Das Chamäleon-Korps
einer Stunde und würde noch zwei Stunden brauchen, bis er in der Hauptstadt von Zombada eintraf. „Wenn wir Glück haben, dann wird der Sicherheitsdienst des Territoriums nur einen halben Tag benötigen, um uns wieder umzupolen.“
„Mutter der Schweine“, meinte Jolson. „Ich will auch endlich Nana wiedersehen.“ Er besaß die Fähigkeit, seine Gestalt beliebig zu verändern, jeden anderen darzustellen. Nun war er das Abbild eines Wände bemalenden Guerilleros. Der junge Mann auf der anderen Seite mußte Aldo D’Arcy sein, der Public-Relations-Direktor der Grenzkiller-Phalanx und einer der fünf weiteren Gefangenen, die zusammen mit Despojo ausgetauscht wurden. Nana war Despojos blonde, gertenschlanke Frau.
Der schmale D’Arcy sprang zu ihm herüber und setzte sich neben Jolson. „Weißt du, was dein Problem ist, Simeon?“
„Mutter der Wasservögel“, sagte Jolson. „Mein einziges Problem ist, daß ich drei Monate nach der Vollendung meines Meisterwerks im Psychiatriezentrum zurück bin.“
„Dein Problem ist, daß du zu sentimental bist“, meinte D’Arcy. „Das sieht man in deinen Werken genauso wie in deinem Leben. Dein letztes Werk zum Beispiel, Die Hoffnungen der Jugend werden auf den Barrikaden des Dogmatischen Liberalismus zerschlagen: viel zu lieblich. Besonders für ein Kunstwerk, das das Hauptquartier für Jugendlichenverhöre schmückt.“
„Mutter der Ziegen“, sagte Jolson und zuckte mit den Achseln.
„Außerdem bist du einer der sentimentalsten Würger und Schläger, mit denen ich jemals zusammengearbeitet habe.“
„Mutter der Ochsen, Aldo. Es ist nicht eben einfach, ein Künstler und ein Killer zu sein.“
D’Arcy fuhr fort: „Und besonders sentimental bist du, was Nana angeht, viel zuviel. Warum nimmst du sie zurück, nach allem, was sie getan hat?“
Jolson kratzte sich wieder am Bart. „In mir siehst du ein großes Talent, das mit einem großmütigen Herzen verbunden ist.“ Das Amt für Politische Spionage hatte nichts davon erwähnt, daß Nana irgend etwas angestellt haben sollte.
„Da ich weiß, wie sentimental du ihr gegenüber bist, habe ich sie noch nicht umgebracht.“
Jolson machte eine drohende Grimasse und packte einen von D’Arcys dünnen Armen. „Mutter der Bienen, du würdest glatt meine Nana umbringen!“
„Noch nicht“, sagte D’Arcy. „Obwohl sie meiner Meinung nach eine Gefahr für die Grenzkiller-Phalanx darstellt. Selbst du solltest das erkennen, Simeon, trotz deines sentimentalen Künstlerauges.“
„Was für eine Gefahr?“
D’Arcy hielt eine seiner kleinen Hände hoch. „Nicht weil sie mit Esalensky schläft, der ist schließlich zuverlässig. Nicht einmal, weil sie mit MacQuarrie schläft, denn der soll harmlos sein. Einverstanden?“
Esalensky war der Stellvertretende Finanzminister des Zombada-Territoriums. Jolson wußte nicht, wer MacQuarrie war. Die Instruktionen des APS hatten nichts davon erwähnt, daß Despojos Frau mit ihnen Affären hatte. „Vielleicht“, sagte Jolson.
„Ich könnte ihr vielleicht sogar“, nahm D’Arcy den Faden wieder auf, „durchgehen lassen, daß sie Affären mit Cassiday, Tatman und de Lanza hat. Sie sind alle im Dienst und folglich zuverlässig. Einverstanden?“
Jolson grunzte.
„Aber ich meine, daß sie zu weit geht, wenn sie mit Waiden Thurman schläft.“
„Mit Waiden Thurman auch?“
„Verzeih mir, Simeon. Ich dachte, daß du das wüßtest.“
„Über Esalensky, MacQuarrie, Cassiday und de Lanza wußte ich Bescheid“, erwiderte Jolson. „Tatman hatte ich in Verdacht. Aber Waiden Thurman, der Mann, der das Staatsattentatsamt befehligt … Das ist eine echte Überraschung, Aldo. Mutter der
Weitere Kostenlose Bücher