Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
bis zum Ende bei ihr zu bleiben und sein Leben für sie zu geben. Lieber würde er im Kampf sterben, als an diesen Leiden zugrunde zu gehen!
Und nun schlang sie ihre Arme wie eine Ertrinkende um seinen Hals, und er durfte ihren Körper an den seinen drücken. Er hätte sie küssen mögen, bis die Welten vergingen. Und nicht nur küssen! Andere Bedürfnisse drängten sich fordernd in sein Bewusstsein. Wie weit konnte er gehen? Würde er sie erschrecken? Damals am See hatte sie ihm durchaus den Eindruck gemacht, sie könne die fleischlichen Lüste genießen!
Der Nachtwind frischte auf. Ihn störte die Kühle nicht, aber Rolana würde frieren. Ein weiches Bett und eine ganze lange Nacht warteten auf sie, in der sie die Drachen und bösen Magier dieser Welten vergessen würden.
»Komm, gehen wir zurück«, flüsterte er in ihr Haar. »Ich möchte dich die ganze Nacht in meinen Armen halten. Wir fliehen in unsere eigene Welt, wo es nur uns beide gibt. Dich und deine weiche Haut, dein wundervolles Haar, deinen Mund.« Wieder küsste er sie. Dieses Mal versteifte sie sich, machte sich aus seinen Armen los und wich zurück, bis sie kaum mehr einen Schritt von der Felskante entfernt stand, die hinter ihr in die Schwärze der Nacht abfiel. Für einen Moment hatte Cay die grausige Vision, sie würde sich in den Tod stürzen.
»Rolana, nicht!«, hauchte er entsetzt. »Was ist? Komm zu mir.«
Sie starrte ihn mit vor Schreck geweiteten Augen an. »Das hätte ich nicht tun dürfen! Der heilige Mann hat es mir gesagt.«
»Was hat er dir gesagt? Dass du mich nicht küssen darfst?« Es fiel Cay schwer, seine Ungeduld zu unterdrücken. Was war nun wieder in sie gefahren?
Rolana schüttelte wie in Trance den Kopf. Cay wäre gern zu ihr gegangen und hätte sie von der Kante der Klippe weggeführt, doch er wagte nicht, auch nur den Arm zu bewegen, aus Angst, sie zu einem unbedachten Schritt zu verleiten.
»Du wirst Glück, aber auch viel Leid erfahren, und du wirst dieser Welt mehr schenken, als sie dir zurückgeben kann.«
»Ja und?« Cay zuckte mit den Schultern. »Er hat nicht gesagt, dass du dein Leben lang allein sein musst.«
»Nein, du verstehst nicht«, schrie sie. »Ich werde das Leid auf mich nehmen müssen, das Solano mir prophezeit hat! Und wenn ich dich in meine Nähe lasse, dann reiße ich dich mit ins Unglück.«
Cay hob noch einmal die Schultern. »Das riskiere ich.«
»Du weißt nicht, was du sagst«, fauchte sie. »Ich werde im entscheidenden Moment nicht stark genug sein – und sterben.«
»Wir alle werden sterben, das ist der Lauf der Dinge. Und wenn es die Götter so haben wollen, dass wir in Erfüllung unserer Aufgabe früh abberufen werden, nun, dann sei es so.« Er trat mit einem schnellen Schritt zu ihr und schlang den Arm fest um ihre Taille.
»Jedenfalls bist du nicht dazu bestimmt, heute von dieser Klippe zu stürzen«, sagte er, als er sie mit sich zog. Rolana wehrte sich, aber er ließ sie erst los, als sie wieder auf dem Pfad standen. Ihr Atem ging keuchend, doch langsam beruhigte sie sich, während sie neben ihm den dunklen Weg in die Stadt zurückging. Cay begann gerade, Hoffnung zu schöpfen, dass dieser Anfall nicht von Bedeutung gewesen war, als Rolana wieder zu sprechen begann. Nun war ihre Stimme klar und gefasst.
»Cay, ich würde dich gerne lieben, doch die Götter haben das nicht vorgesehen. Es wird dich ins Unglück stürzen, wenn ich es zulasse. Es war ein Augenblick der Schwäche dort oben auf der Klippe, weiter nichts. Ich werde dafür sorgen, dass es nicht noch einmal dazu kommt. Glaub mir, es ist besser für dich, wenn ich es gar nicht erst geschehen lasse. Ich würde dir zu viel Leid zufügen. Gute Nacht, lieber Freund.«
Sie wandte sich ab und ging ins Haus. Cay blieb wie erstarrt vor der Tür stehen. Egal, ob er sein Lager aufsuchen würde oder nicht, in dieser Nacht könnte er keinen Schlaf finden. Steifbeinig ging er davon. Er dachte nicht darüber nach, wohin er ging. Er landete am Strand, und seine Stiefel bohrten sich in den nassen Sand, den die Ebbe zurückgelassen hatte.
Zuerst war er wie tot, kalt und ohne Gefühle, einfach fassungslos, da er nicht begreifen konnte, was an diesem Abend geschehen war. Zu hoch waren die Gefühle erst in die Höhe des Glücks gelodert, nur um unvermittelt in die Verdammnis hinabgeschleudert zu werden.
Dann wurde er wütend. Was bildete Rolana sich ein, darüber zu entscheiden, ob sie ihn unglücklich machen durfte oder nicht? Sie
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