Das Chamäleon-Korps
ihn ein und fragten ihn nach seinen Papieren.
„Es freut mich, Ihnen behilflich sein zu können, meine Herren.“
„Nur keine Zivilistenfrechheiten!“ sagte der alte Fallschirmjäger.
„Wie viele Sprünge haben Sie gemacht?“ fragte Jolson ihn, während die Straßenmarshals seine Papiere durchsahen.
„Diese Information steht immer noch unter Geheimhaltung.“
„Sie sagen, Sie sind Dr. Yollando Seacroft?“ fragte einer der Marshals.
„Meine Papiere sagen das, Gentlemen, und ich muß ihnen zustimmen.“
„Wir kehren gerade vom Possibilitaristischen Chateau zurück, zu dem wir Dr. Seacroft Begleitschutz gegeben haben.“
„Ich wußte doch, daß ich euch beide schon einmal irgendwo gesehen habe!“ Jolson lächelte sie an. „Ich geb’s ja nicht gern zu, aber ich habe mich schon wieder verlaufen. Können Sie mich dorthin zurück begleiten?“
„Verdächtig“, sagte der zweite Marshai.
„Während wir uns unterhalten“, sagte Jolson, „können wir uns auch ein wenig erfrischen.“ Er zog langsam eine Flasche mit Lampwick-Port aus einer Jackentasche.
„Verdächtig“, sagte der andere Marshai.
„Na ja“, sagte Jolson. Er wirbelte herum, sprang hinter den Fallschirmjäger und drückte diesen nach vorn. Als der alte Mann unfreiwillig in die beiden Beamten hineinstolperte, riß Jolson seine Reitgerte an sich. Er umrundete die kleine Gruppe Männer, die ihr Gleichgewicht verloren hatten, und hieb mit der beschwerten Reitgerte und mit der Portflasche auf sie ein. Als die drei zu Boden stürzten, rannte er davon. Einen Viertelblock weiter fand er die nächste Seitenstraße und jagte dort hinein. Er lief zwei Blocks weit durch die Seitenstraße, dann wurde er langsamer und kam in einer ruhigeren, weniger begangenen Straße heraus.
Vor sich sah Jolson die Tür zu einem zehnstöckigen Apartmenthaus, die offenstand. Er schritt über die Straße, trat ein und suchte einen Ort, an dem er neue Kleidung auftreiben konnte.
„Yollando“, sagte eine Stimme über ihm. „Paps hat gesagt, daß Sie in der Stadt wären.“
Oben auf dem ersten Treppenabsatz stand ein kleiner Mann mit hoher Stirn und grinste in die goldverzierte Eingangshalle hinab. Ertrug einen übergestreiften Sportanzug. „Ja, das bin ich“, sagte Jolson.
„Ich bin es“, sagte der junge Mann. „Wir haben uns auf dem letzten Kongreß kennengelernt.“
„Natürlich.“
„Das ist schon in Ordnung“, sagte der junge Mann. „Ich weiß, daß sich nie jemand an mich erinnert. Paps, an den erinnert sich jeder. Ist ja auch kein Wunder, wenn sein Bild überall hängt.“
„Sie sind Sousa-Mellers Sohn?“
„Klar. Honey Sousa-Meller“, sagte der blonde Mann lächelnd. „Ich bin der Hof dichter des Lampwick-Territoriums. Kommen Sie auf einen Drink hoch, Yollando, und ich lese Ihnen etwas aus meinen neuesten Werken vor.“
„Prima“, sagte Jolson und entdeckte die Wendeltreppe, die zum Sohn des Präsidenten-Generals hinaufführte. „Sie haben hier ein Apartment?“
„Dieses Apartmentgebäude ist meine Wohnung. Das ganze Gebäude. Ich brauche Abgeschiedenheit, wenn ich schreibe. Da ich Hofdichter bin, muß ich pro Woche ungefähr ein episches Gedicht schreiben, und ich brauche Ihnen ja wohl nicht erst zu erzählen, wieviel Konzentration einem das abverlangt. Ich kann es nicht brauchen, wenn Leute nebenan Walzer tanzen oder mal eben von zwei Dutzend Freunden ein Stockwerk über mir heimgesucht werden.“
„Machen Ihre Dienstboten denn keinen Lärm?“
„Es gibt keine Dienstboten. Das ganze Gebäude ist vollautomatisch“, sagte Honey Sousa-Meller. „Ich wollte eben runtergehen, um nachzusehen, warum die Haustür offensteht. Ich habe gerade versucht, in
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