Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
Abschied nehmen gelingt dann am besten, wenn man eine Bilanz der zu Ende gegangenen Zeit zieht– mit allen Hoch- und Tiefphasen. Natürlich gab es schöne Momente und erfolgreiche Wegstrecken, an die Sie sich gerne erinnern. Aber es wird Ihnen sicherlich auch einiges einfallen, das Ihnen überhaupt nicht behagt hat.
Ziehen Sie Bilanz: Welche Fachkenntnisse konnten Sie in Ihrem bisherigen Job besonders vertiefen? Was hat Ihnen an Möglichkeiten gefehlt? Wodurch hat sich Ihr spezielles Aufgabengebiet ausgezeichnet? Welche Ihrer Fähigkeiten konnten Sie nicht ausleben? Was haben Sie in Ihrem alten Unternehmen gelernt? Was haben Sie dort besonders vermisst? Was waren Ihre größten Erfolge, was Ihre schlimmsten Niederlagen? Welche Menschen haben Ihnen geholfen, welche haben Ihnen geschadet? Woran lag es, dass Ihnen gekündigt wurde? Alle diese Fragen helfen Ihnen, Klarheit über Ihre Situation zu finden und Abstand dazu zu gewinnen. Vielleicht brauchen Sie in dieser Phase der Bestandsaufnahme Unterstützung durch andere. Suchen Sie sich Menschen, die in einer ähnlichen Situation waren wie Sie und die das Problem konstruktiv bewältigt haben. Wie sind diese Menschen mit ihrer Situation umgegangen?
Die Kunst des Loslassens– mit buddhistischen Prinzipien einen beruflichen Neuanfang wagen
Gefühle der Unsicherheit und Angst als Reaktion auf einen Verlust oder eine Situation, die sich in der Schwebe befindet, wie es eine Kündigung oder das Angehen einer neuen beruflichen Aufgabe bedeutet, sind ganz normale menschliche Reaktionen. Selbst wenn man mit der Gegenwart unzufrieden ist, ist es oft einfacher, in einem ungeliebten, aber bekannten Zustand zu verharren, als sich etwas Neuem, Unberechenbarem zu stellen. Das gilt besonders dann, wenn man viel Zeit und Energie in eine Idee, ein Projekt oder eine Position gesteckt hat. Stehen wir dann vor der Entscheidung aufzugeben oder weiterzumachen, werden wir uns eher fürs Weitermachen entscheiden, obwohl wir tief in unserem Inneren ahnen, dass das nicht sinnvoll ist. Aber haben wir nicht von Kindheit an gelernt, dass Beharrlichkeit sich auszahlt und Aufgeben nie zum Erfolg führt, sondern ein Zeichen von Schwäche ist? Keiner von uns will schließlich als Versager dastehen.
Doch an etwas festzuhalten, was einem nicht guttut, lähmt innerlich und äußerlich und kann im Ernstfall seelisch und körperlich krank machen. Es hindert uns daran, uns weiterzuentwickeln, dazuzulernen und unser Potenzial voll auszuschöpfen. Leben bedeutet, sich zu verändern– und das bedeutet, dass man sich immer wieder von Menschen und Orten, von Gedanken und Wünschen verabschieden muss. Wer an Dingen festhält, die eigentlich schon längst verloren sind, beraubt sich seiner Lebenskraft.
Hier ist es aber wichtig zu differenzieren: Loslassen im buddhistischen Sinne heißt nicht Aufgeben. Es ist vielmehr die gesunde Einsicht, dass man sein Möglichstes getan hat und ein Verharren in der Situation mehr schadet als nützt. Loslassen, so wie es der Buddhismus versteht, bedeutet, nach geleisteter Trauerarbeit den Blick nach vorne zu richten in eine positive Zukunft. Dafür müssen Sie zunächst akzeptieren, dass Dinge einfach geschehen, auch wenn Sie sie nicht gutheißen. Mit dieser Einsicht wird auch Ihr Verständnis dafür wachsen, dass wir Dinge oder Ereignisse nicht erzwingen können, die sich unserer Kontrolle entziehen.
Auf zu neuen Ufern
Wie jede Krise im Leben hat auch ein Einschnitt oder Wendepunkt im Arbeitsleben zwei Seiten: Er kann uns in großes Leid stürzen, wenn wir uns der Veränderung vehement mit allen Gefühlen widersetzen. Er kann aber auch der Startschuss zu einem beruflichen Neuanfang sein und die Chance, das eigene Leben mit all den Wünschen und Zielen wieder bewusster wahrzunehmen und zu gestalten.
Es liegt an Ihnen, wie Sie mit dieser Veränderung umgehen. Sie haben die Wahl: Wenn Sie eine Kündigung als Endpunkt betrachten, werden Sie sich wütend, ängstlich, depressiv fühlen. Sie werden mit Ablehnung reagieren, sich unter Druck gesetzt fühlen, Stress empfinden. Wenn Sie eine berufliche Veränderung dagegen als Startposition begreifen, werden Sie sich damit nicht nur arrangieren können, sondern sie sogar willkommen heißen. Im ersten Fall werden Sie sich erstarrt, passiv, nutzlos fühlen. Im anderen Fall werden Sie sich plötzlich wieder wach, lebendig und gefordert fühlen.
Der Buddhismus sagt: Alles im Leben hat einen Sinn. Und dort, wo eine Tür zugeht, öffnet
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