Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
und so weiter zur Verfügung stellen. Das ist für uns sehr wichtig – in gewisser Hinsicht sogar wichtiger als die Michelinsterne, die hier Geschichte schreiben –, weil wir damit junge Menschen ansprechen können, die vielleicht schon bald unsere Gäste sind, den Club und die Restaurants hier besuchen oder uns auch in Zukunft zur Eventplanung heranziehen. Durch diese Feiern haben wir die Chance, eine treue Anhängerschaft schon früh an uns zu binden.«
»Verstanden.« Ich wollte nur noch weg, und die Sache mit dem Abschlussball machte es nicht besser.
»Das ist im Moment alles.«
»Ich kümmere mich sofort darum«, versprach ich und stand mit der Schachtel und dem mitgebrachten Material in der Hand auf. »Das hier sind die Artikel über das Capone.« Ich legte die Ausdrucke auf den Schreibtisch. »Und die Fotos aus dem Tresor wurden schon auf den Bildschirm im Eingangsbereich geladen.«
»Sehr gut, danke.«
Dann fiel mir wieder ein, was ich da in der Tasche hatte. Ich holte den Scheck hervor und schob ihn ihr ebenfalls entgegen. »Und wir haben ein Bild aus der Galerie verkauft. Die 12 x 18-Fotografie von 1908. Ich habe dem Kunden erklärt, dass ich wegen des Preises noch mit Ihnen sprechen muss. Sind 10000 Dollar angemessen?«
Während ich schon auf dem Weg nach draußen war, warf sie einen Blick auf den Scheck.
»Ich denke … schon.« Dann erstarrte sie, als sie den Namen auf dem Papier entdeckte. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass er schon wieder da war?«, fauchte sie. Ihr hitziger Zorn jagte mir kalte Schauder über den Rücken. Als ich mich zu ihr umdrehte, starrte sie mich aus bleiernen Augen an, und die Muskeln in ihrem Nacken waren zu dicken Tauen angespannt.
»Das … das mache ich doch gerade«, erwiderte ich so ruhig und selbstsicher, wie ich konnte. Offensichtlich versuchte sie jetzt, sich am Riemen zu reißen.
»In Ordnung«, stieß sie mit erstickter Stimme hervor. »Geh!« Sie war so eiskalt, dass ich einen Moment lang wie festgefroren dastand, aber dann kam ich wieder zu mir und hastete hinaus, während sie den Scheck auf den Schreibtisch sinken ließ und mit demselben toten Blick ihre Papiere anstarrte.
23
Nicht menschlich, sondern teuflisch
L ance und ich arbeiteten schweigend in unserem Büro in der Galerie. Er nahm den Computer in Beschlag und bereitete E-Mail-Einladungen vor, während ich mich am anderen Ende des Tisches daranmachte, die Umschläge per Hand zu adressieren. Wir hörten sie nicht hereinkommen, sondern spürten ihre Anwesenheit vielmehr. Irgendwann lag eine gewisse Anspannung in der Luft, und da stand sie auch schon in der Tür. Sie widmete Lance nur einen flüchtigen Blick – lang genug, um ihn nervös zu machen – und richtete ihre Worte dann an mich.
»Haven, ich möchte gerne, dass du Mr Marlinson das Foto persönlich überreichst. Bei so einem großzügigen Angebot finde ich ein kleines Dankeschön angemessen. Überbring ihm bitte diese Nachricht zusammen mit dem Bild, Erdbeeren mit Schokoladenüberzug und einer Flasche Champagner.« Ihre Hand zitterte nur ganz kurz, als sie mir einen verschlossenen Umschlag reichte.
»Natürlich.« Ich stand vom Stuhl auf und griff danach.
Sie marschierte hinaus, drehte sich dann aber noch einmal um und verkündete: »Und zwar so schnell wie möglich.«
Sobald sie verschwunden war, warf Lance mir einen Blick zu, in dem Wie schafft die das bloß, sich so anzuschleichen? geschrieben stand, und schüttelte den Kopf.
»Das erledige ich besser sofort.«
Er nickte nur, denn dazu gab es nichts mehr zu sagen.
Meine Aufgabe führte mich in die Küche des Capone, das den Zimmerservice übernahm, und somit in Dantes Nähe. Vielleicht konnte ich jetzt kurz mit ihm sprechen, auch wenn im anliegenden Lokal viel los war und ich wusste, dass das Personal jetzt zur Frühstückzeit alle Hände voll zu tun hatte.
Ich grüßte die anderen Küchenhilfen herzlich, obwohl sie mich ignorierten und stattdessen weiter hackten, würfelten, schnitten und anrichteten. Auf den Herden war jede einzelne Platte mit Omeletts in verschiedenen Phasen ihrer Entstehung belegt. Überall wurde gebrutzelt, getoastet, gemixt und geschlagen. Für eine so einfache Bestellung würde ich hier niemanden belästigen, vor allem deshalb, weil ich die Anweisung ein wenig abändern wollte – ich würde Mr Marlinson keine Erdbeeren mit Schokolade mitbringen, nichts, an dem man hier womöglich rumgepfuscht hatte. Ein Koch half mir, den passenden Champagner
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