Das Chamäleon-Korps
doch die Treppe da hinten hinunter, hinter dem liturgischen Vorhang. Sie können Keller sechs nicht verfehlen, sie sind alle numeriert.“
In den Steingängen unter dem Verkaufsraum der Kellerei blieb Jolson stehen. Hinter der ersten Biegung waren Stimmen zu hören.
„Das Bouquet ist faszinierend, wirklich faszinierend, mein lieber Bruder William“, sagte die Stimme des echten Dr. Seacroft.
„Ich sollte Sie zur Vorsicht ermahnen, Dr. Seacroft“, sagte eine leise, nasale Stimme. „Wir sind der Meinung, daß unser Possibilitaristischer Burderschaftsrosé bei richtiger Kühlung ein ausgezeichnetes Getränk zu bestimmten Schellfischarten ist. Ich würde Ihnen nicht empfehlen, ihn zu einem Schokoladennapfkuchen zu trinken.“
„Nur Weinsnobs“, sagte Seacroft mit vollem Mund, „müssen so streng sein, Bruder William.“
Jolson bemerkte drei rostige Metallhaken an der dunklen Steinwand. An einem von ihnen hing eine Possibilitaristenkutte voller Weinflecken. Jolson bewegte sich leise über den Gang und zog die Kutte über.
Er torkelte in Keller sechs hinein und sagte: „Verzeihung, ich bin immer noch ein bißchen beschwipst.“ Er war jetzt ein Abbild von Bruder Sheldon.
„Leisten Sie uns Gesellschaft“, lud Dr. Seacroft ihn ein. Er hatte Schokoladenkrümel in seinem Schnauzer, und in der Rechten hielt er eine Flasche rosafarbenen Weines.
Um einen großen Eiskübel hatten sich die beiden Oberstleutnants, das schwarze Mädchen und ein Possibilitaristischer Bruder versammelt. „Ich fürchte, daß ich ablehnen muß“, sagte Jolson. „Obwohl viele Dinge möglich sind, gehört eine Weinprobe für mich im Augenblick nicht dazu.“ Er lächelte das Nervengasmädchen an, stolperte und warf den Eiskübel um. Er versuchte sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, indem er sich an Dr. Seacroft festhielt. Der Waffenexperte taumelte hintenüber in eine Reihe von Burgunderflaschen. Jolson verlängerte seine Finger und stahl sich mit ihnen in Seacrofts Tasche, während er dies mit seinem Körper vor den anderen verdeckte.
„Möglicherweise“, schlug Bruder William vor, „gehst du am besten wieder nach oben, Bruder Sheldon.“
„Ja“, sagte Jolson und schritt von dem gestürzten Dr. Seacroft zurück. Jolson hatte die beiden Manuskriptmikrokarten nun unter seiner Kutte. Er verneigte sich leicht schwankend und verließ den Weinkeller.
Am nächsten Tag war er als er selbst zurück in Keystone City.
Ein Meisterwerk
(MASTERPIECE)
Der schwarze Mann deutete auf das riesige Ohr und fragte: „Glauben Sie, daß Sie so was können?“
„Wenn’s sein muß“, sagte Ben Jolson.
Der schwarze Booker McCrystal hatte einen seiner Blechbürostühle in eine provisorische Staffelei verwandelt. Erzeigte auf den großen Farbdruck, diesmal mit einem spitzen Ellenbogen. „Sie verstehen, hier sehen wir nur einen Ausschnitt aus einem größeren, schrecklich viel größeren Gemälde“, sagte er. „Das Originalwandgemälde befindet sich natürlich im Zombada-Territorium und ist fürchterlich groß und bedeckt endlose Wandflächen in einem Heim für pensionierte Soldaten. Es trägt den Titel Poesie, unter dem Stiefel des Radikalliberalismus zertreten.“
„Das da ist dann wohl das Ohr der Poesie?“
Der Agent des Amts für Politische Spionage sagte: „Ich nehme es an.“ Er blätterte das halbe Dutzend weiterer Farbdrucke hinter dem mit dem gemalten Ohr durch. „Sieht nicht so aus, als hätte ich noch weitere Ohren. Ja, jetzt, da ich es mir genauer ansehe, sieht es wie ein poetisches Ohr aus. Recht sensibel und empfänglich. Wegen der schrecklich riesigen Dimensionen, in denen Despojo
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