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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Anwalts verzichten.«
    Powers starrte schweigend auf die Blätter, und Bosch legte einen Stift auf den Tisch.
    »Ich nehm dir die Handschellen ab, wenn du bereit bist zu unterschreiben«, sagte Bosch. »Daß du Polizist bist, hat natürlich den Nachteil, daß ich nicht bluffen kann. Du kennst dich aus. Du weißt, wenn du auf deinen Anwalt verzichtest und mit mir sprichst, ziehst du entweder deinen Hals aus der Schlinge oder du ziehst sie noch mehr zu … Falls du willst, kann ich dir mehr Zeit zum Nachdenken geben.«
    »Ich brauche keine Zeit«, sagte er. »Nimm mir die Handschellen ab.«
    Bosch stand auf und ging um Powers herum.
    »Rechts- oder Linkshänder?«
    »Rechtshänder.«
    Es gab kaum genug Platz zwischen dem Rücken des Riesen und der Wand, um ihm die Handschellen abzunehmen. Bei den meisten Verdächtigen war es eine gefährliche Position. Aber Powers war Cop und wußte, er würde jegliche Chance verspielen, hier herauszukommen und zu seinem Leben zurückzukehren, wenn er gewalttätig würde. Er mußte auch annehmen, daß jemand in dem anderem Zimmer hinter dem Glas zuschaute und bereit war einzugreifen. Bosch machte die rechte Handschelle los und befestigte sie an der Stuhllehne.
    Powers kritzelte seine Unterschrift auf beide Formulare. Bosch bemühte sich, seine Freude zu unterdrücken. Powers machte einen Fehler. Bosch nahm ihm den Stift ab und steckte ihn in die Tasche.
    »Leg den Arm auf den Rücken.«
    »Komm, behandel mich wie einen Menschen, Bosch. Ich dachte, wir wollten sprechen. Laß uns anfangen.«
    »Leg den Arm auf den Rücken.«
    Powers tat wie ihm geheißen und seufzte frustriert. Bosch steckte die Handschelle wieder durch die Rückenlehne und fesselte die rechte Hand, dann setzte er sich. Er räusperte sich und ging noch einmal alles in Einzelheiten in seinem Kopf durch. Er wußte, was er zu tun hatte. Er mußte Powers im Glauben lassen, daß er die Oberhand hatte, daß er seine Haut retten könnte. Wenn er das glaubte, würde er anfangen zu reden. Wenn er anfing zu reden, glaubte Bosch den Kampf gewinnen zu können.
    »Okay«, sagte Bosch. »Ich erklär dir die Regeln. Falls du mich überzeugen kannst, daß wir einen Fehler gemacht haben, bist du hier vor Sonnenaufgang raus.«
    »Das ist alles, was ich will.«
    »Powers, wir wissen, daß du ein Verhältnis mit Veronica Aliso hast, schon vor dem Tod ihres Mannes. Wir wissen, daß du ihm mindestens zweimal vor dem Mord nach Vegas gefolgt bist.«
    Powers starrte weiter vor sich auf den Tisch. Aber Bosch konnte seine Gedanken lesen, als wäre er an einen Lügendetektor angeschlossen. Die Pupillen hatten sich leicht verändert, als er Las Vegas erwähnte.
    »Das ist richtig«, sagte Bosch. »Wir haben die Unterlagen vom Mirage. Das war leichtsinnig, Powers, solche Spuren zu hinterlassen. Wir können beweisen, daß du zur gleichen Zeit wie Tony Aliso in Vegas warst.«
    »Ja und, ich liebe Vegas. Und Tony Aliso war auch da. Mann, was für ein Zufall. Soviel ich gehört habe, flog er oft dorthin. Was hast du noch?«
    »Wir haben den Abdruck von deinem Finger, Powers. Im Wagen. Du hast dir eine Nachfüllpatrone für den Pfefferspray geben lassen, aber nie einen Bericht ausgefüllt, warum du ihn benutzt hast.«
    »Ich hab aus Versehen draufgedrückt. Den Bericht habe ich nicht gemacht, weil es keine Anwendung von Gewalt gab. Du hast nichts. Mein Fingerabdruck? Da hast du wohl recht. Aber ich war in dem Wagen, du Arschloch. Ich habe die Leiche gefunden, erinnerst du dich? Das ist alles ein schlechter Witz. Ich glaube, ich sollte meinen Anwalt herkommen lassen und sehen, wie es ausgeht. Kein Staatsanwalt wird seine Finger in diesen Scheißhaufen stecken.«
    Bosch ignorierte die Provokationen und fuhr fort.
    »Und zu guter letzt, haben wir deine Klettertour heute nacht. Deine Story ist einen Dreck wert, Powers. Du bist dort runter, um nach Alisos Kleidersack zu suchen, weil du wußtest, daß er da war, und dachtest, er würde etwas enthalten, das du und die Witwe übersehen habt. Eine halbe Million Dollar. Meine einzige Frage ist, ob sie dich deswegen angerufen hat oder ob du gestern morgen im Haus warst, als wir vorbeikamen.«
    Bosch sah, wie die Pupillen sich wieder kurz veränderten und dann erstarrten.
    »Wie gesagt, ich möchte jetzt meinen Anwalt sprechen.«
    »Ich schätze, du warst nur der Botenjunge. Sie schickte dich los, das Geld zu holen, während sie in ihrer Villa wartete.«
    Powers lachte gekünstelt.
    »Witzig, Bosch. Botenjunge.

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