Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Exoarchäologe am nächsten Morgen an der entsprechenden Stelle auftauchte - nachdem die Sonne hoch genug am Himmel stand und sich die den Ausgrabungsort umgebende Wüste ausreichend aufgeheizt hatte, um ein ihm angenehmes Klima zu schaffen, das ihn nicht der Gefahr eines hypothermischen Schocks aussetzte.
Als Thranx konnte Pilwondepat seine starren Facettenaugen nicht vor Überraschung weit aufreißen, konnten die Mehrfachlinsen sich nicht weiten, aber seine Antennen schossen steil in die Höhe, und Pilwondepat stieß ein überraschtes Zirpen aus, als er einen Blick in die Grube warf.
Der Fund war sehr viel größer geworden. Offensichtlich waren die Menschen hinreichend fasziniert gewesen - oder womöglich war ›neugierig genug‹ die bessere Umschreibung-, um die ganze Nacht durch hier unten die Arbeit voranzutreiben. Holoness bestätigte Pilwondepats Verdacht, als er ihr am Rand der jetzt deutlich gewachsenen Ausgrabungsstätte begegnete.
»Wir dachten schon, wir hätten es ganz ausgegraben, auch wenn es ziemlich groß zu sein schien - das war gestern Abend zur Essenszeit.« Sie war formvollendet höflich, doch der Thranx bemerkte, dass die Fraujeden bewussten Kontakt mit ihm zu vermeiden suchte. Wie immer ließ er den sich darin verbergenden Affront gegen ihn unkommentiert. »Aber je mehr Erdreich und Felsen wir weggeschafft haben, desto größer wurde das Ding.« Sie machte eine Handbewegung hinunter in die Grube. »Soweit das irgendwer zu sagen weiß, sind wir nicht einmal annähernd fertig mit den Grabungsarbeiten.«
Die Grabungsstätte hatte jetzt eine Seitenlänge von etwa zwanzig Metern und würde noch größer werden. Jedes schwere Grabungsgerät des Lagers war in den Tiefen der stetig wachsenden Grube zum Einsatz gebracht worden. Während Laserbohrer Felsen in handhabbare Stücke schnitten und Schall-Disruptoren größere Gesteinsbrocken in Staub verwandelten, der leicht abgesaugt werden konnte, setzte das Team von Exoarchäologen feinere Werkzeuge am Rand des Artefakts ein. Weitere Vertiefungen auf der glänzenden, sanft gewellten Oberfläche waren so ans Tageslicht gebracht worden. Noch weitaus signifikanter war, dass diese Abfolge konkaver Wölbungen auf der östlichen Flanke des Artefakts verschwanden, um einer absolut flachen Oberfläche frei vonjeglichen Vertiefungen, Einkerbungen oder jedwedem anderen Makel Platz zu machen. Dort, wo Holoness und Pilwondepat sich befanden, mühte sich eine Gruppe von Arbeitern ab, ohne sich zu schonen, diese Plattform freizulegen - oder diesen Absatz, oder was immer diese absolut gleichförmige, glatte Fläche auch darstellen mochte.
»Wenn die nicht bald das Ende dieses Dings finden«, meinte die menschliche Weibliche, an den Thranx gewandt, »werden wir uns Gedanken darüber machen müssen, wohin wir das Lager verlegen.«
Pilwondepat signalisierte, dass er verstanden hatte; dann jedoch kam es ihm in den Sinn, die leicht nachzuahmende Geste des menschlichen Kopfnickens hinzuzufügen. »Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse, sirülp, aus welchen Material der Fund besteht?«
»In der Tat: ja! Mr Karasi hat gestern Abend noch die Erlaubnis gegeben, eine Probe für die Analyse zu nehmen. Das Ding hat sich wie verrückt dagegen gewehrt, bis wir schließlich einen Laser so haben einstellen können, dass sich ein winziges Stück herausschneiden ließ. Es ist tatsächlich ein vernetzter Keramikwerkstoff. Unglaublich hart, das Zeug. Das Kristallgitter ist einzigartig, und die Molekularstruktur ist sozusagen für die Ewigkeit gemacht. Es basiert auf elementarem Beryllium, und dann kommen nochjede Menge Metallsalze dazu. Sojedenfalls haben es mir die Laborheinis gesagt. Die reden nur noch davon und sind ganz aus dem Häuschen.«
Pilwondepat stellte keine Frage nach dem Zweck des Artefakts, denn der ließ sich kaum erfassen, solange der Fund nicht in seinem ganzen Ausmaß freigelegt worden war. »Man könnte natürlich jetzt schon die Vermutung äußern, es handle sich um ein Werk der Sauun - aber so ganz ohne Beweis …«
»Mr Karasi glaubt, er habe einen!« Die Bewunderung für die Fähigkeiten des Projektleiters, die in ihrer Stimme mitschwang, grenzte an Ehrfurcht - so jedenfalls kam es Pilwondepat vor. »Es gibt einen Tempel in der Ebene von Coruumat, der hat ein paar Innenwände, die das gleiche Muster, das gleiche Auf und Ab von Wölbungen und Vertiefungen aufweisen. Die konkaven Wellen haben auch in etwa die gleiche Höhe. Nur sind die in der Ebene aus
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