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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Zehenspitzen, um zu sehen, ob noch etwas auf dem Ablagebrett lag. Er fand etwas. Einen kleinen Lappen, zusammengefaltet wie ein Taschentuch. Er nahm ihn herunter und faltete ihn auf. Er war ölverschmiert. Bosch roch daran und erkannte den Geruch.
    Er trat aus dem Wandschrank und warf den Lappen zum Bett, so daß er Goshen im Gesicht traf.
    »Was ist das?«
    »Weiß ich nicht. Was ist es?«
    »Ein Lappen mit Gewehröl. Wo ist die Pistole?«
    »Ich habe keine Pistole, und das gehört nicht mir. Hab ich nie gesehen.«
    »Okay.«
    »Was soll das heißen ›okay‹? Ich hab das verdammt noch mal nie gesehen.«
    »›Okay‹ heißt ›okay‹, Goshen. Das ist alles. Nur nicht nervös werden.«
    »Das ist nicht so leicht, wenn ihr eure Nasen in meinen Arsch steckt.«
    Bosch beugte sich zum Nachttisch und öffnete die obere Schublade. Er fand eine leere Zigarettenschachtel, ein Paar Perlenohrringe und eine nicht geöffnete Schachtel Kondome. Bosch warf die Schachtel Goshen hin. Sie prallte auf dessen Brust auf und landete auf dem Fußboden.
    »Kaufen allein ist noch nicht Safer Sex, Goshen. Du mußt sie dir überziehen.«
    Er öffnete die untere Schublade. Sie war leer.
    »Wie lang wohnst du schon hier, Goshen?«
    »Ich bin hier eingezogen, nachdem ich deiner Schwester in den Arsch getreten habe. Sie schafft jetzt für mich an. Soviel ich weiß, verkauft sie ihre Muschi auf der Fremont Avenue vor dem Cortez.«
    »Zuerst meine Mutter, jetzt meine Schwester, wer ist als nächste dran? Meine Frau?«
    »Ja, ich hab schon was für sie in petto. Ich werde …«
    »Halt endlich das Maul! Es funktioniert nicht, begreifst du das? Mir kannst du nichts anhaben. Also vergeude nicht deine Energie.«
    »Man kann allen Leuten was anhaben, Bosch. Vergiß das nicht.«
    Bosch schaute ihn an und ging dann in das angeschlossene Badezimmer. Es war ein großer Raum mit separater Dusche und Wanne, fast in der gleichen Anordnung wie in Alisos Hotelsuite. Eine kleine Toilette befand sich hinter einer Tür mit Holzblenden. Hier begann Bosch seine Suche. Er hob den Deckel vom Wasserbehälter und fand nichts Ungewöhnliches. Bevor er den Porzellandeckel wieder aufsetzte, beugte er sich nach vorne und schaute hinter dem Wassertank nach. Was er sah, ließ ihn sofort nach dem Polizisten im Schlafzimmer rufen.
    »Ja, Sir?« sagte der Cop.
    Er schien nicht einmal fünfundzwanzig zu sein. Seine schwarze Haut hatte einen bläulichen Schimmer. Seine Hände ruhten entspannt auf dem Gürtel, die rechte Hand ein paar Zentimeter von der Pistole entfernt – in Grundstellung. Auf dem Namensschild über der Brusttasche stand Fontenot.
    »Fontenot, schauen Sie hinter dem Wasserbehälter nach.«
    Der Cop tat wie ihm geheißen, ohne die Hände vom Gürtel zu nehmen.
    »Was ist es?« fragte er.
    »Ich glaube, eine Pistole. Treten Sie beiseite, ich werde sie herausziehen.«
    Bosch machte seine Hand flach und faßte in den fünf Zentimeter breiten Raum zwischen der Wand und dem Wasserbehälter. Seine Finger ergriffen einen Plastikbeutel, der mit grauem Isolierband am Wassertank befestigt war. Es gelang ihm, den Beutel loszureißen und herauszuziehen. Er hielt ihn hoch, damit Fontenot ihn sehen konnte. Der Plastikbeutel enthielt eine Pistole aus bläulichem Metall mit einem aufgeschraubten sieben Zentimeter langen Schalldämpfer.
    »Zweiundzwanziger?« fragte Fontenot.
    »Genau«, sagte Bosch. »Holen Sie bitte Felton und Iverson.«
    »Sofort.«
    Bosch folgte Fontenot aus dem Bad. Er hielt den Plastikbeutel mit der Pistole wie ein Angler einen Fisch. Als er ins Schlafzimmer trat, mußte er unwillkürlich lächeln, als er Goshen sah, der ihn mit großen Augen anstarrte.
    »Das ist nicht meine«, protestierte Goshen sofort. »Die habt ihr hier versteckt, ihr gottverdammten Arschlöcher! Ich will meinen Anwalt, du Hurensohn!«
    Bosch ließ die Flüche an sich vorbeirauschen, aber studierte Goshens Gesichtsausdruck. Er hatte etwas in seinen Augen aufblitzen sehen. Nur eine Sekunde, dann hatte Goshen es wieder unterdrückt. Es war keine Angst. Er glaubte nicht, daß Goshen sich so etwas ansehen ließe. Es war etwas anderes gewesen. Aber was? War es Verwirrung? Enttäuschung? Goshens Augen verrieten nichts mehr. Aber Bosch glaubte zu wissen, was es gewesen war. Überraschung.
    Iverson Baxter und Felton kamen hintereinander ins Zimmer. Sie sahen die Pistole, und Iverson jauchzte triumphierend auf.
    »Sajonara, Baby!«
    Sein Gesicht strahlte vor Freude. Bosch erklärte ihm, wo er

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