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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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steinig, also gab es nicht mal Wagenspuren.«
    Er zündete die nächste Zigarette am Stummel der vorigen an, hustete und spuckte aus. »Wie gesagt: Es kann nur Evaristo persönlich gewesen sein, aber fragen Sie mich nicht wie.«
    Matzbach rümpfte die Nase. »Sie meinen, er hat eine Ladung Kokain in Empfang genommen, Ihre Kollegen erschossen, die ihn beobachten wollten, und als er kontrolliert wurde, hatte er weder eine Waffe noch Kokain bei sich?«
    Ducros nickte griesgrämig. »Genau. Er hat auch nichts versteckt – man hat jeden Millimeter abgesucht. Rätsel über Rätsel!«
    »Haben Sie gar nichts gefunden an der Küste? Nicht wenigstens Treibholz oder so was?«
    Ducros betrachtete Baltasar aufmerksam. »Wieso? Haben Sie eine Idee?«
    »Nichts Bestimmtes. Da gibt es doch sicher einen Bericht, oder?«
    Ducros nickte. »Was Papierkrieg angeht, sind unsere Republiken nicht sehr verschieden, glaube ich.«
    »Können Sie mir das mal zeigen? Den Bericht, meine ich.«
    »Wenn Sie sich etwas davon versprechen.«
    Ariane warf ein: »Und was soll das alles mit dem karthagischen Testament und mit Bronner zu tun haben?«
    »Vermutlich nichts«, sagte Ducros.
    Baltasar nickte und stand langsam auf, wobei er sich dehnte und räkelte. »Ich bin kein junger Mann mehr; dieses Hocken führt immer dazu, daß mir die Beine einschlafen«, sagte er. Er stampfte auf den Boden, zog Grimassen und brach plötzlich wie ein Expreß-Elefant durch die umstehenden Büsche. Ariane und Ducros fuhren hoch; sie hörten Kampfgeräusche und einen kleinen Schmerzensschrei; dann tauchte Matzbach wieder auf. Neben ihm humpelte ein junger Mann, von dessen Schulter eine Kameratasche baumelte. Matzbach hatte ihm einen Arm auf den Rücken gedreht und dirigierte ihn mit leisen Druckänderungen.
    »Ich hatte ein- oder zweimal Äste knacken hören«, erklärte der Dicke. »Außerdem war da eine kleine Säule von Zigarettenrauch, wo eigentlich keine sein sollte. In Gesellschaft von Adleraugen sollte man seine unangebrachten Süchte unterdrücken.«
    Unsanft zwang er den Mann, sich auf den Boden zu setzen. Ducros musterte den Jungen mißbilligend. Er murmelte den Namen einer in Marseille erscheinenden Zeitung und sagte dann: »Césaire Maspoli, Sie können sich wohl auch nicht wie ein zivilisierter Mensch benehmen, nicht wahr? Sie sollten lieber über den Trainerwechsel bei Olympique oder die Preiserhöhungen bei frischen Fasanen schreiben.«
    Er seufzte. Baltasar ließ den verdrehten Arm los; mit einem lauten Stöhnen massierte der Reporter sich das Handgelenk. Er konnte nicht älter als sieben- oder achtundzwanzig sein und hatte lange schwarze Locken, die bis weit über den Kragen seines Nina-Ricci-Hemdes fielen; sein Gesicht, im Grunde fröhlich und offen, im Moment überlagert von einer mürrischen Trotzschicht, erinnerte ein wenig an John Travolta, verriet allerdings eine (aus dessen Gesicht nicht zu ermittelnde) normale Intelligenz.
    »Mann, müssen Sie so hart zupacken!«
    Matzbach hob die Brauen. »Müssen Sie sich hier herumdrücken? Konnten Sie nicht wie Ihre Kollegen nach unserem Gespräch vor dem Hotel einfach friedlich verschwinden?«
    Maspoli grinste. Die Schmerzen konnten nicht allzu stark sein. »Also, ich finde das kuhmäßig idiotisch, was Sie da im Hotel inszeniert haben. Die anderen sind vielleicht drauf reingefallen, aber ich doch nicht!«
    »Stolz ist er auch noch. Stolz und Dummheit pfeifen auf derselben Flöte«, kommentierte Ducros. Mit diesem Epigramm suchte er offensichtlich seine Ratlosigkeit zu bedecken. »Wieviel haben Sie gehört, Sie Schnüffler?«
    Maspoli schwieg. Er setzte wieder sein verstocktes Gesicht auf, obwohl ihm das Grinsen besser stand.
    Matzbach starrte ihm in die Augen, als hielte er ihn für ein Kaninchen und sich für eine Breitspurkobra. »Passen Sie mal auf. Sie Hampelmann«, sagte er. »Wahrscheinlich träumen Sie davon, einmal zur
Washington Post
zu gehen und reihenweise Präsidenten der einen oder anderen Republik zu stürzen. So wie Sie aussehen, haben Sie aber eher Ähnlichkeit mit einem Papagallo. Erstens sind Sie dumm. Wenn Sie sich schon wie ein Indianer anschleichen, sollten Sie mich nicht durch Rauchzeichen aufmerksam machen. Zweitens sind Sie unfähig. Indianer knacken nicht dauernd mit Ästen. Drittens sind Sie leichtsinnig; es könnte ja sein, daß Sie etwas Gefährliches hören. Gefährlich für Sie, meine ich damit. Viertens sehen Sie so aus, als wollten Sie gleich weinen, weil ich bei dem

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