Das Disney World Komplott
Voraussetzungen zur vollkommenen Verwirklichung seiner visionären Vorstellungen geboten. Heutzutage waren sie vorhanden, aber es gab für ihn kein Zurück mehr, selbst wenn das Pentagon es Haslanger erlaubt hätte. Zu viele Schatten und Schemen lauerten in seiner Vergangenheit, grauenvolle Gefährten der Nacht, die ihn zu einem Leben im Wachzustand verurteilten.
Ab und zu fragte sich Haslanger, was aus seinen Schöpfungen geworden sein mochte. Doch seit er auf Schlaf verzichtete und die Kreaturen aus seinem Dasein verbannt hielt, fiel es ihm zusehends leichter, sie zu vergessen.
Am heutigen Nachmittag lag die Testzone auf einem großflächigen, freien Gelände zwischen dem Gruppe-Sechs-Hauptquartier und dem Begrenzungszaun des Brookhavenlaboratoriums. Künstlich angelegte Hügel und Mulden simulierten Gefechtsfeldbedingungen. Zwischen zwei Anhöhen waren drei Jeeps und ein Dutzend Rekruten positioniert worden. Die Soldaten waren Freiwillige aus einem nahen Armeestützpunkt, die daran Spaß hatten, an einem hochgeheimen Forschungsprojekt der Regierung mitzuwirken.
Sechshundert Meter von ihnen entfernt standen fünf Männer in Sommeruniformen neben einem M1A2-Kampfpanzer und hörten sich den Schluß von Colonel Fuchs' Gerede an, bei dem Haslanger wieder einmal die Haare zu Berge standen.
»Sieht völlig normal aus, nicht wahr, Gentlemen?« meinte Fuchs und wandte sich nach Beendigung seiner weitschweifigen Faseleien dem Panzer zu.
Die fünf Männer aus dem Pentagon folgten seinem Beispiel und hefteten den Blick auf den M1A2.
»Aber diesem Kampfpanzer ist ein von Gruppe Sechs konstruierter Laser in die Bugwanne installiert worden«, erklärte Fuchs. »Er gibt, je nach den Umständen, eine breit- oder enggestreute Reihe von Laseremissionen ab. Der gewünschte Effekt besteht, wie Ihnen bekannt ist, in der vorübergehenden Erblindung des Gegners. Diese Entwicklung entspricht unseren Bestrebungen, die moderne Kriegsführung immer weiter zu verbessern. Dabei ist unser Ziel nichts Geringeres, als für amerikanische Truppen hundertprozentige Nullverluste zu garantieren.«
Auf seinen Wink hin verteilte ein Techniker in weißem Laborkittel, der soeben dem Panzer entstiegen war, schwarzgefärbte Schutzbrillen an die Anwesenden.
»Würden Sie nun bitte mit mir hier rüber kommen und die Schutzbrillen aufsetzen?«
Die Männer aus dem Pentagon folgten dem Colonel und setzten die Schutzbrillen auf. Währenddessen tappte Haslanger an ihnen vorbei, schaute hinüber zum Panzer und nickte den beiden Technikern zu, die auf dem Fahrzeug kauerten. Sie stiegen hinein und schlossen die Luke. Haslanger hörte ein scharfes Sirren, das anzeigte, daß der Generator des Lasers eingeschaltet worden war. Er drehte sich um und blickte in Fuchs' Richtung.
»Feuer frei, sobald Sie fertig sind«, sagte der Colonel in das Funksprechgerät, durch das er Kontakt zu den Männern im Panzer hatte.
Fuchs hob den Feldstecher an die Schutzbrille und beobachtete, daß die in sechshundert Metern Abstand stehenden Soldaten die vorgesehenen Positionen einnahmen und der Befehlshabende das Funksprechgerät an den Gürtel zurückhängte. Bei einem solchen Experiment lebende, ungeschützte Menschen einzusetzen, wäre in Los Alamos oder Lawrence Livermore undenkbar gewesen – bei Gruppe Sechs dagegen war alles möglich, weil man von ihr alles erwartete.
Fuchs hielt das Fernglas fest in den Händen.
Wie aus einem großen Stroboskop schossen in rasanter Folge blendenhelle Lichtstrahlen aus dem Laser. Im ersten Moment schien alles glänzend zu gelingen, und Fuchs fühlte sich in Hochstimmung und dachte schon ans Feiern. Aber dann entfuhr ihm bei dem Anblick, der sich ihm durch das Fernglas bot, ein vernehmliches Keuchen.
Die Uniformen der Soldaten brannten lichterloh. Selbst über die Entfernung hinweg konnte Fuchs ihre Schreie hören, während sie zusammenbrachen und sich in Qualen auf der Erde wälzten. Diese Schlappe war mindestens so übel wie der Fall Reyvastat und zog voraussichtlich noch mehr negative Aufmerksamkeit auf Gruppe Sechs, weil sie sich hier ereignete, wo sich Geheimhaltung und Schadensbegrenzung viel schwieriger gestalteten. Als er daran dachte, wie der Kongreß reagieren mochte, brachen seine Enttäuschung und Wut sich endlich Bahn. Sein Blick fiel auf Haslanger, der wahrhaftig wirkte, als ob er schmunzelte.
»Was haben Sie denn jetzt wieder für einen Murks gemacht?« brüllte Fuchs und packte den Greis am Arm.
Haslanger stand mit
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