Das Comeback
wenn sich das Blatt wendet. Zum Schlechten.«
»Wir haben Gründe anzunehmen, daß er Freitag abend nach Los Angeles zurückgekehrt ist. Sein Wagen wurde erst heute abend gefunden. Das sind zwei Tage, Mrs. Aliso. Haben Sie während dieser Zeit versucht, ihn in Las Vegas anzurufen?«
»Nein. Wir haben gewöhnlich nicht miteinander gesprochen, wenn er dort war.«
»Und wie oft war er dort?«
»Ein- oder zweimal im Monat.«
»Für wie lange?«
»Von zwei Tagen bis zu einer Woche. Wie ich sagte, es hing von seinem Glück ab.«
»Und Sie haben ihn nie dort angerufen?« fragte Rider.
»Selten. Diesmal überhaupt nicht.«
»War es eine Geschäftsreise oder zum Vergnügen?« fragte Bosch.
»Er sagte mir immer, es sei beides. Er müsse Investoren treffen. Aber es war eine Sucht. Das ist, was ich glaube. Er liebte es zu spielen und konnte es sich leisten. Also flog er hin.«
Bosch nickte, wußte aber nicht wieso.
»Dieses letzte Mal. Wann ist er geflogen?«
»Donnerstag. Nachdem er im Studio fertig war.«
»Sie haben ihn da zum letzten Mal gesehen?«
»Donnerstag morgen. Bevor er zum Studio fuhr. Von dort fuhr er direkt zum Flughafen. Es ist näher.«
»Und Sie hatten keine Ahnung, wann er zurückkommen würde.«
Er formulierte es als Feststellung, damit sie widersprechen würde, falls sie wollte.
»Um ehrlich zu sein, begann ich mir heute abend Gedanken zu machen. Normalerweise dauert es nicht lange, um dort sein Geld loszuwerden. Ich dachte mir, es wäre ein bißchen lang geworden. Aber ich habe nicht versucht, ihn zu erreichen. Und dann kamen sie.«
»Was hat er am liebsten gespielt?«
»Alles. Aber meistens Poker. Es ist das einzige Spiel, bei dem man nicht gegen die Bank spielt. Das Casino schöpft seinen Teil ab, aber man spielt gegen die anderen Spieler. So hat er es mir einmal erklärt. Nur nannte er die anderen Spieler Arschlöcher aus Iowa.«
»War er immer allein dort, Mrs. Aliso?«
Bosch schaute auf sein Notizbuch und tat, als schriebe er etwas Wichtiges auf und als wäre ihre Antwort nicht wesentlich. Er wußte, es war feige.
»Ich habe keine Ahnung.«
»Sind Sie jemals mit ihm geflogen.«
»Glücksspiel interessiert mich nicht. Ich mag die Stadt nicht. Es ist ein fürchterlicher Ort. Sie können es noch so dekorieren, es bleibt eine Stadt des Lasters und der Prostitution. Nicht nur der Sexualität.«
Bosch studierte die kalte Wut in ihren dunklen Augen.
»Sie haben die Frage nicht beantwortet, Mrs. Aliso«, sagte Rider.
»Welche Frage?«
»Waren Sie jemals mit Ihrem Mann in Las Vegas?«
»Zu Anfang ja. Aber ich fand es langweilig. Ich war seit Jahren nicht mehr da.«
»Hatte Ihr Mann große Schulden?« fragte Bosch.
»Ich weiß es nicht. Falls er welche hatte, hat er es mir nicht gesagt. – Sie können mich Veronica nennen.«
»Sie haben ihn nie gefragt, ob er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte?« fragte Rider.
»Ich nahm an, er würde es mir sagen.«
Sie richtete ihre dunklen Augen jetzt auf Rider, und Bosch fühlte sich erleichtert. Veronica Aliso forderte sie heraus, ihr zu widersprechen.
»Ich weiß, das macht mich irgendwie verdächtig, aber es ist mir egal«, sagte sie. »Sie müssen Ihre Arbeit tun. Es muß für Sie offensichtlich sein, daß mein Mann und ich … sagen wir … hier nebeneinander hergelebt haben. Was Ihre Frage über Nevada betrifft, ich habe keine Ahnung, ob er eine Million gewonnen oder verloren hat. Wer weiß, vielleicht hat er eine Glückssträhne gehabt. Ich glaube jedoch, daß er dann damit geprahlt hätte.«
Bosch nickte und dachte an die Leiche im Kofferraum. Es schien nicht, daß er ein Glücksvogel gewesen war.
»Wo ist er in Las Vegas abgestiegen, Mrs. Aliso?«
»Immer im Mirage. Das weiß ich. Wissen Sie, nicht alle Casinos haben Pokertische. Das Mirage hat einen sehr noblen. Er hat mir immer gesagt, daß ich ihn dort erreichen könnte. Falls er nicht in seinem Zimmer wäre, sollte ich den Pokerraum verlangen.«
Bosch nahm sich etwas Zeit, das aufzuschreiben. Schweigen war manchmal die beste Methode, Leute dazu zu bringen, zu reden und sich zu offenbaren. Er hoffte, Rider begriff, daß er absichtlich lange Pausen bei der Vernehmung machte.
»Sie haben gefragt, ob er allein dorthin flog?«
»Ja?«
»Detectives, Sie werden zweifellos im Laufe Ihrer Ermittlungen herausfinden, daß mein Mann mich betrogen hat. Ich bitte Sie nur um eins, behalten Sie die Information für sich. Ich will es einfach nicht wissen.«
Bosch nickte und
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