Das Comeback
bog in die Einfahrt einer Feuerwehrwache und fuhr nach hinten, wo schon mehrere Zivilwagen standen – umgeben von Detectives mit Pappbechern Kaffee in der Hand. Einer von ihnen war Captain Felton.
Bosch hatte vergessen, seine kugelsichere Weste aus Los Angeles mitzubringen und mußte sich eine von Iverson leihen. Er bekam auch eine Razzia-Jacke aus Nylon mit dem gelben Schriftzug LAPD auf der Brust.
Sie standen um Feltons Taurus herum, besprachen den Plan und warteten auf einen Streifenwagen. Der Haftbefehl mußte gemäß den Vorschriften in Las Vegas vollstreckt werden. Das hieß, mindestens ein Team uniformierter Polizei mußte anwesend sein, wenn sie die Tür eintraten.
In der Zwischenzeit hatte Bosch sein Gespräch mit Felton gehabt. Die zwei waren in die Feuerwehrwache gegangen, um sich frischen Kaffee zu holen, und Bosch hatte ihm gesagt, was er davon hielt, daß Felton die Identifizierung der Fingerabdrücke für eigene Zwecke ausnutzte. Felton spielte ihm zerknirschte Reue vor und versprach Bosch, daß er von nun an an den Entscheidungen beteiligt werde. Bosch hakte nicht weiter nach. Er hatte bekommen, was er wollte. Nun mußte er sehen, ob der Captain sein Versprechen halten würde.
Außer Felton und Bosch standen noch vier andere Detectives um den Wagen herum. Sie gehörten der Abteilung für organisierte Kriminalität an. Iverson und sein Partner Cicarelli und ein weiteres Team, Baxter und Parmelee. OK gehörte zu den Abteilungen, die unter Feltons Kommando fielen, aber es war Baxter, der die Aktion leitete. Baxter war schwarz und hatte fast alle Haare verloren – bis auf ein paar graue an den Seiten. Er war das reinste Muskelpaket und machte den Eindruck, daß sich nicht mit ihm spaßen ließe. Er schien den Umgang mit Gewalt und gewalttätigen Menschen gewohnt zu sein.
Luke Goshens Haus war ihnen allen bekannt. Aus ihren Äußerungen schloß Bosch, daß sie es schon vorher überwacht hatten. Es lag ungefähr eine Meile westlich von der Feuerwehrwache, und Baxter war frühmorgens vorbeigefahren, um sich zu vergewissern, daß Goshens schwarzer Corvette unter dem Parkdach stand.
»Was ist mit dem Haftbefehl?« fragte Bosch.
Er hatte Angst, daß der ganze Fall platzen würde, weil sie sich unbefugt Zutritt zum Haus des Verdächtigen verschafft hatten.
»Die Fingerabdrücke reichen voll aus für einen Haft- und Durchsuchungsbefehl«, sagte Felton. »Wir haben sie einem Richter heute früh vorgelegt. Außerdem hatten wir eigene Informationen, wie Sie sicher von Iverson erfahren haben.«
»Die Fingerabdrücke befanden sich auf dem Opfer, aber das bedeutet nicht, daß er es war. Es beweist nichts. Wir handeln hier übereilt. Das Opfer wurde in L. A. umgebracht. Ich habe keinen Beweis dafür, daß Luke Goshen dort war. Und ihre Information? Das ist ein Witz. Ein anonymer Anruf, das ist alles. Das beweist nichts.«
Alle sahen Bosch an, als hätte er gerade beim Debütantinnenball gerülpst.
»Bosch, holen wir uns noch einen Kaffee«, sagte Felton.
»Ich will keinen mehr.«
»Gehen wir trotzdem.«
Er legte seinen Arm um Boschs Schulter und führte ihn zurück in die Wache. In der Küche, wo die Kaffeemaschine stand, füllte Felton erst seinen Becher, bevor er sprach.
»Hören Sie zu, Bosch. Machen Sie mit. Das ist eine Riesenchance für uns und für Sie.«
»Das weiß ich. Ich will sie nur nicht vermasseln. Können wir nicht warten, bis wir sicher sind, was wir in der Hand haben? Es ist mein Fall, Captain, aber Sie geben hier die Befehle.«
»Ich dachte, wir hätten das geregelt.«
»Das dachte ich auch, aber ich könnte genauso gut in den Wind pissen.«
»Hören sie zu, Detective. Wir fahren dort rauf, nehmen den Typen fest, durchsuchen sein Haus und stecken ihn in ein kleines Zimmer. Ich garantiere Ihnen, falls er es nicht war, wird er Ihnen den Killer auf dem Silbertablett präsentieren. Und uns wird er Joey Marks schenken. Seien Sie kein Spielverderber und machen Sie mit.«
Er schlug Bosch auf die Schulter und ging wieder hinaus auf den Parkplatz. Bosch folgte ihm kurz darauf. Er wußte, daß es keinen Grund gab herumzumäkeln. Wenn man Fingerabdrücke bei einer Leiche entdeckte, verhaftete man die Person, von der sie stammten. Das war selbstverständlich. Um die Details konnte man sich hinterher kümmern. Was Bosch jedoch ärgerte, war Zuschauer zu sein. Das war der wahre Grund, und er wußte es. Er wollte die Aktion leiten. Aber hier in der Wüste fühlte er sich wie ein Fisch auf
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