Das Comeback
direkt in die Augen.
»Wir werden es erst dann sicher wissen, wenn wir den Abdruck identifiziert haben.«
Als er den Abdrucksrahmen und die Karte wieder in die Aktentasche steckte, sah er die Plastiktüte mit den Poppern. Er nahm sie heraus und hielt sie hoch, damit sie sie sah.
»Wissen Sie, was das ist?«
Sie zog die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Amylnitratpopper. Manche Leute benutzen es, um besseren Sex zu haben. Wissen Sie, ob Ihr Mann sie je benutzt hat?«
»Sie haben sie bei ihm gefunden?«
»Mrs. Aliso, es wäre besser, wenn Sie nur meine Fragen beantworten. Ich weiß, es ist schwer. Aber es gibt Sachen, die ich Ihnen noch nicht sagen kann. Sobald ich es kann, werde ich es tun. Das verspreche ich.«
»Nein, er hat sie nicht benutzt – mit mir.«
»Es tut mir leid, daß ich so persönliche Fragen stellen muß. Aber wir wollen den Mörder finden. Wir beide wollen das. Nun, Ihr Mann ist ungefähr zehn oder zwölf Jahre älter als Sie.« Das war etwas geschmeichelt. »Hatte er Probleme, sexuell aktiv zu sein? Könnte es sein, daß er die Popper ohne Ihr Wissen benutzt hat?«
Sie wandte sich ab und ging zum Sofa zurück. Als sie wieder saß, sagte sie: »Das könnte ich nicht sagen.«
Diesmal zog Bosch seine Augen zusammen. Was wollte sie damit sagen? Sein Schweigen war erfolgreich. Sie antwortete, bevor er fragen konnte. Aber sie sah Rider beim Sprechen an – mit dem unausgesprochenen Grund, daß Rider als Frau sich besser in ihre Lage versetzen könnte.
»Detective, ich habe … man sagt wohl sexuelle Beziehung … Mein Mann und ich … haben seit fast zwei Jahren nicht mehr …«
Bosch nickte und schaute auf sein Notizbuch herab. Die Seite war leer, aber er konnte sich nicht überwinden, diese letzte Information aufzuschreiben, während sie zuschaute. Er klappte das Notizbuch zu und steckte es weg.
»Sie wollen wissen warum, nicht wahr?«
Er sah sie nur an, und sie antwortete ihm in einem Ton trotziger Selbstbehauptung.
»Er hatte kein Interesse mehr.«
»Sind Sie sicher?«
»Er hat es mir ins Gesicht gesagt.«
Bosch nickte.
»Mrs. Aliso, es tut mir leid, daß Sie Ihren Mann verloren haben. Ich bedaure es auch, hier so einzudringen und Ihnen persönliche Fragen zu stellen. Und ich fürchte, es wird noch mehr geben im Laufe der Ermittlungen.«
»Ich verstehe.«
»Es gibt noch etwas, was ich wissen wollte.«
»Ja, was?«
»Hatte Ihr Mann ein Büro hier im Haus?«
»Ja.«
»Könnten wir es uns kurz ansehen?«
Sie stand auf, und sie folgten ihr den zweiten Flur entlang zum Büro. Sie traten beide in den Raum, und Bosch sah sich um. Es war ein kleines Zimmer mit einem Schreibtisch und zwei Karteischränken. Ein Fernseher stand auf einem fahrbaren Tisch vor einer Regalwand, die zur Hälfte mit Büchern gefüllt war. Ansonsten waren dort Drehbücher aufgestapelt, deren Titel mit Magic Marker auf die Seitenkanten der Manuskripte geschrieben war. In der Ecke stand eine Golftasche.
Bosch ging zum Schreibtisch und untersuchte ihn. Er war aufgeräumt und fast leer. Er ging herum, stellte fest, daß es zwei Schubladen gab, und öffnete sie. Eine war leer, die andere enthielt ein paar Akten. Er blätterte sie durch und sah, daß es sich anscheinend um private finanzielle Unterlagen und Steuerdokumente handelte. Er schloß die Schubladen und entschied, daß er mit der Durchsuchung des Büros noch warten konnte.
»Es ist spät«, sagte er. »Und es ist nicht der richtige Zeitpunkt. Sie sollten jedoch verstehen, daß eine Ermittlung wie diese in viele verschiedene Richtungen gehen kann. Aber wir müssen allem nachgehen. Wir werden morgen herkommen und die Sachen Ihres Mannes ansehen müssen. Wahrscheinlich werden wir sehr viel mitnehmen. Wir werden einen Durchsuchungsbefehl haben. Es wird also alles legal sein.«
»Ja, natürlich. Aber könnte ich Ihnen nicht einfach die Erlaubnis geben mitzunehmen, was Sie wollen?«
»Das ginge, aber so ist es besser. Es geht um Scheckhefte, Sparkontoauszüge, Kreditkartenrechnungen, Versicherungen, alles. Wahrscheinlich brauchen wir auch die Unterlagen von Ihrem Haushaltskonto.«
»Ich verstehe. Um wieviel Uhr?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich werde vorher anrufen. Wissen Sie, ob Ihr Mann ein Testament hinterlassen hat?«
»Ja. Wir haben beide ein Testament gemacht. Sie sind bei unserem Anwalt.«
»Wie lang ist das her?«
»Das Testament? Ach, ziemlich lang. Vor Jahren.«
»Ich möchte, daß Sie morgen den Anwalt anrufen und ihm sagen, daß
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