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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gelesen.«
    Ducros gab ihm das Telegramm zurück. »Wunderschön. Ihr Aufenthalt in der Bretagne erklärt wenigstens Ihr unerträgliches Französisch. Aber im übrigen hilft uns nichts von alledem weiter. Abgesehen natürlich von einer skurrilen Tatsache. Dieser Autor phantastischer Studien, Demlixh, wie immer man dies ausspricht, umgibt sich bisweilen mit Druiden.«
    Baltasar schmunzelte; ein seltener Anblick von nicht eben erhebender Schönheit. »Druiden? So, so. Müssen bedeutende Druiden sein.«
    Ducros kratzte sich am Kopf. »Ich bin ja nur ein dummer Polizist und verstehe von all dem sehr wenig. Was halten Sie denn von seinen Büchern?«
    Matzbach schwieg. Er starrte in den Himmel und drehte die Nase in den Wind. »Ich weiß nicht so ganz«, sagte er dann. »Das ist ja eine Seuche geworden in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Charroux war, glaube ich, der erste, wenn man Leute wie Velikowsky beiseite läßt. Von dem haben eine ganze Reihe anderer abgeschrieben. Und jetzt eben dieser komische Rätoromane mit seinem seltsamen Namen Demlixh – muß ein Pseudonym sein. Ich kenne nur eines seiner Bücher gut und gründlich, weil die Abstrusität mich wirklich fasziniert hat. Er hat die Kunst der phantastischen Geschichtsforschung auf eine solche Höhe gebracht, daß jemand, der weniger wohlwollend und menschenfreundlich wäre als ich« – an dieser Stelle gluckste Ariane –, »auch durchaus von einem sich selbst speisenden und in sich geschlossenen Kreislauf höheren Blödsinns sprechen könnte.«
    »Welches Buch meinst du?«
    »Diese Erlkönig-Geschichte. Demlixh ist hingegangen und hat Goethe, die Edda und Wagner gut geschüttelt, eine obskure Quelle erfunden, angeblich eine irische Überlieferung dänischer Motive – seltsame Kombination, auf jeden Fall –, die für mich so aussieht wie ein Fantasy-Roman von Poul Anderson,
The Broken Sword
, und das ganze Sammelsurium dann in Zusammenhang mit irgendwelchen Indianerstämmen gebracht, die den Sirius verehren. Oder sind das Afrikaner? Ich weiß nicht. Jedenfalls kam er zu dem aufsehenerregenden Schluß, der Erlkönig sei ein außerirdischer Genetiker gewesen, und zwar vom Sirius, der für eine dekadente Rasse frisches Blut von der wilden Erde besorgte, indem er besonders gut gelungene Königskinder entführte und an ihrer Stelle entweder kleine tote Sirianer oder finstere Gestalten zurückließ, die später als Wechselbälger in die Historie eingingen.«
    Ducros schnaubte. »Ich glaube, ich sollte so etwas nicht lesen. Ich bin ein ernsthafter Mensch.«
    Ariane lachte. »Wenn Baltasar ein weniger unernster Mensch wäre, läse er so etwas auch nicht. Er macht sich aber das Vergnügen, zuerst solche Sachen zu lesen und sie hinterher mit eigenen Erfindungen garniert weiterzuerzählen. Ich glaube, zwischen dir und den Verfassern solcher Schwarten besteht eine Seelenverwandtschaft.«
    »Jedenfalls scheint Bronner bei ihm gewesen zu sein. – Ich habe aber noch etwas anderes auf dem Herzen. Dieses karthagische Testament ist bestimmt sehr interessant, wenn es echt ist. Wir können aber leider nicht mit Sicherheit davon ausgehen, daß Bronners Probleme mit dem Testament zusammenhängen. Vielleicht spielt es bei seinem Verschwinden überhaupt keine Rolle, und wir müssen in einer anderen Richtung suchen. Ich wüßte allerdings nicht, in welcher.«
    Ariane lächelte. »Vergiß nicht, was du sonst immer sagst: Die unwahrscheinlichen Zufälle sind immer mit dir. Vielleicht ist dieses dubiose Papier eine Art Zahnbürste, hinter der sich plötzlich ein gewaltiger Berg auftut, der nichts mit ihr zu tun hat.«
    Ducros ließ sich die Geschichte von der Zahnbürste erzählen und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Alles schön und gut, aber zunächst bleibt uns nichts übrig, als in dieser Richtung zu suchen.«
    »Sagen Sie, Commissaire«, sagte Matzbach halblaut, »warum interessiert die Sache eigentlich die französische Polizei? Ich meine, Sie werden ja nicht nur auf Grund meiner schönen Augen und meiner unqualifizierten Presseerklärungen hier Ihre Zeit vertrödeln, statt in Ihrem bequemen Büro in Marseille zu sitzen, wie?«
    »Na, hören Sie mal! Meine Motive sind ja wohl weniger wichtig als die Tatsache, daß ich mitmache, oder?«
    »Trotzdem würden Ihre Motive mich interessieren.«
    Ducros steckte sich eine unangezündete Zigarette in den Mundwinkel, zupfte einen Grashalm aus und betrachtete ihn aufmerksam mit gerunzelter Stirn. »Ach, das ist eine lange und

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