Das Comeback
sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und lächelte ironisch.
»Schönen Abend noch«, sagte er und wandte sich zur Tür.
»Ihnen auch, Detective«, sagte Lucky hinter seinem Rücken. »Kommen Sie wieder, wenn Sie Zeit haben, unsere Show zu genießen.«
Die Tür öffnete sich durch einen elektronischen Summer, der anscheinend vom Schreibtisch aus bedient wurde. Smokie ließ Bosch den Vortritt und folgte ihm durch die Vordertür zum Parkwächter. Bosch gab einem Mexikaner, dessen Gesicht wie eine zerknitterte braune Papiertüte aussah, seinen Parkschein. Dann warteten er und Smokie schweigend darauf, daß der Wagen gebracht wurde.
»Du bist hoffentlich nicht mehr sauer auf mich«, sagte Smokie, als das Auto kam. »Ich wußte nicht, daß du ein Bulle bist.«
Bosch wandte ihm sein Gesicht zu.
»Nein, du hast gedacht, ich sei bloß ein Gast.«
»Ja, richtig. Und ich mußte tun, was der Boss wollte.«
Er streckte seine Hand aus. Aus den Augenwinkeln sah Bosch, daß der Wagen näherkam. Er nahm Smokies Hand, zog den massigen Mann in einer abrupten Bewegung zu sich her und stieß ihm gleichzeitig sein gehobenes Knie in den Unterleib. Smokie stieß einen Schmerzenslaut aus und krümmte sich zusammen. Bosch ließ seine Hand los und zog ihm die Jacke über den Kopf, so daß seine Arme darin verfangen waren. Schließlich stieß er sein Knie in die hochgezogene Jacke und spürte, wie es voll in Smokies Gesicht traf. Der schwere Mann fiel nach hinten auf die Motorhaube eines geparkten schwarzen Corvettes. Im gleichen Moment sprang der Parkwächter aus Boschs Mietwagen, bereit, seinen Boss zu verteidigen. Der Mann war älter und kleiner als Bosch. Der Kampf wäre nicht fair gewesen, und Bosch hatte kein Interesse an unschuldigen Opfern. Er hob seinen Finger, um den Mann zu stoppen.
»Tu’s nicht«, sagte er.
Der Mann überdachte seine Lage, während Smokie durch den Smoking stöhnte. Schließlich hob der Parkwächter seine Hände und machte Bosch den Weg frei zum Wagen.
»Wenigsten einen hier, der weiß, was gut für ihn ist«, sagte Bosch und stieg ein.
Er sah durch die Windschutzscheibe, wie Smokie von der Motorhaube rollte und aufs Pflaster fiel. Der Parkwächter rannte zu ihm hinüber.
Als Bosch auf die Straße fuhr, schaute er in den Rückspiegel. Der Parkwächter zog Smokie die Jacke wieder nach hinten, und Bosch konnte erkennen, daß das weiße Hemd des Rausschmeißers blutig war.
Bosch war zu aufgedreht, um in seinem Hotelzimmer zu schlafen. Außerdem belasteten ihn mehrere Sachen zu sehr. Er konnte das Bild der nackten Tänzerin nicht loswerden. Er kannte sie nicht einmal, aber es kam ihm vor, als hätte er ihre Privatsphäre verletzt. Und er war wütend auf sich, den brutalen Rausschmeißer zusammengeschlagen zu haben. Am meisten ärgerte ihn jedoch, die ganze Sache falsch angefangen zu haben. Er war zu dem Club gefahren, um etwas über Layla zu erfahren und hatte nichts herausbekommen. Das einzige Ergebnis war die Erklärung, woher der Glitzerstaub in Alisos Hosenaufschlägen und im Abfluß der Dusche kam. Zu wenig. Er mußte morgen früh zurück nach L. A. ohne etwas in der Hand zu haben.
Als er vor einer Ampel am Anfang des Strips stoppte, steckte er sich eine Zigarette an, holte sein Notizbuch heraus und öffnete es auf der Seite, wo die Adresse stand, die Felton ihm früher am Abend gegeben hatte.
Am Sands Boulevard bog er nach Osten ab und erreichte nach einer Meile den Apartmentkomplex, wo Eleanor Wish wohnte. Auf einem ausgedehnten Gelände standen mehrere Gebäude, die numeriert waren. Es dauerte eine Weile, bis er ihr Apartmenthaus gefunden und ihre Wohnung identifiziert hatte. Er saß in seinem Wagen, rauchte und schaute zu ihren erleuchteten Fenstern hinüber. Er war sich nicht sicher, was er tat und was er wollte.
Vor fünf Jahren hatte Eleanor Wish ihm sowohl das Schlimmste als auch das Beste angetan. Sie hatte ihn betrogen, sein Leben aufs Spiel gesetzt, ihn aber auch gerettet. Sie hatten miteinander geschlafen. Und dann war alles in die Brüche gegangen. Trotzdem dachte er noch oft über sie nach. Der alte Blues: Wie hätte es sein können? Nach all den Jahren hatte sie immer noch Macht über seine Gefühle. Heute abend hatte sie ihm die kalte Schulter gezeigt, aber er war sich sicher, daß es ihr genauso ging. Sie war sein Spiegelbild, das hatte er immer gewußt.
Er stieg aus dem Auto, ließ die Zigarettenkippen fallen und ging zu ihrer Tür. Sie öffnete sofort auf sein
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