuchtung zu erkennen war. Es war ein Mittdreißiger, dicklich, mit einem zottigen Lippenbart, einem geblümten Anzug und einem silbernen Schmetterlingsbinder. „Man könnte sie alle im Nu beseitigen. Sofort.“ Er schnippte mit den Fingern, und ein kleines, quadratisches Sandwich fiel ihm aus dem Ärmel. „Ohne Recherchen kann ich Ihnen zwar nicht sagen, womit dieser spezielle Typ von Eule, dieser spezielle Typ von sagenhaft häßlicher Eule,
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