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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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diesen Wassern wurden sie ganz besprengt. Dann brachten die Sklavinnen Schachteln mit Backwerk und köstliche Weine, an denen sie sich ein wenig stärkten.
    Salabaetto glaubte nicht anders als im Paradiese zu sein. Schon tausendmal hatte er das Mädchen angeblickt, das in der Tat äußerst schön war, und konnte die Zeit nicht erwarten, bis die Sklavinnen fortgingen und er sie in seine Arme schlösse. Nachdem diese auf Geheiß der Dame eine brennende Kerze in dem Gemach zurückgelassen und sich dann entfernt hatten, umarmte sie den Salabaetto und er sie, und zur großen Lust des jungen Mannes, der meinte, sie verzehre sich in Liebe zu ihm, weilten sie lange beieinander.
    Als es aber der Jancofiore Zeit schien sich zu erheben, kleideten sie sich mit der Hilfe der zurückgerufenen Sklavinnen wieder an und stärkten sich abermals mit Wein und Konfekt. Dann wuschen sie sich Gesicht und Hände abermals mit duftendem Wasser. Die Dame aber sprach zu Salabaetto, der nun Abschied nehmen wollte: »Wäre es dir angenehm, so wäre es mir eine große Freude, wenn du diesen Abend zum Essen und zur Nachtherberge zu mir kämst.« Salabaetto, der von ihren Reizen und ihrer kunstvollen Liebenswürdigkeit ganz bestrickt war und sich fest überzeugt hielt, daß sie ihn liebe wie ihr eigenes Herz, erwiderte: »Madonna, jeder Eurer Wünsche ist mir sehr angenehm, und darum gedenke ich nicht nur diesen Abend, sondern immerdar zu tun, was Euch gefällt und was Ihr mir befehlen werdet.«
    Das Mädchen kehrte nach Hause zurück, ließ sein Gemach mit Sachen und Geräten ausschmücken, ein prächtiges Abendessen zurichten und erwartete dann Salabaetto. Sobald es etwas dunkel geworden war, begab er sich dorthin, wurde fröhlich empfangen und speiste in großer Lust und wohlbedient zu Abend. Als sie danach in das Schlafgemach traten, wehte ihm ein wunderbarer Duft von Aloeholz entgegen, und er sah das reiche, mit zyprischen Vögeln geschmückte Bett und an den Haken viele schöne neue Kleider. Alle diese Dinge zusammen und jedes für sich ließen ihn glauben, seine Geliebte sei eine große und reiche Dame. Obwohl er über ihren Lebenswandel allerlei Nachteiliges verlauten gehört hatte, wollte er dies doch um keinen Preis der Welt für wahr halten, und selbst wenn er zugegeben hätte, daß sie vielleicht den einen oder ändern angeführt habe, so hätte er doch um nichts in der Welt geglaubt, dergleichen werde auch ihm widerfahren. So schlief er denn diese Nacht zu seiner größten Lust bei ihr und entbrannte noch mehr als zuvor. Als der Morgen erschien, schlang sie ihm einen schönen und zierlichen Gürtel von Silber mit einer hübschen Geldtasche um und sprach: »Mein süßer Salabaetto, erhalte mir deine Gunst, und so wie ich selbst dir stets zu Willen bin, so ist auch alles, was du hier siehst und was ich sonst vermag, zu deinem Dienst bereit.« Salabaetto umarmte sie voller Freude, küßte sie und verließ dann ihr Haus, um dahin zu gehen, wo die übrigen Kaufleute zu verkehren pflegten.
    Während er nun in solcher Weise ihre Gunst öfter genoß, ohne daß es ihn das mindeste gekostet hätte, und von ihren Reizen immer mehr bestrickt wurde, geschah es, daß er seine Wollzeuge gegen Barzahlung verkaufte und erheblich dabei verdiente. Dies erfuhr die Schöne zwar nicht von ihm, wohl aber von ändern sogleich, und als Salabaetto eines Abends wieder bei ihr war, fing sie an mit ihm zu kosen und zu scherzen, ihn zu küssen und zu umarmen, und zeigte sich dabei so heftig für ihn entflammt, daß es schien, als werde sie vor Liebe in seinen Armen vergehen. Dann wollte sie ihm auch zwei schöne silberne Becher verehren, die sie besaß, allein Salabaetto wollte sie nicht annehmen, da er, die einzelnen Geschenke zusammengerechnet, schon so viel von ihr erhalten hatte, daß es an die dreißig Goldgulden ausmachte, ohne daß er sie je hätte bewegen können, auch nur den Wert eines Groschens anzunehmen.
    Endlich, nachdem sie ihn durch solche Beweise ihrer Liebe und Freigebigkeit gehörig verliebt gemacht hatte, trat eine ihrer Sklavinnen ein und rief sie, früherer Abrede zufolge, aus dem Zimmer. Sie verließ deshalb das Gemach, verweilte eine kurze Zeit und kam dann weinend zurück, warf sich auf das Bett und stieß die schmerzlichsten Wehklagen aus, die je von einem Weibe ausgestoßen wurden. Salabaetto nahm sie verwundert in seine Arme, begann mit ihr zu weinen und rief: »Weh mir, Herz meines Leibes, was ist Euch so plötzlich zugestoßen? Was ist

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