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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dem Trockenen, der auf dem Sand hin und her sprang. Er wußte, er sollte Billets anrufen. Aber es war zu spät. Sie konnte nichts mehr machen. Und er hatte keine Lust, ihr zu gestehen, daß er die Kontrolle über die Ermittlungen verloren hatte.
    Zwei uniformierte Polizisten waren mit ihrem Streifenwagen da, als Bosch in die Gluthitze hinaustrat.
    »Okay«, sagte Felton. »Wir sind alle hier. Also steigen wir auf die Pferde und schnappen uns das Arschloch.«
    In fünf Minuten waren sie dort. Goshen wohnte in einem Haus auf der Desert View Avenue, nur umgeben von ausgedörrter Vegetation. Das Haus war groß, ohne besonders protzig auszusehen. Das einzig Ungewöhnliche war eine Betonmauer mit Tor, die das große Grundstück umgab. Der Ort war total abgelegen, aber der Besitzer brauchte eine Mauer zum Schutz.
    Sie parkten alle ihre Wagen auf dem Randstreifen und stiegen aus. Baxter war gut vorbereitet. Aus dem Kofferraum seines Caprices zog er zwei Leitern, mit deren Hilfe sie über die Mauer klettern wollten. Iverson stieg zuerst hinauf. Als er oben war, legte er die zweite Leiter auf der anderen Seite an, zögerte jedoch in den Vorgarten hinunterzuklettern.
    »Hat jemand Hunde gesehen?«
    »Keine Hunde«, sagte Baxter. »Ich habe mich heute früh vergewissert.«
    Iverson kletterte hinunter, und die anderen folgten ihm. Während er darauf wartete, an die Reihe zu kommen, sah Bosch sich um und konnte den Neonstreifen des Strips einige Meilen entfernt im Osten erkennen, wo die Sonne als neonrote Kugel am Himmel hing. Die Luft war glühend heiß und trocken und rauh wie Sandpapier. Er hatte einen Stift mit Kirschgeschmack gegen gesprungene Lippen im Hotel gekauft, wollte ihn aber nicht hier vor den anderen hervorholen.
    Nachdem Bosch über die Mauer gestiegen war, folgte er den anderen und schaute auf die Uhr. Es war fast neun, aber das Haus schien unbelebt zu sein. Keine Bewegung, kein Licht, nichts. Die Vorhänge waren hinter allen Fenstern zugezogen.
    »Bist du sicher, daß er hier ist?« flüsterte Bosch Baxter zu.
    »Er ist hier«, sagte Baxter. »Ich bin um sechs über die Mauer geklettert und hab die Motorhaube vom Corvette berührt. Sie war warm. Er war noch nicht lange zu Hause. Ich garantiere, er schläft noch. Neun Uhr ist für den so früh wie vier Uhr für normale Menschen.«
    Bosch sah zum Corvette hinüber. Er erinnerte sich an den Wagen von letzter Nacht. Hier, hinter der Mauer, bedeckte üppiger Rasen das Grundstück. Es mußte ein Wahnsinnsgeld gekostet haben, ihn anzulegen, und nicht weniger, ihn mit Wasser zu sprengen. Das Grundstück lag in der Wüste wie ein Badehandtuch am Strand. Bosch wurde aus seiner Bewunderung durch das Geräusch von Iversons Tritten gegen die Vordertür herausgerissen.
    Bosch und die anderen folgten Iverson mit gezogenen Waffen ins dunkle Haus. Sie stießen die üblichen Erkennungsrufe aus – Polizei! und Keine Bewegung! – und eilten durch einen Flur auf der linken Seite. Bosch folgte dem Licht der Stablampen, die die Dunkelheit durchbohrten. Im nächsten Moment hörte er weibliche Schreie, und dann ging Licht in einem Raum am Ende des Flurs an.
    Als er dort ankam, sah er, wie Iverson auf einem Doppelbett kniete. Der Lauf seines Smith & Wesson Revolvers fünfzehn Zentimeter von Luke Goshens Gesicht entfernt. Der hünenhafte Mann, den Bosch gestern abend gesehen hatte, war in schwarze Seidenbettücher gehüllt und wirkte so ruhig wie Magic Johnson vor einem spielentscheidenden Freiwurf. Er nahm sich sogar Zeit, nach oben zu schauen, um die Szene im Deckenspiegel zu betrachten.
    Weniger gelassen waren jedoch die zwei Frauen. Sie standen rechts und links vom Bett, ihre eigene Nacktheit nicht wahrnehmend, aber noch unter Schock. Schließlich stellte Baxter Ruhe her, indem er sie laut anschrie: »Seid ruhig!«
    Es dauerte noch ein paar Augenblicke, bis völlige Ruhe einkehrte. Niemand bewegte sich. Bosch ließ Goshen nicht aus den Augen. Er stellte die einzige Gefahr im Raum dar. Bosch merkte, daß die anderen Polizisten, die sich verteilt hatten, um das Haus zu durchsuchen, hinter ihm hereingekommen waren.
    »Umdrehen aufs Gesicht, Luke«, befahl Iverson schließlich. »Ihr Mädchen zieht euch was an.«
    Eine der Frauen sagte: »Du kannst nicht …«
    »Halt die Klappe!« unterbrach Iverson sie. »Oder wir nehmen dich mit aufs Präsidium. Du hast die Wahl.«
    »Ich werde nicht …«
    »Randy!« dröhnte Goshen in tiefem Baß. »Halt deine verdammte Klappe und zieh dich an. Sie

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