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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gewartet. Und deshalb rufst du sie nicht an.«
    Edgar breitete seine Hände aus, um auszudrücken, wie offensichtlich es war.
    »Weißt du, Harry, du mußt hier nichts beweisen. Und an Leichen wird es uns nie mangeln. Oder hast du vergessen, daß wir in Hollywood sind? Wir sollten den Fall weiterreichen und auf den nächsten warten.«
    Bosch nickte.
    »Vielleicht hast du Recht«, sagte er. »Wahrscheinlich sogar – und in jeder Hinsicht. Aber ich bin die Drei. Also tun wir, was ich will. Ich werde Bullets anrufen und ihr sagen, was wir haben. Danach werde ich OK anrufen. Aber selbst wenn sie anmarschieren, werden wir an der Fahndung beteiligt sein. Das weißt du. Also laß uns saubere Arbeit leisten. Okay?«
    Edgar nickte widerwillig.
    »Hör zu«, sagte Bosch, »ich werde deinen Einwand in den Akten vermerken. Okay?«
    »Alles klar.«
    Bosch sah den blauen Lieferwagen der Gerichtsmedizin auf die Lichtung rollen. Am Steuer saß Richard Matthews. Das würde die Sache leichter machen. Matthews war nicht so pedantisch wie die anderen MTAs, und Bosch glaubte, er würde seine Zustimmung bekommen können, den Rolls nebst Inhalt zum Fingerabdrucksschuppen zu bringen. Matthews würde begreifen, daß es die einzige Möglichkeit war.
    »Halt mich auf dem laufenden«, rief Bosch Edgar nach.
    Edgar winkte mißmutig, ohne sich umzudrehen.
    Für ein paar Augenblicke stand Bosch allein inmitten der Aktivitäten am Tatort. Er merkte, wie er sich geradezu in seiner Rolle sonnte. Am Anfang eines Falles war er wie elektrisiert. Es wurde ihm klar, wie sehr er dieses Gefühl während der letzten anderthalb Jahre vermißt hatte.
    Schließlich schlug er sich diese Gedanken aus dem Kopf und ging zum Wagen der Gerichtsmedizin, um mit Matthews zu reden. Von der Bowl brandete Applaus auf, Sheherazade hatte geendet.
    Der Fingerabdrucksschuppen war eine Nissenhütte vom Zweiten Weltkrieg, die auf dem städtischen Fuhrparksgelände hinter dem Polizeipräsidium Parker Center stand. Sie hatte keine Fenster, aber ein doppeltes Garagentor. Von innen war sie schwarz angestrichen und jede Ritze, durch die Licht hätte eindringen können, war überklebt. Schwere schwarze Vorhänge konnten von innen vor das Garagentor gezogen werden. Wenn sie geschlossen waren, war es hier so dunkel wie im Herzen eines Kredithais. Die Techniker, die hier arbeiteten, nannten den Schuppen ›die Höhle‹.
    Während der Rolls vom LKW geladen wurde, ging Bosch mit seiner Aktentasche zu einer Werkbank und holte sein Telefon heraus.
    Die Abteilung für organisierte Kriminalität war eine Geheimgesellschaft innerhalb der Polizei. Bosch wußte sehr wenig über OK und kannte nur ein paar der Detectives. OK hatte die Aura des Mysteriösen, selbst für Polizisten. Kaum jemand wußte, was sie taten. Vermutungen und Neid waren das Resultat.
    Die meisten OK-Detectives waren bei den anderen Detectives als Aasgeier verschrien. Sie jagten anderen Detectives Fälle ab, brachten jedoch selten Verbrechen zur Anklage. Bosch wußte, wieviel Fälle sie sich unter den Nagel rissen und wie wenig Mafia-Typen angeklagt wurden. OK war die einzige Polizeiabteilung mit einem ›schwarzen‹ Etat – einem Haushalt, der hinter verschlossenen Türen vom Police Chief und der Police Commission beschlossen wurde. Das Geld wurde für Spitzel, Fahndungen und High-Tech-Instrumente ausgegeben und verschwand in einem schwarzen Loch, in dem auch die meisten Fälle landeten.
    Bosch ließ sich von der Telefonzentrale mit dem Detective verbinden, der an diesem Wochenende als OK-Leiter Bereitschaft hatte. Während er wartete, dachte er an die Leiche im Kofferraum.
    Anthony Aliso – falls dies sein Name war – hatte gewußt, was ihm bevorstand, und hatte die Augen geschlossen. Bosch hoffte, daß er nie in die Lage kommen würde. Er wollte seinen Tod nicht kommen sehen.
    »Hallo«, sagte eine Stimme.
    »Ja, hier Harry Bosch. Ich bin der D-Drei bei einer Mordfahndung in Hollywood. Mit wem spreche ich?«
    »Dom Carbone. Ich hab Bereitschaft. Hast du vor, mir das Wochenende zu verderben?«
    »Vielleicht«, Bosch versuchte nachzudenken. Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er wußte nicht woher. Er war sich sicher, sie hatten nie zusammengearbeitet. »Deswegen rufe ich an. Vielleicht willst du dir die Sache ansehen.«
    »Schieß los.«
    »Okay. Leiche, weiß, männlich, im Kofferraum seines Silver Clouds gefunden. Zwei im Hinterkopf. Wahrscheinlich zweiundzwanziger.«
    »Was noch?«
    »Wagen stand auf einem

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