Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
ätherisches Johnny Depp-Double.“
Kaja
versuchte ernst zu bleiben, scheiterte jedoch kläglich. „Wenn du es so
formulierst...“
„Eben.“
„Gut.
Dann versuche ich hier, mit diesem Johnny Depp-Double zu Rande zu kommen,
während du versuchst, Crocodile Dundee zur Vernunft zu bringen.“
„Nee.
Das kann der ganz schön alleine machen. Erst dann sehen wir weiter.“
Kaja
war zufrieden mit dieser Aussage. Es war schon ein ganz schöner Schritt weg von
dem ‚ich-bringe-ihn-bei-der-nächstbesten-Gelegenheit-um’-Licht, welches zu
Anfang dieser Notfall-Drachenschwester-Sitzung in ihren Augen geglommen hatte.
Sie wusste nicht, wie die beiden sich organisieren würden. Aber dass sie sich
irgendwie würden arrangieren müssen, stand bei einem gemeinsamen Kind und
gemeinsamen engen Freunden außer Frage.
05.
Februar 2013
Mathias
zermarterte sich seit Tagen das Hirn nach einer Idee, wie er sich mit Miri
versöhnen könnte. Er verstand selbst nicht, was in den letzten Wochen in ihn
gefahren war. Normalerweise hatte er eine sehr gelassene Einstellung gegenüber
anderen und dem Leben im Allgemeinen. Irgendwie schien ihm Miri sehr unter die
Haut gegangen zu sein. Ob er das gut finden sollte, war er sich nicht so
sicher. Bis jetzt schien die einzige spürbare Auswirkung davon zu sein, dass er
sich wie ein Hornochse benahm. Es fragte sich, wie ihr das Leben im
Pächterhäuschen gefiel, nachdem sie jetzt eingezogen war. Nachdenklich nahm er
eines der Fichtenbretter, die bei ihm in der gemieteten Werkstatt standen zu
Hand und strich mit der Hand darüber. Als erstes würde er ihr ein Bettchen
zimmern. Für das Kleine. Ob es nun von ihm war oder nicht, schlafen musste es
auf jeden Fall. Mathias schmunzelte, während er skizzierte, Abmessungen vornahm
und die Säge ansetzte. Die vertraute Arbeit erdete ihn und half ihm beim
Sortieren seiner Gedanken. Langsam fand er zu seiner gewohnten Ruhe zurück. Die
Briefe. Das war ganz witzig gewesen, der Briefkontakt. Obwohl er keine Ahnung
gehabt hatte, wer sie war. Er hielt inne. Das wäre ein Versuch wert. Er könnte
versuchen, den Kontakt über Briefe wieder herzustellen. Durch die Langsamkeit
und den persönlichen wie zeitlichen Abstand, die diese altmodische Art der
Kommunikation mit sich brachte, wäre sie vielleicht eher bereit, ihm zuzuhören.
Von neuer Zuversicht erfüllt, verbrachte er die nächsten drei Stunden in der
Gesellschaft von Holz, Säge und Schleifpapier.
06.
Februar 2013
Am
nächsten Tag machte er sich gegen Mittag auf den Weg. Er hatte gestern gefühlte
fünf Stunden damit verbracht, die richtige Formulierung für den Begleitbrief zu
finden – in Wirklichkeit waren es vermutlich eher zwei gewesen. Als er um die
letzte Kurve fuhr, erblickte er ein Auto, das am Straßenrand verdeckt zwischen
den Bäumen stand. Merkwürdig. Wer parkte sein Fahrzeug mitten im Wald? Wie das
Auto eines Forstmitarbeiters oder Wildhüters sah es nicht aus. Er hielt daneben
an, um es sich genauer anzuschauen. Eine Zürcher Autonummer. Ein unbehagliches
Gefühl stieg in ihm auf. Mathias setzte sich wieder in sein Auto und legte das
letzte Stück bis zum Hof zurück. Er beschloss, einmal um das ganze Gelände zu
gehen. Ein wenig Bewegung tat ihm gut. Während seines Rundgangs fiel ihm nichts
auf. Alles erschien ruhig und friedlich wie immer. Vielleicht hatte auch einer
der wenigen Nachbarn seltsamen Besuch.
Am
Ende wäre Mathias fast über den Mann gestolpert. Er lag am Rande einer
Böschung, gut getarnt durch seine beige Kleidung, im Gras, ungefähr fünfzig
Meter vom Haus entfernt und beobachtete mit Hilfe eines Feldstechers das Haus.
„He“,
rief Mathias. „Was machen Sie denn da?“
Erschrocken
richtete der Unbekannte sich auf und drehte sich in die Richtung, aus der
Mathias’ Stimme gekommen war. Als der Mann nicht antwortete, sondern ihn nur
aus dunklen Augen kalt fixierte, machte Mathias einen Schritt auf ihn zu. In
dem Moment, als er ihn beinahe erreicht hatte, zog der Mann hinter seinem
Rücken einen Stock hervor und schwang ihn gegen Mathias Knie. Er wich dem
Schlag aus und erwischte den Stock mit beiden Händen. Mit einem Ruck zog er
daran. Der andere kam ins Stolpern, ließ dann den Stock leider los und gab
Fersengeld Richtung Tal, wo sein Auto stand.
Ungläubig
starrte Mathias dem Fremden hinter her. Ein Stalker? Auf dem Randen? Zum Glück
hatte er diesen Kontrollgang gemacht. Jetzt wusste der andere, dass das keine
gute Idee war. Wenn sie Glück hatten, kam er
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