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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Schambacher nach einer kleinen Stille, »immer dieses Gefühl der Verspätung, immer denkt man, es sei das letzte Mal, immer hetzt man der Schönheit nach.«
    »Wat?«, fragte Togotzes, der die Speisekarte studiert hatte, und sah hoch. »Wat haste jesacht?«
    »Nichts«, antwortete Schambacher lächelnd, »du verstehst es doch nicht. Du hast ja nicht mal einen Doktortitel.«
    »In Sentementeletet«, sagte Togotzes absichtlich falsch, »braucht det ooch keen Mensch. Ick nehme Pflaumkuchen, wa? Und wer hat jetzt unsan Nejer umjebracht?«
    Schambacher war daran gewöhnt, dass Togotzes zweigleisig dachte. So ging es ihm ja auch oft, und deswegen verstanden sie sich vermutlich so gut.
    »Wahrscheinlich jemand, der Rohdiamanten von geschliffenen unterscheiden kann. Jemand, der mit Rohdiamanten etwas anfangen kann. Vielleicht sollten wir uns mal um die Diamantenschleifer hier in Großberlin kümmern.«
    »Wieso ein Schwarzer?«, fragte Togotzes, während er seinen Kuchen sorgfältig mit der Gabel zerteilte und dann mit dem Löffel auf jedes Stückchen etwas Schlagsahne gab. »Wo kommt er her?«
    Darüber hatte Schambacher schon länger nachgedacht. Er zählte auf:
    »Also – zunächst mal könnte er Amerikaner sein. Wir haben ungefähr hundert Swingkapellen in Berlin. Das ist eine übersichtliche Zahl. Wenn da einer fehlt, sollten wir das doch allmählich gemerkt haben, oder?«
    »Ich bin noch am Abklappern«, nuschelte Togotzes mit vollem Mund, »der Kuchen ist so was von gut.«
    Schambacher musste lächeln.
    »Dann haben wir die Franzosen. Rate mal, wie viele Farbige die Franzosen bei der Rheinbesetzung hatten.«
    Togotzes zuckte die Schultern.
    »Tausend?«
    Schambacher lehnte sich zurück, schloss die Augen gegen die Sonne und genoss die Wärme und sein überlegenes Wissen.
    »Zwischen vierzehn- und zwanzigtausend. Marokkaner. Algerier. Tunesier. Vielleicht ist es einer von denen. Manche sind sicher hier geblieben.«
    »Klar«, sagte Togotzes jetzt wieder deutlich und zog die Mundwinkel verächtlich nach unten, »deutsche Frauen schänden.«
    Schambacher achtete nicht auf ihn.
    »Und dann sind da noch die Askari. Unsere Truppen. Von denen sind nach dem Krieg auch noch welche aus Deutsch-Südwest gekommen. Aber da könnte uns die Reichswehr helfen.«
    Togotzes lachte höhnisch.
    »Die Reichswehr! Als ob die jemals irgendwelche Unterlagen an die Kripo herausgäben. Im Leben nicht!«
    Schambacher musste Togotzes recht geben. Die Stellen der Reichswehr in Berlin und die Kripo waren sich nicht grün.
    »Nur mal angenommen«, überlegte Schambacher laut, »dass der Schwarze noch mehr Rohdiamanten bei sich hatte. Dann müssen die doch jetzt irgendwo auftauchen, oder? Und wie kriegen wir das raus? Schleifen Juweliere ihre Diamanten eigentlich selber?«
    Er stellte eben fest, dass es – wie in jedem Fall – so viele Dinge gab, über die er sich noch nie Gedanken gemacht hatte. Das war das Schöne an diesem Beruf: Es gab immer etwas zu lernen.
    Togotzes war mit seinem Kuchen fertig und lehnte sich, mit der Kaffeetasse in der Hand, in seinen Stuhl zurück. Die Sonne zeichnete scharfe Schatten in sein gut geschnittenes, manchmal etwas arrogantes Gesicht.
    »Vielleicht sollten wir«, sagte er grinsend, »noch mal an die Uni zurück. Aber diesmal belegen wir Mineralienkunde.«
    »War eine schöne Zeit!«, sagte Schambacher ironisch. »Ich kann mir immer noch nichts Netteres vorstellen, als während einer Inflation zu studieren. Immer genug zu essen, immer genug Geld für Bücher und ab und zu ein politischer Mord auf dem Weg zur Uni – eine heitere Zeit.«
    »Na ja, scheint dir gut genug gefallen zu haben, dass du auch noch deinen Doktor gebaut hast«, meinte Togotzes trocken. Er war fertig mit seinem Kaffee und stellte die Tasse zurück.
    »An die Arbeit, mein Lieber.«
    Schambacher stand seufzend auf.
    »Dass wir Gebildeten immer unter der Knute solch grober Klötze stehen müssen«, beschwerte er sich lächelnd.
    »Schnauze!«, sagte Togotzes grob.
    Eine Dame vom Nachbartisch sah pikiert von ihrer Himbeerschnitte auf.
    »Also so was!«, sagte sie halblaut.
    Togotzes warf ihr einen Blick zu und rückte sein Monokel zurecht, das er tatsächlich tragen musste, weil er auf einem Auge schlecht sah.
    »Bitte mischen Sie sich nicht in Amtsgeschäfte ein!«, sagte er in perfektem Hochdeutsch. »Der Mann ist Ausländer.«
    Die Dame wandte sich nach einem kurzen Augenblick wieder ihrem Kuchen zu. Schambacher beherrschte sich, aber

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