Das Comeback
öffnete und Bosch mitteilte, daß Hank Meyer am Telefon sei. Bosch ging zurück zu seinem Telefon und sagte Meyer, was er brauchte. Meyer sagte, er sei zu Hause und müsse zum Hotel fahren, aber er würde so bald wie möglich zurückrufen. Bosch bedankte sich und legte auf. Billets hatte sich inzwischen auf einen der leeren Stühle am Mord-Tisch gesetzt.
»Okay,«, sagte sie. »Erzählt mir genau, was heute abend abgelaufen ist.«
Bosch ergriff das Wort und verbrachte die nächsten fünfzehn Minuten damit, zu erzählen, wie er Tony Alisos Kleidersack gefunden, Veronica Aliso mit seiner Story geködert und dann in dem Wäldchen unterhalb vom Mulholland Drive gewartet hatte, bis Powers erschien. Er erläuterte ihr, warum Powers’ Erklärung für sein Auftauchen keinen Sinn machte.
»Was hat er noch gesagt?« fragte Billets zum Schluß.
»Nichts. Jerry und Kiz haben ihn in die Zelle gebracht. Und da sitzt er seitdem.«
»Was haben wir noch?«
»Erstens haben wir seinen Fingerabdruck auf der Innenseite der Kofferraumklappe. Wir können außerdem dokumentieren, daß er Umgang mit der Witwe hatte.«
Billets zog ihre Augenbrauen hoch.
»Daran haben wir gearbeitet, als du reinkamst. Sonntag nacht, als Jerry den Namen des Opfers in die Datenbank eingab, spuckte der Computer eine Einbruchsmeldung vom März aus. Jemand war bei Aliso eingestiegen. Jerry hat die Akte rausgesucht, aber es schien nichts mit dem Fall zu tun zu haben. Ein ganz normaler Einbruch. Das war es auch. Allerdings mit dem Unterschied, daß Powers Mrs. Alisos Meldung aufnahm. Wir glauben, daß die Beziehung mit dem Einbruch begann. Danach haben wir die Wachbucheintragungen vom Tor. Darin stehen die Wagennummern von Polizeiwagen, die bei Hidden Highlands Streife gefahren sind. Powers’ Wagen – der Zebra-Wagen – war zwei, drei Nächte pro Woche auf Streife dort, jedesmal wenn laut Kreditkartenrechnung Tony Aliso auf Reisen war. Ich glaube, er fuhr vorbei, um sich mit Veronica zu treffen.«
»Was noch?« fragte der Lieutenant. »Bisher haben wir nur einen Haufen zusammengestrickter Zufälle.«
»So was ist kein Zufall«, sagte Bosch. »Nicht so was.«
»Also, was haben wir noch?«
»Wie gesagt, seine Erklärung, warum er den Abhang hinunterstieg, macht keinen Sinn. Er kam, um nach dem Kleidersack zu suchen, und davon konnte er nur von Veronica gehört haben. Er war’s, Lieutenant. Er war’s.«
Billets dachte darüber nach. Bosch glaubte, daß die Aufzählung der Fakten, die er ihr gegeben hatte, sie allmählich zu überzeugen begann. Er hatte noch eine Trumpfkarte, die den Ausschlag geben sollte.
»Es gibt noch eine Sache. Erinnerst du dich an unser Problem mit Veronica? Wie konnte sie Hidden Highlands verlassen, ohne im Wachbuch vermerkt zu werden, wenn sie am Mord beteiligt war?«
»Richtig.«
»Nun, im Wachbuch steht, daß der Zebra-Wagen in der Mordnacht zweimal dort Streife fuhr. Beide Male fuhr er nach kurzer Zeit wieder raus. Beim ersten Mal kam er um zehn Uhr rein und zehn nach zehn wieder raus. Dann kam er um elf Uhr achtundvierzig zurück und fuhr vier Minuten später wieder raus. Es wurde als normale Streifenfahrt notiert.«
»Okay, und?«
»Beim ersten Mal fährt er bei ihr vorbei, sie steigt ein und legt sich hinten auf den Boden. Es ist dunkel, und der Mann am Tor sieht nur Powers beim Rausfahren. Sie fahren los und warten auf Tony, erschießen ihn, und dann bringt Powers sie wieder zurück – die zweite vermerkte Streife im Wachbuch.«
»So könnte es gewesen sein«, sagte Billets und nickte anerkennend. »Wie glaubst du, lief die Entführung ab?«
»Wir haben von Anfang an angenommen, daß es zwei Personen gewesen sein mußten. Erstmal mußte Veronica wissen, mit welchem Flug Tony kam. Damit stand die ungefähre Zeit fest. Powers holte sie an dem Abend ab, und sie fahren an die Kreuzung von Laurel Canyon Boulevard und Mulholland und warten dort auf den weißen Rolls. Wir nehmen an, daß er gegen elf Uhr vorbeifuhr. Powers folgt ihm, bis sie sich der Kurve im Wald nähern. Er schaltet sein Blaulicht an und läßt ihn anhalten wie bei einer alltäglichen Verkehrskontrolle. Dann fordert er jedoch Tony auf auszusteigen und – eventuell – zum Wagenheck zu gehen. Vielleicht läßt er ihn den Kofferraum öffnen, vielleicht macht er es selbst, nachdem er ihn gefesselt hat. So oder so, der Kofferraum wird geöffnet. Aber Tonys Kleidersack und ein Karton mit Videobändern liegen dort und lassen nicht genug Platz für eine
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