Das Chamäleon-Korps
dieser Notizzettel geblieben? … Ach ja, Die Nymphe der Staatsräson führt den Geist des Freien Bürgers aus dem Morast radikaler Tendenzen heraus.“
„Haben Sie davon auch Bilder?“
„Nein, das ist zu schwierig. Aber klingt es nicht aufregend interessant?“ fragte McCrystal. „Ich kann mir vorstellen, daß Sie gerne einen Vorabblick darauf werfen möchten, weil Sie es ja schließlich auch zu Ende führen werden. Na ja, das APS kann Ihnen ja Schlafinstruktionen über die Maltechnik und so weiter geben; danach müssen Sie eben improvisieren.“
„Wo befindet sich das unfertige Werk?“
„Ah, jetzt kommen wir dem Kern des Auftrags schon näher – und auch dem Grund dafür, daß wir uns dieses besondere Wandgemälde nicht anschauen können“, sagte der APS-Agent grinsend. „Despojo malt sein Gemälde im Staatlichen Zentrum für Psychiatrie in der Hauptstadt. Wir sind sehr darauf erpicht, jemanden dort hinein zu schmuggeln.“
„Warum?“
„Weil sich im Psychiatriezentrum auch die Abteilung für die Erforschung Unkonventioneller Waffen befindet.“
„Und die arbeitet an etwas, worüber das Ordern-Territorium Informationen haben will.“
„Nicht nur Ordern, auch Barnum“, erklärte der Schwarze. „Sehen Sie, wenn unser Planet Barnum auch unauffällig alte Planeten im System überwacht, ist es doch nicht so, daß wir die Initiatoren sämtlicher Neuentwicklungen wären. Das Amt für Politische Spionage hat herausbekommen, daß ein gewisser Dr. Reisberson vom Stab der Abteilung für Unkonventionelle Waffen an etwas arbeitet, das entsetzlich wichtig ist.“
„Und zwar woran?“
„Das wissen wir nicht genau“, sagte McCrystal. „Weshalb uns diese schrecklich gute Gelegenheit, jemanden dort einzuschmuggeln, auch wie gerufen kommt.“
„Das ist alles?“
„Ja. Stellen Sie Simeon Despojo dar. Arbeiten Sie an seinem unvollendeten Meisterwerk im Zentrum für Psychiatrie weiter, und lüften Sie Dr. Reisbersons Geheimnis.“
„Haben Sie irgendwelche weiteren Einzelheiten?“
McCrystal fummelte zwischen den Sachen auf seiner Schreibtischplatte herum. „Ich vermute, daß die Schlafinstruktionen Ihnen den ganzen Rest vermitteln werden, alle winzigen Einzelheiten. Ach ja, ich habe noch ein Bild von Mrs. Despojo, das Sie vielleicht sehen möchten. Hier.“
„Seine Mutter?“
„Nein, seine Frau.“ McCrystal hielt ein 3-D-Foto von einer hochgewachsenen, gertenschlanken blonden Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren hoch. „Ich vermute, daß Sie einige häusliche Funktionen erfüllen müssen wie etwa, mit diesem Mädchen zu schlafen. Recht erstaunlich hübsch, würde ich sagen. Und Despojo irrsinnig zugetan, soweit wir das beurteilen können.“
Jolson nahm das Foto in die Hand. „Ehefrauen kann man nicht so leicht hinters Licht führen, wenn man jemand anders darstellt.“
„Deswegen habe ich dem Chamäleonkorps ja auch gesagt, sie sollten einen ihrer fürchterlich besten Männer schicken.“ Er lächelte Jolson dünn und geradmäulig an. „Ich bin sicher, daß es Ihnen gelingen wird.“
„Ich werde mein fürchterlich Bestes geben“, erwiderte Jolson.
Jolson kratzte sich am Unterleib, dann am Bart. Er verzog seine breite, flache Nase und zog dem fahlgrünen Inneren des Luftbusses eine Grimasse. Er war jetzt ein massiger Mann, mit runden Schultern und äußerst behaart. „Mutter der Ziegen“, sagte er und rieb seine großen, knotigen Hände. „Ich bin ungeduldig, endlich wieder nach Hause zu kommen und zurück an die Arbeit zu gehen.“
Auf der anderen Seite des Gangs saß ein kleiner, dünner junger Mann mit langem, glattem Haar. Er seufzte und lächelte. Der Luftbus flog erst seit
Weitere Kostenlose Bücher