Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Probleme zu lösen.“
Miri,
die ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, stimmte ihr zu und ließ sich wieder vor
ihrem improvisierten Arbeitsplatz nieder.
„Dann
wollen wir uns mal um Drachenohren kümmern.“ Sie stellte Musik an.
Großstadtgeflüster. So, jetzt konnte sie arbeiten, dachte sie und griff nach
ihrem Werkzeug.
Drei
Stunden später stand sie, steif vom langen Sitzen, auf und räumte ihre Sachen
weg. Die verbliebene Knetmasse hatte sie in Plastikfolie verpackt, um ein
Austrocknen zu verhindern. Die Geräte standen gewaschen und fein säuberlich im
Glas eingestellt wieder auf der Fensterbank. Den modellierten Drachen hatte sie
mit vielen glänzenden Schuppen, ausgeschnitten aus der Metallfolie, versehen.
Den ließ sie zum Trocknen und Hartwerden auf dem Tisch stehen. Chili schärfte
sie ein, dem Tisch nicht zu nahe zu kommen. Unbeeindruckt sprang er auf ihr
Bett und schickte sich an, auf sie zu warten.
Während
sie im Badezimmer ihre Zähne putzte, hörte sie lautes Fauchen und noch ein
anderes Geräusch, das sie nicht einordnen konnte. Neugierig steckte sie den
Kopf aus dem Badezimmer. Das Fauchen kam definitiv von Chili, der mit
gesträubtem Fell und erhobener Pfote versuchte einen kleinen Minidrachen davon
abzuhalten, auf das Bett zu kommen. Maxi schlug heftig mit den Flügeln. Es sah
so aus, als ob sie sich gerade eben noch auf der Matratze befunden hatte, bevor
sie vom Kater rücklings wieder herunter bugsiert worden war. Das würde auch die
Größe des Drachens erklären. Wahrscheinlich hatte sie überhaupt nicht mit
Chilis Opposition gerechnet. Früher hatten sie oft so zusammen im Bett
geschlafen. Zusammengerollt wie eine kleine Katze hatte sie sich mit ihr unter
die Bettdecke gekuschelt. Das war jedoch die letzten vier Jahre Chilis Vorrecht
gewesen. Und er schien nicht geneigt, seinen Platz widerspruchslos an diesen
Fremdling abzutreten. Miri ging zurück ins Badezimmer und spuckte die Zahnpasta
ins Waschbecken. Sie beendete ihre Badezimmerroutine und kehrte zu den beiden
Streithähnen zurück. Klassisches Stand-Off, so wie sie die Situation
interpretierte. Sie klatschte in die Hände. Als sie die Aufmerksamkeit der
beiden hatte, beruhigte sie erst einmal Chili.
„Du
kannst dich entspannen, mein Großer. Niemand wird dir deinen Platz streitig
machen.“
Sie
hob eine Hand und unterbrach Maxi, die gerade zum Protest ansetzen wollte.
„Wir
haben genug Platz für Gäste.“
Sie
deutete vielsagend auf das Sofa. Maxi wollte noch einmal einen Versuch starten,
Miri umzustimmen, überlegte es sich dann aber anders, als sie deren strengen
Blick sah. Sie bedachte das Sofa mit einem ungnädigen Blick, rollte sich dann
aber in einer Ecke darauf zusammen und faltete die Flügel demonstrativ über das
Gesicht. Miri grinste, als sie den schmollenden Drachen sah. Irgendwie hatte
sie Maxi souveräner in Erinnerung. Allerdings war es auch leichter, ein Kind zu
beeindrucken. Spannende Zeiten sind das, dachte sie sich, als sie unter die
Bettdecke schlüpfte und sich an Chili kuschelte.
Drei
Stunden später beschloss sie, auf Spannung in ihrem Leben auch gut verzichten
zu können. Zumindest wenn daraus Schlaflosigkeit resultierte. Sie hatte sich
gefühlte hundertfünfzigmal von einer Seite zur anderen gewälzt. Der einzige,
der in ihrem Bett trotz ihrer Ruhelosigkeit fest zu schlafen schien, war Chili.
Sie seufzte. Das Gedankenkarussell in ihrem Kopf war einfach nicht zu stoppen.
Sehr präsent waren Erinnerungen an die Halloween-Nacht und ihre Ereignisse.
Nicht zu vergessen die beteiligten Personen.
„Matt…“
Unbewusst
flüsterte sie seinen Namen und erschrak, als sie ihre eigene Stimme plötzlich
hörte. Sie durchlebte die Nacht gedanklich wieder und wieder, bis ihr plötzlich
einfiel, dass er ihr am Morgen danach etwas da gelassen hatte. Eine Nachricht.
Ganz untypisch, wie sie schon damals fand. Weshalb hatte sie ihn nie angerufen?
Es war so viel los gewesen mit Kajas Umzug und dem Umbau des Hauses. Und sie
hatte sich ja auch ernsthaft vorgenommen, es einmal mit kompletter
Männerabstinenz zu versuchen. Ein bisschen zu spät, diese Einsicht, wie es
schien. Sie versuchte sich zu erinnern, was sie mit seiner Nummer gemacht
hatte. Eingesteckt hatte sie den Zettel doch sicherlich.
Ohne
Licht zu machen, stand sie auf, um sich ein Glas Wasser zu holen. Sie stellte
sich damit ans Fensterbrett und schaute hinaus auf die verlassene Straße,
während sie mit gierigen Schlucken trank. Wollte sie Matt denn
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