Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Achterbahn war ein Dreck
dagegen. Die Nachwirkungen des überraschenden Kusses spürte sie immer noch in
ihrem Blut. Resolut verdrängte sie diese unwillkommenen Erinnerungen. Das
Vernünftigste war, wenn sie erst mal versuchten Freunde zu sein. Sie kannten
sich ja eigentlich gar nicht. Sie nickte entschlossen. Das würde sie ihm auch
so erklären. Sie war sich sicher, ihn davon überzeugen zu können, amouröse
Komplikationen erst einmal beiseite zu lassen.
„Richtig“,
ertönte Maxis Stimme, gewürzt mit einer gehörigen Portion Ironie, in ihrem
Kopf. „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Dazu musst du deine Finger von
dem gutaussehenden Mann lassen.“
Miri
verdrehte die Augen. Irgendwie war sie der Illusion aufgesessen, wenn sie die
Drachin nicht sah, würde die auch nichts mitbekommen. „Ha ha. Hörst du schon
lange mit?“
„Lange
genug um zu wissen, dass du endlich ein wenig stolz auf dich bist. Gut so,
Mädchen. Ich bin es nämlich auch.“ Blätter raschelten. Sie materialisierte sich
in einem Wirbel aus Sternen und ließ sich elegant auf dem Stein neben Miri
nieder.
„Dann
weißt du Bescheid, dass wir morgen abreisen.“
„Prima.
Es wird höchste Zeit, dass ich mich wieder um Nepomuk kümmern kann.“
„Ja,
ich vermisse den kleinen Kerl auch.“ Sie stand auf und klopfte sich Staub von
ihrem Hinterteil. Sie hängte sich bei ihrem persönlichen Fabelwesen ein. „Und
nur damit das klar ist: Halte dich aus meinem Liebesleben raus.“
„Liebesleben?
Welches Liebesleben denn? Ich dachte, es würde keines geben.“
„Mein
nichtexistentes Liebesleben meine ich natürlich.“
„Aha.“
Miri
warf ihr einen Seitenblick zu. „Ich meine das ernst. Sonst kümmere ich mich um
deines!“
Maxi
legte sich verwundert eine Hand auf die Brust. „Um meines?“, fragte sie
unschuldig.
„Genau.
Um deines. Welches natürlich auch nichtexistent ist“, antwortete sie
verschmitzt.
Maxi
beschloss klugerweise, das Thema nicht weiter zu verfolgen. Das wäre ja noch
schöner, wenn sich plötzlich ihr Schützling in dracheninterne Angelegenheiten
mischen würde.
Kapitel 40
10. April 2013
Miri war auf
ihrer Veranda mit der Fertigstellung eines neuen Schmuckstücks beschäftigt, als
das Telefon läutete. Sie beschloss es zu ignorieren. Der Frühling hatte auch in
der Schweiz Einzug gehalten. Um die warmen Temperaturen und den Frühling zu
genießen, hatte sie es sich angewöhnt, auf ihrer Veranda zu arbeiten statt im
Atelier. Das bedeutete allerdings auch, dass sie hier draußen war und das
Telefon drinnen. Wer auch immer es war, konnte später wieder anrufen. Seit zwei
Wochen war sie schon wieder zurück und konnte sich seither vor Aufträgen kaum
retten. Wenn das so weiter ging, würde sie einen Auftragsstopp einlegen müssen.
Wer hätte das gedacht. Es kam ihr nicht ungelegen, dass sie so beschäftigt war.
Dadurch hatte sie eine tolle Ausrede, um nicht mit Mathias zu sprechen. Lange
würde sie die Aussprache allerdings nicht mehr aufschieben können. Aber das war
ein anderes Thema. Sie hoffte nur, die Arbeit auch zu schaffen, wenn der Wurm
da wäre.
Maxi,
die unermüdlich einen Ball warf, damit ihn Nepomuk holen und zurückbringen
konnte, räusperte sich vernehmlich.
„Ja-ha,
ist ja gut! Das Drachenkind.“ Als wenn es eine Rolle spielen würde. Schließlich
war die Bezeichnung Wurm durchaus liebevoll gemeint. Manchmal konnte so ein
bevormundender Drache ganz schön nerven.
„Ich
kann dich hören“, ließ sie Maxi schnaubend wissen.
„Das
ist auch gut so“, murrte Miri.
„Du
willst doch nicht, dass dein Kind einem Wurm ähnlich sein wird, oder?“, hakte
die Drachin belehrend nach.
„Ehrlich
gesagt möchte ich auch nicht, dass mein Kind einem Drachen ähnlich ist, wenn du
mich schon so fragst“, antwortete sie aufsässig. Sie sah dabei nicht von ihrer
Arbeit auf.
So
verpasste sie, dass ein besorgter Ausdruck über Maxis Züge huschte. Nach einer
kurzen Unterbrechung zuckte sie mit ihren Flügeln und nahm ihr Spiel mit
Nepomuk wieder auf. Sie konnte es sowieso nicht ändern. Nur versuchen, die
beiden so gut wie möglich zu beschützen. Den Chihuahua wenigstens plagten keine
Sorgen. Solange er bei seinem Drachen schlafen und Zorro am Ohr ziehen konnte
sowie dreimal täglich sein Futter bekam, war seine Welt in Ordnung.
Versuchsweise
legte Nepomuk den Ball vor Miris Füße. Sie blickte auf und kraulte ihn hinter
den Ohren. „Dein Caddy ist dort drüben.“ Sie deutete auf den Drachen.
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