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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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neben der Sammlung französischer, spanischer und italienischer Meister und einem Schatz griechischer und römischer Gefäße und Skulpturen in einem Flügel des ehemaligen Familienschlosses eine bemerkenswerte Sammlung phönizischer und karthagischer Münzen, Amphoren, Schalen, Fresken und anderer Funde aus dem Umfeld der alten Faktoreien in der Provence angelegt worden. Matzbach durchwanderte versonnen und unwissend die Gänge, Säle und Galerien. Schließlich bat er um ein kurzes Gespräch mit dem Leiter der phönizischen Abteilung.
    Man führte ihn zu einem Büroraum im Keller. Hinter der Tür weilte, wie ein kleines weißes Pappschild bekanntgab, der Archäologe Dr. Corvau.
    Baltasar begrüßte ihn. »Bonjour, Monsieur Corvau. Sind Sie der Phönizier unter den Gästen dieses Waldes?«
    Der Archäologe musterte ihn mißbilligend; offenbar hatte er keinen Sinn für Verfälschungen von La-Fontaine-Texten. Er stand hinter einem überladenen, dschungelartigen Schreibtisch, umgeben von Unidentifizierten Fund-Objekten und Bücherstapeln, Papierbergen, Kartons, Landkarten mit Fähnchen, einer Abbildung der Dame von Elche, einer schlechten Kopie der berühmten Hannibal-Büste und mehreren Schachteln Kleenex-Tüchern. Er konnte nicht viel älter sein als Anfang Vierzig; der Schnurrbart unter seiner Hakennase ging mit Hilfe lateraler Lichtungen in einen Kinnbart über, der ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit Pan oder anderen Ziegenböcken verlieh. Er trug Jeans und einen mehrfach gestopften dunkelgrauen Pullover, der von Papierschnipseln und musealem Staub übersät war. Auf dem Schreibtisch stand ein kleiner Schemel, auf diesem eine halbleere Milchflasche, neben der ein Päckchen Gitanes wie das letzte Detail eines überdimensionalen Schlachtengemäldes prangte.
    »Sie wünschen, Monsieur?«
    Baltasar zog wortlos das Testament des Mannes Maharbal in der lateinischen Version aus seiner Jacke und reichte es dem Archäologen.
    »Kennen Sie das?« sagte er dabei, ohne sich weiterer Förmlichkeiten zu befleißigen.
    Corvau warf einen unwirschen Blick auf das oberste Blatt, dann wurde er blaß und setzte sich. »Wo ... wie ... woher haben Sie das?«
    Baltasar nahm unaufgefordert Platz, nachdem er einen Stuhl von zusammengerollten und verschnürten Papieren befreit hatte. Die Mischung aus Neonlicht und Andeutungen des äußeren Tages in einem trüben Fensterchen knapp unter der Decke ließ ihn die Augen zusammenkneifen.
    »Warum fragen Sie? Kennen Sie das?«
    Corvaus Gesicht nahm langsam wieder Farbe an; aus seinen Augen war jedoch der Ausdruck des Erschreckens noch nicht gewichen.
    »Und ob ich das kenne. Es stammt von mir.«
    Baltasar ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. »Das ist interessant«, sagte er ohne große Betonung. »Wie ist es Ihnen denn abhanden gekommen, und woher hatten Sie es, wenn ich fragen darf?«
    Corvau rieb sich die Augen, nahm einen Schluck Milch aus der Flasche, bot Matzbach eine Zigarette an und nahm selbst eine. Er inhalierte ein paar Züge, ohne zu antworten.
    »Das ist eine längere Geschichte, Monsieur«, sagte er schließlich.
    »Erzählen Sie; ich habe Zeit.«
    Der Archäologe lehnte sich in seinem Bürosessel zurück, der zwischen den Altertümlichkeiten deplaciert wirkte.
    »Ich will es Ihnen gern erzählen, in einer kurzen Fassung. Dann möchte ich aber wissen, wie Sie zu diesen Papieren gekommen sind. Einverstanden?«
    Baltasar nickte. Corvau begann zu berichten. Vor etwas mehr als einem Jahr habe man beim Bau einer neuen Straßenbrücke über die Autobahn im Zuge von Ausschachtungsarbeiten ein Gewölbe freigelegt. Ein Teil des aus Ziegeln gemauerten Bauwerks sei bereits zerfallen gewesen, bevor die Bagger weiteres Unheil anrichteten. Der Bauleiter hatte angeordnet, an einer anderen Stelle weiterzubauen, und den nächsterreichbaren Archäologen alarmiert, Corvau.
    »Leider war nichts heil geblieben, alles zertrümmert, von der Zeit, vom Druck der Erdmassen, zuletzt vom Bagger. Ein zertrümmerter Sarkophag könnte einmal etwas enthalten haben, vermutlich eine Leiche, aber nur Trümmer waren übriggeblieben. Das einzige, was heil und interessant war, war eine Steinröhre, an beiden Enden mit Ton verschlossen.«
    Corvau kramte neben seinem Schreibtisch und hob dann mühsam und mit beiden Händen die Steinröhre hoch.
    »Ich habe die Tonpfropfen entfernt und fand Papyrus. Es war kaum etwas zu entziffern. Was immer der Schreiber als Tinte verwendet hatte, war verblichen. Natürlich war es

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