Das Comeback
mitzumachen. Und Tony war ein guter Verkäufer. Ein zwei-Millionen-Dollar-Filmchen hörte sich in seiner Beschreibung wie die Fortsetzung von Vom Winde verweht an. Er hat mich überzeugt.«
»Erklären Sie das näher.«
»Er hat mich einmal überredet, in einem seiner Filme mitzuwirken. So habe ich ihn getroffen. Es hörte sich an, als würde ich die neue Jane Fonda. Sexy, aber intelligent. Der Film wurde von einem großen Studio produziert. Der Haken war, der Regisseur war kokainsüchtig, der Drehbuchautor konnte nichts, und der Film war so schlecht daß er nie gezeigt wurde. Damit war meine Karriere beendet, und Tony machte nie mehr einen Film für ein großes Studio. Für den Rest seines Lebens produzierte er Videomüll.«
Bosch schweifte mit dem Blick über den Raum mit der hohen Decke, den Kunstwerken und den Möbeln. »Sieht so aus, als hätte er damit Erfolg gehabt.«
»Das hatte er«, erwiderte sie. »Ich schätze, wir haben den Leuten aus Iowa dafür zu danken.«
Ihre Bitterkeit war erstickend. Bosch schaute auf sein Notizbuch, nur damit er ihren Blick vermeiden konnte.
»Ich rede so viel«, sagte sie zu ihnen. »Ich brauche etwas Wasser. Möchte einer von Ihnen etwas?«
»Wasser ist okay«, sagte Bosch. »Wir werden nicht viel länger bleiben.«
»Detective Rider?«
»Für mich nichts, danke.«
»Ich bin gleich zurück.«
Während ihrer Abwesenheit stand Bosch auf und sah sich im Wohnzimmer um. Er stand neben einem Beistelltisch und betrachtete gerade eine Glasskulptur eines weiblichen Aktes, als Veronica Aliso mit zwei Gläsern Eiswasser hereinkam.
»Ich möchte Ihnen nur noch ein paar Fragen über die letzte Woche stellen«, sagte Bosch.
»Gut.«
Er nippte am Glas und blieb stehen.
»Was für Gepäck hat Ihr Mann nach Las Vegas mitgenommen?«
»Nur ein Gepäckstück für eine kurze Reise.«
»Wie sah es aus?«
»Ein Kleidersack, den man zusammenfaltet. Er war grün mit braunem Lederbesatz und -riemen. Ein Namensschild hing dran.«
»Nahm er auch eine Aktentasche oder Geschäftspapiere mit?«
»Ja, seinen Attachékoffer. Es war einer aus Aluminium. Leicht, aber man kann sie nicht aufbrechen. Fehlt das Gepäck?«
»Wir sind nicht sicher. Wissen Sie, wo er den Schlüssel zum Attachékoffer verwahrte?«
»An seinem Schlüsselring. Mit den Autoschlüsseln.«
Im Rolls und bei der Leiche waren keine Autoschlüssel gewesen. Bosch begriff, daß jemand sie eventuell genommen hatte, um den Aktenkoffer zu öffnen. Er stellte das Glas neben die Skulptur und betrachtete sie wieder. Dann notierte er die Beschreibung des Attachékoffers und des Kleidersacks.
»Trug Ihr Mann einen Ehering?«
»Nein. Er trug jedoch eine teure Uhr. Eine Rolex. Ich habe sie ihm geschenkt.«
»Die Uhr wurde nicht gestohlen.«
»Oh.«
Bosch schaute von seinem Notizbuch auf.
»Erinnern Sie sich, was Ihr Mann Donnerstag morgen trug? Als Sie ihn zum letzten Mal sahen?«
»Äh, Kleidung … hm, er trug seine weiße Hose und ein blaues Hemd und sein Sportjackett.«
»Sein schwarzes Lederjackett?«
»Ja.«
»Mrs. Aliso, erinnern Sie sich, ob Sie ihn zum Abschied geküßt oder umarmt haben?«
Die Frage schien sie aus dem Konzept zu bringen, und Bosch bedauerte, sie so formuliert zu haben.
»Entschuldigen Sie. Ich wollte sagen, wir haben auf der Jacke Fingerabdrücke gefunden. Auf der Schulter. Falls Sie ihn dort am Abreisetag berührt haben, würde das die Abdrücke erklären.«
Sie schwieg einen Moment, und Bosch glaubte, sie würde jetzt endlich zu weinen anfangen. Statt dessen sagte sie: »Vielleicht habe ich es, aber ich erinnere mich nicht … ich glaube es jedoch nicht.«
Bosch öffnete seine Aktentasche und suchte nach einem Abdruckrahmen. Er fand einen in einem der Fächer. Er sah aus wie ein Dia, aber in der Mitte waren zwei dünne Leinwände gespannt, zwischen denen sich Tinte befand. Ein Daumen konnte von der einen Seite darauf drücken und auf der anderen Seite auf einer untergelegten Karteikarte abgedruckt werden.
»Ich möchte Ihren Daumenabdruck haben, damit wir ihn mit dem Abdruck auf der Jacke vergleichen können. Wenn Sie ihn dort nicht berührt haben, könnte es eine gute Spur sein.«
Sie kam zu ihm herüber, und er preßte ihren rechten Daumen auf das Drucksieb. Als er fertig war, schaute sie ihren Daumen an.
»Keine Tinte.«
»Ja, das ist das Gute daran. Wir benutzen sie erst seit ein paar Jahren.«
»Der Abdruck auf der Jacke – stammt er von einer Frau?«
Er sah ihr einen Moment lang
Weitere Kostenlose Bücher