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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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mei­nem Stu­dio zu ar­bei­ten. Ich be­sit­ze üb­ri­gens sechs Stu­di­os. Es hängt al­les von mei­ner Stim­mung und mei­nem The­ma ab. Ich war im ers­ten Stock und ar­bei­te­te ge­ra­de an ei­nem epi­schen Ge­dicht über die ge­plan­ten Kür­zun­gen im städ­ti­schen Bus­ver­kehr, da hör­te ich, wie sich die Tür von selbst auf summ­te.“
    „Ich kann mir vor­stel­len, daß Sie sich als Hof dich­ter und Ver­wand­ter des Prä­si­den­ten-Ge­ne­rals über­all ziem­lich frei be­we­gen kön­nen“, sag­te Jol­son. „Ich da­ge­gen hat­te ei­ne Rei­he amüsan­ter Be­geg­nun­gen, die sich al­le um das Vor­zei­gen mei­ner Aus­weis­pa­pie­re dreh­ten.“
    „Ich hat­te schon die Prel­lung über Ih­rem lin­ken Ohr be­merkt. Wis­sen Sie, ei­gent­lich er­in­nert sich nie je­mand an mich. Al­so tra­ge ich im­mer einen gan­zen Satz Aus­weis­pa­pie­re mit mir her­um, für den Not­fall. Selbst jetzt ha­be ich Pa­pie­re da­bei.“ Er zeig­te auf sei­ne rech­te Hüf­te.
    Jol­son er­wi­sch­te ihn mit der be­schwer­ten Reit­ger­te, fes­sel­te ihn mit dem Sport­an­zug und stell­te ihn im Wand­schrank des nächs­ten Dichter­stu­di­os ab. Er ent­deck­te einen Satz dunk­ler, kon­ser­va­ti­ver Klei­dung und zog sich um. An ein Dik­ta­pult ge­lehnt, kon­zen­trier­te er sich. Sein Ge­sicht wur­de un­scharf und ver­wan­del­te sich. Er ver­ließ das Apart­ment­ge­bäu­de als Ho­ney Sou­sa-Mel­ler. Auf dem Weg zum Klos­ter wur­de er nur noch ein­mal ge­schla­gen.
     
    Der Mann in der sand­far­be­nen Kut­te zün­de­te sich ei­ne Zi­gar­re an und lehn­te einen El­len­bo­gen ge­gen das Weih­rauch­ge­fäß. Die Weih­rauch­scha­le kipp­te um, und bren­nen­de Stücke fie­len hin­ab und brach­ten sei­nen Är­mel zum Koh­len. „Hopp­la!“ sag­te der Mann, der sich als Bru­der Shel­don vor­ge­stellt hat­te.
    Der Ver­kaufs­raum be­saß Ther­mo­tep­pi­che, al­so wälz­te Jol­son den Pos­si­bi­li­ta­ris­ti­schen Bru­der die nächst­ge­le­ge­ne Wand ent­lang, bis der Är­mel auf­hör­te zu qual­men. „Wo, sag­ten Sie, sind mei­ne Freun­de, Bru­der Shel­don?“
    Der große, breit­schult­ri­ge Mann bück­te sich, um den ver­streu­ten Weih­rauch auf­zu­he­ben. „Un­ten im Kel­ler sechs mit Bru­der Wil­liam. Er führt ih­nen den neu­en Ver­kor­kungsan­dro­iden vor, den wir jetzt be­sit­zen.“ Er schüt­tel­te den Kopf. „All die­se Wein­dämp­fe hier ma­chen mich rich­tig be­schwipst, Mr. Sou­sa-Mel­ler. Ich bin die hal­be Zeit be­ne­belt. Tut mir leid.“
    Jol­son er­griff den an­ge­seng­ten Är­mel des Bru­ders und half ihm da­bei, sich wie­der auf­recht hin­zu­stel­len. „Al­les für die gu­te Sa­che, wie Paps oft über Ihr Un­ter­neh­men zu sa­gen pflegt, Bru­der Shel­don.“
    „Ach ja? Tut er das? Das freut mich aber zu hö­ren“, sag­te der Mann in der Kut­te. „Wir ar­bei­ten hier mit dem Pos­si­blen, dem Mög­li­chen. Ver­su­chen un­ser Al­ler­bes­tes, nicht mehr und nicht we­ni­ger. Wo ist mei­ne Zi­gar­re?“
    „Im Weih­rauch­bren­ner.“
    „Tat­säch­lich“, sag­te Bru­der Shel­don. „Ich bin noch re­la­tiv neu hier, Mr. Sou­sa-Mel­ler. Frü­her ha­be ich in un­se­rem Hos­pi­tal im Ghet­to 25 A ge­ar­bei­tet und mich auf Kopf­schlä­ge und -Ver­let­zun­gen kon­zen­triert. Das ist üb­ri­gens ei­ne üb­le Prel­lung, die Sie da ha­ben. Hal­ten Sie mal mei­ne Zi­gar­re fest, dann küm­me­re ich mich dar­um.“
    „Nicht nö­tig, Bru­der Shel­don“, sag­te Jol­son. „Bei mir heilt al­les sehr schnell. Wenn Sie mir den rich­ti­gen Kel­ler zei­gen wür­den?“
    „Ich soll­te die­se Zi­gar­re nicht rau­chen, bei mei­nem Ma­gen. Ei­ne von die­sen See­tang­zi­gar­ren aus Bar­a­fun­da.“ Er setz­te sich auf ein paar als Ge­schen­ke ein­ge­pack­te Wein­kis­ten. „Rot­wein ist das schlimms­te. Ich ge­he an die­sen Rot­wein­fäs­sern ent­lang und ha­be das Ge­fühl, mit dem Nacht­stock eins über­ge­bra­ten zu be­kom­men. Wir be­sit­zen ei­ne Braue­rei hier in der Ge­gend, und ich ha­be ver­sucht, dort­hin ver­setzt zu wer­den. Aber man muß das Mög­li­che eben ak­zep­tie­ren, auch wenn es meis­tens ziem­lich un­an­ge­nehm ist. Ge­hen Sie

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